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Schweinfurt
Stellenabbau und Kurzarbeit: So ist die Lage bei SKF und Bosch Rexroth in Schweinfurt
Während sich der Stellenabbau bei SKF wie geplant fortsetzt, befinden sich Betriebsrat und Unternehmensspitze bei Bosch Rexroth in der heißen Verhandlungsphase.
Nach der angekündigten Abspaltung des Automobilgeschäfts beim schwedischen Wälzlagerhersteller SKF, machte sich zunächst Verunsicherung innerhalb der Belegschaft breit.
Foto: Anand Anders | Nach der angekündigten Abspaltung des Automobilgeschäfts beim schwedischen Wälzlagerhersteller SKF, machte sich zunächst Verunsicherung innerhalb der Belegschaft breit.
Marcel Dinkel
 |  aktualisiert: 09.11.2024 02:30 Uhr

Nachdem die Automobilzulieferer ZF und Schaeffler die Ausweitung der Kurzarbeit sowie den Abbau von hunderten Stellen verkündet haben, bleibt die Lage auch innerhalb der anderen großen Industriebetriebe in Schweinfurt weiter angespannt. "SKF ist wie die meisten Marktbegleiter weiterhin mit der anhaltenden Wirtschaftsschwäche in Deutschland und Europa konfrontiert", erklärt Holger Laschka, Pressesprecher von SKF Schweinfurt. 

Aufgrund der gesunkenen Auslastung hat der Konzern in den vergangenen zwei Jahren 500 Arbeitsplätze sozialverträglich am Standort Schweinfurt abgebaut. Weitere 400 sollen bis Ende 2025 folgen. Was die Auslastung in Schweinfurt betrifft, geht es laut dem Betriebsratsvorsitzenden Norbert Völkl weiter in die falsche Richtung. "Im Windbereich haben wir nach wie vor nur minimale Aufträge", so Völkl. Aber auch in anderen Bereichen gehe die Auslastung zurück. 

Um auf die gesunkene Auslastung zu reagieren und Kurzarbeit zu vermeiden, jongliere das Unternehmen das Personal derzeit dorthin, wo man es brauche. "Das ist natürlich schon eine Zusatzbelastung für die Mitarbeiter", sagt Völkl. Auf der anderen Seite würden dadurch harte Ankündigungen wie Kündigungen oder Arbeitszeitabsenkungen vermieden.

Kurzarbeit könnte auch bei SKF kommen

"Mit den Mitteln, wie wir sie jetzt anwenden, kommen wir gut klar", sagt Völkl. Der Betriebsrat rechnet dennoch damit, dass man den Einstieg in die Kurzarbeit bei SKF noch in diesem Jahr erleben werde. "Aber nicht flächendeckend und nur in besonders betroffenen Bereichen." Bei anhaltend schlechter Konjunktur seien laut Unternehmen Maßnahmen wie Kurzarbeit in einzelnen Bereichen möglich. "Genauere Aussagen hierüber können derzeit nicht getroffen werden", so Pressesprecher Laschka.

Der Wälzlagerhersteller hatte kürzlich die Abspaltung seines Automobilgeschäfts verkündet. Ziel ist ein Börsengang des Automotive-Geschäfts im ersten Halbjahr 2026. Gleichzeitig hat der Konzern in den vergangenen Monaten Teile der bisher in Schweinfurt produzierten Wälzlager und weiterer Komponenten in die Abnehmerländer nach Asien verlagert.

Aus Schweinfurt werden derzeit Teile der Fertigung nach Polen und Bulgarien verlegt. Dass die Abspaltung des Automobilgeschäfts personelle Konsequenzen hat, zeichnet sich laut Betriebsrat derzeit allerdings nicht ab. Mit Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland beschreibt Völkl die Stimmung innerhalb der Belegschaft als verhalten. "Es wird nicht besser, aber ich hoffe es natürlich." Zu Beginn des Jahres 2024 hatte SKF 3500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Standort Schweinfurt.

Bosch Rexroth: Betriebsrat und Unternehmen verhandeln

Eine Erholung des Geschäfts ist auch bei Bosch Rexroth nicht in Sicht. "Die wirtschaftliche Situation in Schweinfurt ist weiterhin angespannt", heißt es seitens der Pressestelle des Unternehmens. Man spüre eine deutliche Investitionszurückhaltung der Kunden; die Unsicherheit bleibe in der Branche insgesamt hoch.

Sebastian Schierling, Betriebsratsvorsitzender bei Bosch Rexroth Schweinfurt, gibt sich zuversichtlich über die bevorstehenden Verhandlungen zwischen Unternehmen und Mitarbeitervertretung.
Foto: Anand Anders | Sebastian Schierling, Betriebsratsvorsitzender bei Bosch Rexroth Schweinfurt, gibt sich zuversichtlich über die bevorstehenden Verhandlungen zwischen Unternehmen und Mitarbeitervertretung.

Um auf die sinkende Nachfrage zu reagieren, kündigte der Konzern Anfang des Jahres an, 240 Stellen bis Ende 2028 in Schweinfurt abbauen zu wollen. Neben Schweinfurt sind auch weitere Standorte in der Region betroffen. An den Plänen zum Abbau hält das Unternehmen laut dem Betriebsratsvorsitzenden Sebastian Schierling weiterhin fest. "Für den Standort Schweinfurt hat sich die Situation seit der Verkündigung nicht verschärft", sagt Schierling. Der Aufschwung lasse zwar nach wie vor auf sich warten, der Auftragseingang sei jedoch nicht weiter eingebrochen.

Länge des Auslastungsrückgangs dramatisch

Allerdings, so Schierling, sei die Länge, über die sich die schlechte Auslastung hinziehe, mittlerweile dramatisch. "Wir befinden uns leider weiterhin in der Arbeitszeitabsenkung." Alle Bereiche im Unternehmen seien davon betroffen. In den vergangenen Monaten haben sowohl die Arbeitgeberseite als auch die Beschäftigten in Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat Vorschläge erarbeitet, um auf die Lage zu reagieren. "Da sind gute Vorschläge dabei", bekräftigt Schierling.

Man befinde sich nun in der heißen Phase der Verhandlungen, meint Schierling. Während das Unternehmen vor allem auf Flexibilität pocht, geht es den Arbeitnehmervertretern vor allem darum, die Wertschöpfung am Standort Schweinfurt zu erhalten. "Die Situation ist angespannt, aber wir haben ein hohes Vertrauen und Rückhalt in der Belegschaft, dass wir vernünftige Verhandlungen führen." Der Betriebsrat rechnet bis Ende des Jahres mit ersten positiven Ergebnissen.

Am Standort Schweinfurt beschäftigt Bosch Rexroth aktuell 1300 Mitarbeitende; weitere 370 im Werksteil Volkach. In Schweinfurt entwickelt, produziert und vertreibt der Konzern Komponenten und Systeme der Lineartechnik. 

 
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  • Jürgen Huller
    Deutschland hat sich zu sehr von einer Branche abhängig gemacht. Nun schwächelt diese aufgrund verfehlter Modellpolitik. Das zieht jetzt seine Kreise. Die Krisenmeldungen kommen allesamt von direkten Zulieferern aus der Automobilindustrie.

    Es gibt da noch einen anderen Autobauer, der ebenfalls in Deutschland produziert, dem offensichtlich die angeblich hohen Lohn- und Energiekosten in Deutschland egal sind.

    Tesla hat nun schon zum zweiten Mal in diesem Jahr die Löhne und Gehälter für seine Angestellten erhöht, zusätzlich übernimmt man 500 Leiharbeiter in eine Festanstellung.

    https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/tesla-in-gruenheide-vier-prozent-mehr-gehalt-fuer-12-000-beschaeftigte-110090502.html

    Was macht Tesla wohl falsch, dass man hier nicht in das allgemeine Gejammere der Schlüsselbranche einstimmen muss?

    Die Antwort ist offensichtlich: Missmanagement und Innovationslosigkeit sind die Ursachen der Krise, nicht "die Politik" oder die Standortbedingungen.
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  • Peter Fischer
    Es wäre interessant zu wissen, wie die Löhne bei Tesla im Vergleich zu VW sind.
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  • Erich Spiegel
    Deutschland und (Europa) stecken in der größten Krise seit dem 2. Weltkrieg. Nein, ich bin kein Prophet des Weltuntergangs. Die schonungslose Feststellung der eigenen Situation ist die Voraussetzung für sinnvolles Handeln. Die Fakten sprechen für sich. Man sehe sich nur die Großprojekte in China an. Es wurden Millionenstädte aus dem Nichts gestampft. Mit westlicher Hilfe, dummerweise. Man glaubte an „Wandel durch Handel“. Aber wir werden uns wandeln, sind Übernahmekandidaten. Die Kombination aus Diktatur und freier Marktwirtschaft funktioniert erschreckend gut. Die Stadt Shenzen entwickelte sich in 30 Jahren von der Größe Schweinfurts zu einer 12 Mio. Metropole (Quelle Siehe Wikipedia. Also 6x die Einwohnerzahl Thüringens). Wie uns die Chinesen sehen: Laut Chinesischer Lesart gibt es zwei Arten von Menschen. Die Menschen „innerhalb“ des Reichs der Mitte und die „außerhalb“. Mit „Innerhalb“ sind die Chinesen gemeint. „Außerhalb“ der Rest der Welt.
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  • Bernd Schuhmann
    Lasst uns erst einmal abwarten. Friedenswirtschaft war schon immer für die normalen arbeitenden Menschen gut.

    Bitte einmal die Geschichte der letzten 200 Jahren verstehen.

    Wer Wirtschaftshistorie lesen kann , kann auch Entwicklungen in der heutigen Zeit prognostizieren.
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  • Erich Spiegel
    Die Hoffnung stirbt zuletzt. Nur ihr "normal arbeitender Mensch" hat in der Diktatur nichts zu melden. In HongKong waren Millionen auf der Straße. Genutzt hat es nichts. Wenn die jetzige und nächste Generation die Demokratie erhalten will wird sie kämpfen müssen wie Generationen vor uns. Ob das unserer satten, selbstgefälligen Gesellschaft gelingt ist zweifelhaft. Zu den satten und zufriedenen gehöre ich selbst auch. Muss ich ehrlicherweise eingestehen.
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  • Peter Fischer
    Das bezweifle ich. Wer kann schon Trumps Wirtschaftspoliti vorhersagen - und deren Auswirkungen auf Europa.
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  • Klaus - Peter Eschenbach
    Sollte Trump die Wahl in den USA gewinnen, leider sieht es so aus, dann ist der derzeitige Stellenabbau ein Tropen auf den heißen Stein. Dann werden wir eien Hurikan in der Wirtschaft erleben denn sich kein Mensch vorstellen kann
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  • Helga Scherendorn
    Trump gewinnt freilich, dann schaut er zuerst mal nach seinem Land und das ist aus Ammisicht richtig! Wir sind mal wieder viel zu sehr abhängig von solchen Ländern, einmal ist es der böse Putin, jetzt der Trump und der Chinamann. Deutschland kann leider außer sich selbst abschaffen nichts mehr alleine.
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  • Stefan Wolz
    "Während das Unternehmen vor allem auf Flexibilität pocht, geht es den Arbeitnehmervertretern vor allem darum, die Wertschöpfung am Standort Schweinfurt zu erhalten. "
    Dem Unternehmen geht es sicherlich auch um die Wertschöpfung. Was kann aber eine Gewerkschaft in so einer Situation tun ?
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  • Peter Fischer
    Z.B Mäßigung bei Lohnforderungen zeigen?
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