
Nachdem die Automobilzulieferer ZF und Schaeffler die Ausweitung der Kurzarbeit sowie den Abbau von hunderten Stellen verkündet haben, bleibt die Lage auch innerhalb der anderen großen Industriebetriebe in Schweinfurt weiter angespannt. "SKF ist wie die meisten Marktbegleiter weiterhin mit der anhaltenden Wirtschaftsschwäche in Deutschland und Europa konfrontiert", erklärt Holger Laschka, Pressesprecher von SKF Schweinfurt.
Aufgrund der gesunkenen Auslastung hat der Konzern in den vergangenen zwei Jahren 500 Arbeitsplätze sozialverträglich am Standort Schweinfurt abgebaut. Weitere 400 sollen bis Ende 2025 folgen. Was die Auslastung in Schweinfurt betrifft, geht es laut dem Betriebsratsvorsitzenden Norbert Völkl weiter in die falsche Richtung. "Im Windbereich haben wir nach wie vor nur minimale Aufträge", so Völkl. Aber auch in anderen Bereichen gehe die Auslastung zurück.
Um auf die gesunkene Auslastung zu reagieren und Kurzarbeit zu vermeiden, jongliere das Unternehmen das Personal derzeit dorthin, wo man es brauche. "Das ist natürlich schon eine Zusatzbelastung für die Mitarbeiter", sagt Völkl. Auf der anderen Seite würden dadurch harte Ankündigungen wie Kündigungen oder Arbeitszeitabsenkungen vermieden.
Kurzarbeit könnte auch bei SKF kommen
"Mit den Mitteln, wie wir sie jetzt anwenden, kommen wir gut klar", sagt Völkl. Der Betriebsrat rechnet dennoch damit, dass man den Einstieg in die Kurzarbeit bei SKF noch in diesem Jahr erleben werde. "Aber nicht flächendeckend und nur in besonders betroffenen Bereichen." Bei anhaltend schlechter Konjunktur seien laut Unternehmen Maßnahmen wie Kurzarbeit in einzelnen Bereichen möglich. "Genauere Aussagen hierüber können derzeit nicht getroffen werden", so Pressesprecher Laschka.
Der Wälzlagerhersteller hatte kürzlich die Abspaltung seines Automobilgeschäfts verkündet. Ziel ist ein Börsengang des Automotive-Geschäfts im ersten Halbjahr 2026. Gleichzeitig hat der Konzern in den vergangenen Monaten Teile der bisher in Schweinfurt produzierten Wälzlager und weiterer Komponenten in die Abnehmerländer nach Asien verlagert.
Aus Schweinfurt werden derzeit Teile der Fertigung nach Polen und Bulgarien verlegt. Dass die Abspaltung des Automobilgeschäfts personelle Konsequenzen hat, zeichnet sich laut Betriebsrat derzeit allerdings nicht ab. Mit Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland beschreibt Völkl die Stimmung innerhalb der Belegschaft als verhalten. "Es wird nicht besser, aber ich hoffe es natürlich." Zu Beginn des Jahres 2024 hatte SKF 3500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Standort Schweinfurt.
Bosch Rexroth: Betriebsrat und Unternehmen verhandeln
Eine Erholung des Geschäfts ist auch bei Bosch Rexroth nicht in Sicht. "Die wirtschaftliche Situation in Schweinfurt ist weiterhin angespannt", heißt es seitens der Pressestelle des Unternehmens. Man spüre eine deutliche Investitionszurückhaltung der Kunden; die Unsicherheit bleibe in der Branche insgesamt hoch.

Um auf die sinkende Nachfrage zu reagieren, kündigte der Konzern Anfang des Jahres an, 240 Stellen bis Ende 2028 in Schweinfurt abbauen zu wollen. Neben Schweinfurt sind auch weitere Standorte in der Region betroffen. An den Plänen zum Abbau hält das Unternehmen laut dem Betriebsratsvorsitzenden Sebastian Schierling weiterhin fest. "Für den Standort Schweinfurt hat sich die Situation seit der Verkündigung nicht verschärft", sagt Schierling. Der Aufschwung lasse zwar nach wie vor auf sich warten, der Auftragseingang sei jedoch nicht weiter eingebrochen.
Länge des Auslastungsrückgangs dramatisch
Allerdings, so Schierling, sei die Länge, über die sich die schlechte Auslastung hinziehe, mittlerweile dramatisch. "Wir befinden uns leider weiterhin in der Arbeitszeitabsenkung." Alle Bereiche im Unternehmen seien davon betroffen. In den vergangenen Monaten haben sowohl die Arbeitgeberseite als auch die Beschäftigten in Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat Vorschläge erarbeitet, um auf die Lage zu reagieren. "Da sind gute Vorschläge dabei", bekräftigt Schierling.
Man befinde sich nun in der heißen Phase der Verhandlungen, meint Schierling. Während das Unternehmen vor allem auf Flexibilität pocht, geht es den Arbeitnehmervertretern vor allem darum, die Wertschöpfung am Standort Schweinfurt zu erhalten. "Die Situation ist angespannt, aber wir haben ein hohes Vertrauen und Rückhalt in der Belegschaft, dass wir vernünftige Verhandlungen führen." Der Betriebsrat rechnet bis Ende des Jahres mit ersten positiven Ergebnissen.
Am Standort Schweinfurt beschäftigt Bosch Rexroth aktuell 1300 Mitarbeitende; weitere 370 im Werksteil Volkach. In Schweinfurt entwickelt, produziert und vertreibt der Konzern Komponenten und Systeme der Lineartechnik.
Es gibt da noch einen anderen Autobauer, der ebenfalls in Deutschland produziert, dem offensichtlich die angeblich hohen Lohn- und Energiekosten in Deutschland egal sind.
Tesla hat nun schon zum zweiten Mal in diesem Jahr die Löhne und Gehälter für seine Angestellten erhöht, zusätzlich übernimmt man 500 Leiharbeiter in eine Festanstellung.
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/tesla-in-gruenheide-vier-prozent-mehr-gehalt-fuer-12-000-beschaeftigte-110090502.html
Was macht Tesla wohl falsch, dass man hier nicht in das allgemeine Gejammere der Schlüsselbranche einstimmen muss?
Die Antwort ist offensichtlich: Missmanagement und Innovationslosigkeit sind die Ursachen der Krise, nicht "die Politik" oder die Standortbedingungen.
Bitte einmal die Geschichte der letzten 200 Jahren verstehen.
Wer Wirtschaftshistorie lesen kann , kann auch Entwicklungen in der heutigen Zeit prognostizieren.
Dem Unternehmen geht es sicherlich auch um die Wertschöpfung. Was kann aber eine Gewerkschaft in so einer Situation tun ?