
Seit dem 10. August ist die Hahnenhügelbrücke als wichtige Schweinfurter Mainquerung für den Verkehr gesperrt. Der Grund: Einer der Stahlträger unterhalb der Brücke weist Korrosionsschäden auf. Für viele Pendlerinnen und Pendler, die die Brücke als wichtigen Zugang zur Innenstadt nutzten, ein Albtraum.
Denn: viele befahren statt der offiziellen Umleitung über Oberndorf jetzt die Maxbrücke, um ins Stadtgebiet zu gelangen. Gerade zu Stoßzeiten kommt es hier deshalb zum Teil zu langen Verkehrsstaus. Aber auch für Polizei und Rettungsdienst sind die Brücken wichtige Zufahrtswege zu Einsatzorten. Wie wirkt sich die Verkehrssituation auf ihre Anfahrtszeiten aus?
Rettungskräfte nutzen zum Teil Alternativrouten
Bei der Integrierten Leitstelle (ILS) in Schweinfurt mache sich die angespannte Verkehrssituation seit Sperrung der Hahnenhügelbrücke durchaus bemerkbar, sagt deren kommissarischer stellvertretender Leiter Jürgen Ruß. Die Leistelle alarmiert und koordiniert nach eigenen Angaben die Einsatzkräfte von Rettungsdienst und mehreren hundert Feuerwehren in den Regionen Schweinfurt, Bad Kissingen, Haßberge und Rhön-Grabfeld.
Zu spüren sei der zähe Verkehr rund um die Baustelle und deren Umleitungen gerade im Bereich "des nicht zeitkritischen Krankentransportes", sagt Ruß. Also Einsätze, die nicht die Notfallrettung unter Einsatz von Blaulicht und Martinshorn betreffen. Hier käme aktuell "wie für alle anderen Verkehrsteilnehmer auch, ein entsprechen zeitlicher Verzug dazu", so Ruß.
Das minimiere zeitweise die Verfügbarkeit der Einsatzkräfte und -fahrzeuge, weshalb diese zum Teil auf Alternativrouten ausweichen würden. Hierfür seien die Verantwortlichen im Vorfeld informiert und die Sperrung im Einsatzleitsystem der Leitstelle hinterlegt worden, erklärt Ruß.
Ähnliches gelte für die Feuerwehren. "Für den Bereich der Feuerwehr sind die Kreisverwaltungsbehörden für die Alarmplanung zuständig. Diese haben im Vorfeld entsprechende Anpassungen vornehmen lassen", so Ruß.
Richtiges Fahrverhalten gerade auf der Schweinfurter Maxbrücke wichtig
In der Notfallrettung seien hingegen trotz Staus kaum zeitliche Auswirkungen zu spüren. "Hier kommt es vor allem auf die richtige Reaktion der Verkehrsteilnehmer an", stellt Jürgen Ruß klar. Besonders wichtig sei das auf der temporär beengten Maxbrücke. "Gerade auf der Maxbrücke, nach Wegfall der Busspur, bedeutet das, nicht unbedingt anzuhalten, sondern so weit vorzufahren, dass sie auf Seite fahren können und nicht durch das Anhalten den Weg zusätzlich zu versperren", sagt Ruß.

Das funktioniere soweit gut, denn trotz des zähen Verkehrs schaffe es die Leitstelle, die Planungsgröße von zwölf Minuten Anfahrtszeit zum Einsatzort "in der Regel zu halten", bilanziert Ruß. Einsatzfahrzeuge für den Zeitraum der Sperrung an strategisch günstig gelegene Standorte jenseits der Brücke zu verlagern, um von dort aus schneller Einsatzorte erreichen zu können, sei deshalb bislang nicht notwendig gewesen.
Schweinfurter Polizei meldet keine Störungen
Bei der Schweinfurter Polizei sieht man die Situation ebenfalls gelassen. "Uns sind keine Störungen bekannt, dass die Kollegen wegen der Baustellen länger zum Einsatzort bräuchten", sagt Timo Barthel von der Polizeiinspektion Schweinfurt. Da die Streifenfahrzeuge in der Regel immer von unterschiedlichen Standorten zum jeweiligen Einsatzort aufbrechen, seien Vergleiche der Anfahrtszeit ohnehin nur schwer möglich, meint Barthel.
"Es kommt immer drauf an: Wo ist gerade das Streifenfahrzeug, wenn der Anruf kommt? Egal, ob die Hahnenhügelbrücke oder die Maxbrücke offen sind oder gesperrt, ob Baustelle ist oder nicht, das ist immer Zufallsprinzip", sagt er. Auch seiner Ansicht nach käme es im Einsatzfall vor allem auf das richtige Verhalten der Verkehrsteilnehmenden an.
Dass Beamtinnen und Beamte diesbezüglich im Bereich der besonders belasteten Maxbrücke jüngst Probleme gehabt haben könnten, sich einen Weg zu bahnen, sei ihm nicht bekannt. Eine generelle Umfahrung des aktuell staugefährdeten Bereichs sei deshalb nicht vorgesehen – man bleibe beim Prinzip des direkten Weges.