Als "Musterfall demokratischer Beteiligung" bezeichnete Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé all die Diskussionen, Beratungen und Entscheidungen rund um das Projekt der Landesgartenschau 2026. In zahlreichen Ausschüssen habe die LGS "viele Runden gedreht". Nun stimmte der Stadtrat richtungsweisend für die Ausrichtung des Großprojektes. Zuvor waren die Gremiumsmitglieder am Eingang des Konferenzzentrums von einer Demonstrantengruppe empfangen worden. Die Bürgerinitiative gegen die Landesgartenschau machte mit 20 Anhängern deutlich, dass sie die LGS verhindern will. Allem Protest zutrotz steht nun ein Fahrplan für die nächsten Jahre fest. Die Landesgartenschau findet 2026 in Schweinfurt statt.
Knapp zwei Stunden diskutierten die Stadträte im Konferenzzentrum Maininsel über die Zukunft jener Landesgartenschau, die die Gemüter seit Jahren erhitzt. Mit einer Mehrheit von 24 aus 42 Stimmen setzte sich schließlich die schwarz-grüne Koalition durch. Die Anträge von FDP und Zukunft./ÖDP, wonach die Stadt aus den Plänen aussteigen solle, wurden abgelehnt. Hauptkritikpunkt der Opposition war die Finanzierung des Großprojektes in Zeiten finanzieller Schieflage. Doch der Reihe nach.
Brettin sieht LGS als "integralen Bestandteil der strategischen Stadtentwicklung"
Als "integralen Bestandteil der strategischen Stadtentwicklung" beschrieb Baureferent Ralf Brettin zu Beginn der Sitzung das Vorhaben abermals. Die Landesgartenschau setze Impulse für den Klimaschutz, das soziale Miteinander, den Tourismus und den Imagegewinn der Stadt Schweinfurt. Unter dem Motte "Ein Sommer für immer" könne die LGS etwa auch Schauplatz für Wissenschaft, Kunst oder Industrie sein. Eines sei dabei besonders wichtig: "Die LGS soll nicht nur ein erfolgreiches Ausstellungsjahr werden", so Brettin.
Doch die vorgetragenen Vorteile reichten nicht aus, um die Kritiker verstummen zu lassen. So begrüßte SPD-Stadtrat Ralf Hofmann zwar die grundsätzlich formulierten Ziele. "Hierfür wird der Hebel LGS aber nicht gebraucht." Auch Ulrike Schneider (Zukunft./ÖDP) kritisierte die Pläne der Stadtverwaltung erneut. "Warum Millionen ausgeben für einen Park, den man in Form eines Stadtwaldes für einen Bruchteil des Geldes erhalten würde." Wer angesichts der finanziellen Lage für die LGS stimme, tue es aus Prestige-Gründen oder wegen einer Koalitionsvereinbarung. "Vernunft kann es nicht sein", so Schneider. Auch Linke, FDP und Freie Wähler sprachen sich erneut gegen die Landesgartenschau aus.
"Grünes Band" durch Korrespondenzprojekte
Die schwarz-grüne Koalition dagegen begrüßte die Pläne. Als Eine "Investition in die Zukunft" bezeichnete Stadtrat Stefan Funk (CSU) das Vorhaben, ein "beachtliches Stadtentwicklungsprojekt" nannte es Holger Laschka (Grüne). Dabei hat sich das Konzept in letzter Zeit noch einmal deutlich verändert. Demnach wird die Landesgartenschau nur noch auf dem zehn Hektar großen Bürgerpark im Bereich der ehemaligen Ledward Barracks stattfinden. Einem "grünen Band" gleich soll die Landesgartenschau aber auch in die Stadt hineingetragen werden. Dazu dienten die vom Stadtrat ebenfalls gebilligten Korrespondenzprojekte.
Zu diesen gehört der Theodor-Fischer-Platz. Dieser sei wichtig für die Grünvernetzung der Konversionsflächen mit den angrenzenden Quartieren, hieß es. Von einer Sanierung des Platzes mit den beiden Spielplätzen und dem Aufenthaltsbereich sollen die Anwohner profitieren. Ebenfalls als Korrespondenzprojekt gilt der Schelmsrasen, welcher derzeit eine weitestgehend versiegelte Verkehrsfläche ist. Durch die Entsiegelung und Begrünung des Platzes sowie durch die Pflanzung einer Baumreihe soll daraus eine durchgängig begrünte Straße werden. Außerdem soll der Schelmsrasen als Fahrradstraße ausgewiesen werden.
LGS soll Entsiegelung vorantreiben
Auch der Spitalseeplatz soll durch die Entsiegelung und eine "maximal mögliche Begrünung" zum Bestandteil eines zusammenhängenden Grünsystems werden. Zudem wird er in die Radverkehrsplanung integriert. Bislang wurde nur der erste Bauabschnitt der Gutermann-Promenade
verwirklicht. Durch die Realisierung der fehlenden Bauabschnitte im Zuge der Landesgartenschau werde der Main direkt zugänglich und der Mainradwanderweg verbessert, heißt es weiterhin.
Beschlossen wurden im Kontext der Landesgartenschau außerdem zwei Modellprojekte im Städtebau. Im südwestlichen Bereich des Kessler Field wird das Modellvorhaben "Klimaanpassung im Wohnungsbau" realisiert, dafür hat die Stadt bereits den Zuschlag bekommen. Mit der Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes bewirbt sich Schweinfurt zudem für die Aufnahme in das Modellprogramm "Klimaanpassung in urbanen Räumen" zur Förderung von Parks und Grünanlagen. Als Ausrichterin der Landesgartenschau hat die Stadt Schweinfurt größte Chancen, den Zuschlag für dieses Förderprogramm zu erhalten, heißt es von Seiten der Stadtverwaltung.
Stadt behält sich "Ausstiegsszenarien" vor
Zur ganzen Wahrheit gehört auch, dass die neuen LGS-Plänen gewisse "Ausstiegsszenarien" beinhalten. Demnach kann die Stadt zu vereinbarten Zeiten bei einer deutlichen Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage aus den Planungen wieder aussteigen. "Wenn sich die wirtschaftliche Situation derart verschlechtert, steht der Beschluss auch weiterhin auf dem Prüfstand", betonte OB Remelé. Dennoch forderte er alle Stadträte dazu auf, den gefassten Beschluss nun auch zu akzeptieren.
Die Stadtverwaltung schätzt die reinen Investitionskosten für die Gestaltung der Landesgartenschau auf rund 10,6 Millionen Euro. Dazu kommen weitere Kosten für die Durchführung. Der Freistaat Bayern soll die Ausrichtung dabei mit fünf Millionen Euro fördern, weitere Förderungen durch die EU sind laut Stadt zudem nicht ausgeschlossen, aber noch unsicher. Gibt es all diese Zuschüsse und so viele Besucher wie erwartet, könnte die Stadt nach Berechnungen der Verwaltung mit Kosten von 4,7 Millionen rechnen. Kommen sie nicht, wären es 7,7 Millionen Euro.
Als nächster Schritt soll Mitte Dezember 2020 die Bekanntmachung des landschaftsplanerischen Realisierungswettbewerbs für den Bürgerpark folgen. Der Stadtrat stimmte mehrheitlich ebenfalls der Gründung einer GmbH mit der Bayerischen Landesgartenschaugesellschaft zu.
Benennen wir ihn doch um in "Industrie- und Wirtschaftsmeister."
Den Bürgern erklärt er, es sei kein Geld für Schulen, Sportstätten, Soziales, Vereine aber ein Prestigeobjekt braucht er dringend.
Wo sind denn jetzt die Stimmen von den Grünen und SPD, man hört gar nichts!
Die Stadträte sind mit fremdschämen beschäftigt...
Ich finde dass Schweinfurt hier bestens ausgestattet ist und sich gut entwickelt hat im Vergleich zu Kitzingen, Würzbug oder gar Bad Kissingen.
Ich hätte mir von der Opposition etwas mehr Kreativität in Sachen Mut oder Innovation oder gar einbringen von Akzenten gewünscht als nur Ablehnung! Ok, Frau S mag halt das Wäldchen so sehr... aber das ist ja nichts neues