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Schweinfurt
Betroffenheit und Ängste bei SKF-Beschäftigten in Schweinfurt: Der Wälzlagerhersteller spaltet das Unternehmen auf
2026 soll das Automobilgeschäft von SKF abgespaltet werden. In zwei Betriebsversammlungen erfuhren die Beschäftigten in Schweinfurt von den Plänen.
SKF leitet die Abspaltung seines Automotive-Geschäftes ein. Der Verwaltungsrat in Göteborg hat für die Aufspaltung des Konzerns in zwei Unternehmen grünes Licht gegeben.
Foto: René Ruprecht | SKF leitet die Abspaltung seines Automotive-Geschäftes ein. Der Verwaltungsrat in Göteborg hat für die Aufspaltung des Konzerns in zwei Unternehmen grünes Licht gegeben.
Irene Spiegel
 |  aktualisiert: 28.09.2024 02:36 Uhr

SKF leitet die Abspaltung seines Automotive-Geschäfts ein. Der schwedische Wälzlagerhersteller will weltweit seine Geschäftsbereiche Industrie und Automobil trennen. Ziel ist ein Börsengang des Automobilgeschäftes im ersten Halbjahr 2026.

Die Nachricht aus Göteborg habe bei den Beschäftigten in Schweinfurt große Betroffenheit ausgelöst, sagt Norbert Völkl, der Betriebsratsvorsitzende, gegenüber dieser Redaktion. In zwei kurzfristig einberufenen Betriebsversammlungen am Montag wurde die Belegschaft über die Pläne des Unternehmens informiert. Die Standortleitung war laut Völkl anwesend.  

Welche Auswirkungen die Aufspaltung von SKF für die Beschäftigten haben wird, lässt sich laut Völkl noch nicht abschätzen. Es gebe jedoch Ängste bei den Mitarbeitenden. Viele Fragen seien in den beiden Betriebsversammlungen offen geblieben, das Management habe sie nicht beantworten können. 

"SKF und das deutsche Management nehmen die Bedenken der Belegschaft ernst", sagt SKF-Pressesprecher Holger Laschka auf Nachfrage. Der bevorstehende Umbau des Konzerns werde in enger Abstimmung mit der Mitarbeitervertretung stattfinden, die Bedürfnisse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werde man berücksichtigen. Die strategische Entscheidung der SKF-Gruppe eröffne beiden Geschäftsbereichen – Industrial und Automotive – Chancen, sich voneinander unabhängig nach vorne zu entwickeln, teilt die Standortleitung mit.

SKF gehört zu den größten Arbeitgebern in Schweinfurt

Der Bereich Automotive macht neben dem starken Industriegeschäft in Schweinfurt einen wesentlichen Teil des Umsatzes der SKF GmbH mit den Werken in Schweinfurt, Lüchow und Mühlheim aus. Konkrete Umsatzzahlen gibt das Unternehmen nicht heraus. Auch bezüglich der Beschäftigten könne man noch keine genauen Zahlen nennen, sagt Laschka.

SKF gehört in Schweinfurt zu den größten Arbeitgebern. Rund 40.000 Beschäftigte hat der schwedische Wälzlagerhersteller weltweit – 6000 davon in Deutschland und allein 3500 in Schweinfurt, dem Hauptsitz der SKF GmbH Deutschland. SKF produziert hier auch Großlager für Windkraftanlagen.

Betriebsrat stellt sich in Schweinfurt auf viele Verhandlungen ein

Auf den Betriebsrat komme jetzt ganz viel Arbeit zu, sagt dessen Vorsitzender Norbert Völkl. Alle für das Gesamtunternehmen bestehenden Betriebsvereinbarungen und -verträge müssten neu verhandelt werden. Viele Fragen tun sich hier auf. Zum Beispiel, ob der neue Unternehmenszweig tarifgebunden sein wird. Oder ob sich Löhne und Gehälter ändern werden.

"Das ist das größte Projekt in meiner gesamten Betriebsratstätigkeit", sagt Völkl. Der gelernte Maschinenschlosser und Industriemeister ist seit 45 Jahren bei SKF beschäftigt, 28 Jahre davon als Betriebsrat, 19 Jahre als dessen Vorsitzender.

SKF sieht die Aufspaltung des Unternehmens als mutige Entscheidung für die Zukunft

In einer Pressemitteilung des Unternehmens wird auf die im Februar 2022 vorgestellte neue Geschäftsstrategie verwiesen, ein autonomeres Automobilgeschäft zu schaffen, um strategische Flexibilität zu bieten. Rickard Gustafson, Präsident und CEO bei SKF, wird mit den Worten zitiert: "Wir müssen mutige Entscheidungen treffen." Die Abspaltung des Automobilgeschäftes sei eine dieser Entscheidungen.

Eine Abspaltung würde Automotive in die Lage versetzen, sich schneller an die sich wandelnden globalen Automobilmärkte anzupassen, heißt es in der Presseinformation. Auch für die Sparte Industrie sieht die Konzernleitung Vorteile. Die Betriebsabläufe könnten stärker auf die Bedürfnisse der Kunden ausgerichtet und so das Wachstum beschleunigt werden.

 
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  • Stefan Fuchs
    25% mehr Lohn wäre jetzt die richtige Antwort seitens der Gewerkschaft .
    "Gute Arbeit, muss gut bezahlt werden."
    Satire Ende.
    Die Parolen gehen mir auf die Nerven!
    Sehe noch die tausenden Beschäftigten von ZF und SKF vor meinem imaginären Auge ,wie sie ihre Solidaritätsbekundungen mit den Beschäftigten des" Josefs" kundtaten.

    Neh, mein Mitleid mit überbezahlten Industriebeamten hält sich in Grenzen.
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  • Erich Spiegel
    SKF verkauft nun den Automobilbereich, vermutlich an ausländische Investoren. Indien? China? Diese machen dann die Drecksarbeit d.h. Abbau von Arbeitsplätzen. Ob diese Investoren den Produktionsstandort Schweinfurt erhalten werden? Die wissen doch ganz genau, dass sie im Ausland billiger produzieren können. Manches Unternehemen wurde nur gekauft um bei den Kunden dieses Unternehemn den Fuss in die Tür zu bekommen. Irgendwann später hat man den Laden dicht gemacht. Mal abwarten. Vielleicht kommt es ja anders. Hoffentlich. Von der Gewerkschaft kamen und kommen leider mit Forderungen nach kräftigen Lohnerhöhungen die falschen Signale. Wirtschaft ist zum großen Teil Vertrauen. Auch wenn man es nicht gerne hört, eine Nullrunde beim Lohn die nächsten Jahre wäre ein Akt des Vertrauens an die Unternehmen wie SKF. Besser ein (immer noch) guter bezahlter Job in der Industrie als demnächst umschulen in den Niedriglohnbereich.
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  • Peter Koch
    Immer dieses Gewerkschaftsbashing, gerade so als ob man in Deutschland nur Hungerlöhne verdienenen dürfte um sich davon teure Produkte leisten zu können. Made in Germany, Japan oder Europe braucht halt auch entsprechende Löhne.
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  • Peter Koch
    Was ich weiß wird ein großer Teil, wenn nicht der größte Teil, der SKF Automotive Teile in China und sonstwo gefertigt weil die Automilindustrie unglaublich geizig ist. Somit dürfte es für Schweinfurt nicht schlecht sein wenn dieser unrentable Geschäftszweig abgespalten wird.
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