Was soll werden aus den 123 katholischen Kirchen im Dekanat Schweinfurt, aus den vielen Pfarrheimen und Pfarrhäusern? Nicht alle werden bei schwindenden Katholikenzahlen künftig noch in ihrer Größe und Anzahl gebraucht, aber kirchliches Leben soll dennoch weiter vor Ort bleiben. Wie das gehen soll? Fragen, bei denen die Kategorisierung der Kirchenimmobilien durch die Diözese Würzburg eine der Antworten sein soll. Die aber auch Widerspruch erfährt.
In etlichen katholischen Pfarrgemeinden rumort es. Die Einstufung der Gebäude als Grundlage für künftige Zuschüsse bei Baumaßnahmen bewegt die Menschen. Vielen stößt die rein wirtschaftliche Betrachtung sauer auf. Andere können nicht nachvollziehen, dass die Diözese nach ihrer Ansicht die Veränderungen positiv darstellt. "Es ist doch etwas Trauriges, etwas aufzugeben, in das Generationen Kraft und Geld hineingesteckt haben", sagt Pfarrer Eugen Daigeler, Moderator im Pastoralen Raum Schweinfurter-Oberland. "Ich wehre mich dagegen, dass wir es uns schönreden". Seine Frage: "Was strahlt das aus? Tragen wir nicht dazu bei, noch weniger verstanden zu werden?"
Noch steht nicht überall die endgültige Einstufung fest, von A wie überörtlich bedeutsam bis E wie Zweitkirche, die anders genutzt werden soll. Aber sicher ist, dass die örtlichen Kirchenstiftungen viele Gebäude nicht mehr werden halten können, bei einem geplanten Regelzuschuss von nur 50 Prozent für die durchschnittliche Dorfkirche, mit C kategorisiert.
Stadt und Landkreis Schweinfurt, vereint im katholischen Dekanat, sind in sechs Pastorale Räume eingeteilt: Schweinfurter Oberland-Seliger Liborius Wagner, Schweinfurt Nord-West, Schweinfurter Mainbogen, Werneck, Gerolzhofen und die Stadtpfarrei Heilig Geist Schweinfurt. In den Räumen sind jeweils mehrere Pfarreiengemeinschaften (PG) zusammengeschlossen.
Verlängerung für die Stadtpfarrei Schweinfurt
Seit Jahresbeginn läuft der Prozess der Kategorisierung, die Vorschläge des Bischöflichen Ordinariats wurden in den Räumen bekanntgegeben, zum Teil heftig abgelehnt, zum Teil zur Kenntnis genommen, zum Teil Gegenvorschläge gemacht. Die Rückmeldungen wurden Ende des Sommers nach Würzburg gesandt, bis auf die der Stadtpfarrei Schweinfurt. "Sie bekommt eine Verlängerung bis Ende des Jahres", erklärt Jürgen Emmert, Leiter der diözesanen Projektgruppe Immobilienkategorisierung. "Man braucht dort mehr Zeit."
Welche und wie viele der neun Kirchen mit Pfarrsälen und –häusern künftig gebraucht und finanziert werden, ist noch nicht klar. "Ich höre da viele blanke Gerüchte", sagt Domkapitular Christoph Warmuth, Administrator der Stadtpfarrei Heilig Geist. Er will erst Konzepte erstellen. "Wir haben für unser ‚Projekt 2040‘ eine Arbeitsgruppe gegründet, in der wir Perspektiven erarbeiten, wie das kirchliche Leben in den Stadtvierteln organisiert werden kann. Denn es braucht die Nähe zu den Menschen." Allerdings muss er auch registrieren, dass sich die Katholikenzahl in Schweinfurt massiv verringert hat: von 28.000 im Jahr 2000 auf 18.000 im Jahr 2020.
Aktuell haben einige Pastorale Räume schon ihre Antwortbriefe aus Würzburg mit der endgültigen Gestaltung erhalten, etwa der Pastorale Raum Gerolzhofen mit seinen 37 Kirchen. Nur eine, die Spitalkirche in Gerolzhofen, ist als E-Kirche eingestuft, die profaniert werden und nur noch für die Verkehrssicherheit 70 Prozent Zuschuss erhalten soll.
Pro Pfarreiengemeinschaft gibt es eine B-Kirche. Dem "Steigerwalddom" in Gerolzhofen wurde als zweite Kirche im Dekanat die Kategorie A mit überörtlicher Bedeutung zuerkannt, neben Heilig Geist in der Stadt Schweinfurt. Aber egal ob A, B oder C-Kirchen: Es gibt gleichermaßen 50 Prozent Zuschuss bei Sanierungen oder Instandhaltungen.
Sandsteinplatten fallen von der Fassade
Auch der Raum Werneck mit seinen drei PGs und 18 Dörfern hat die endgültige Einstufung bereits erhalten. Als B-Kirchen sind Werneck, Essleben und Waigolshausen eingestuft, sagt Moderator Pfarrer Jürgen Thaumüller, der Rest sind C-Kirchen. Allerdings plagt ihn die Sorge um die große Wernecker Kirche von 1967, bei der die Sandsteinplatten von der Fassade fallen könnten. 1,2 Millionen Euro soll die Außensanierung kosten. Bei einem Regelzuschuss von 50 Prozent der Kosten wäre das immer noch eine Riesensumme für seine Gemeinde. Denn erst 2017 wurde das Pfarrzentrum neu gebaut, das noch abfinanziert werden muss.
Nur die Pfarrhäuser Werneck und Schwanfeld werden bis 2040 benötigt, wenn es laut Planung noch zwei Priester im Raum geben soll. "Andere Pfarrhäuser sind vermietet, dienen als Bücherei oder Seminarräume", so Thaumüller. Oder sie werden an Privat verkauft, wie in Schleerieth.
Als Pfarrheime stehen Werneck und Schwanfeld fest. Für Essleben, Wipfeld und Ettleben ist der Bedarf noch zu klären. Sicher ist aber, dass Waigolshausen keinen Zuschuss mehr erhält. "Für die Verantwortlichen ist das natürlich ein Verlust", weiß Thaumüller. Man müsse jetzt sehen, wo gemeinsame Nutzungen möglich seien.
Barocke Kirche in Bergrheinfeld wird zur Hauptkirche
Noch keinen Brief aus Würzburg hat neben dem Schweinfurter Oberland und Schweinfurt-Nordwest auch der Raum Schweinfurter Mainbogen mit seinen drei PGs und 13 Orten erhalten. Dort gibt es in Bergrheinfeld die Problematik zweier Kirchen. Den Vorschlag der Diözese, die barocke Kirche Maria Schmerz zur Hauptkirche zu machen, hat die Kirchenverwaltung akzeptiert, erklärt Kirchenpfleger Joachim Beringer. Sie erhält B-Status in der PG "Zu den Frankenaposteln im Maintal". Denn Bergrheinfeld ist die größere katholische Gemeinde gegenüber Grafenrheinfeld.
Die neue Bergrheinfelder Sankt Bartholomäus-Kirche von 1970 am Ortsrand soll anders genutzt werden. "Allein die Heizkosten belaufen sich jährlich auf über 10.000 Euro", weiß Beringer. "Dort müsste zudem für einen höheren sechsstelligen Betrag saniert werden." Eine Idee, was mit dem Gebäude geschehen soll, gibt es noch nicht.
Dass das Pfarrheim neben diesem Gotteshaus nur noch 30 Prozent Zuschuss für eine Instandhaltung erhalten soll, will die Kirchenverwaltung aber nicht hinnehmen. Das Haus ist gut genutzt, "es ist wichtig fürs Dorf", sagt Beringer. Deshalb bemüht er sich aktuell, die Vereine ins Boot zu holen und eine gemeinsame Trägerschaft anzupeilen. "Es nützt ja nichts, immer nur zu nörgeln. Wir müssen Lösungen finden."
Grundsätzlich werden Einsprüche aus den Pastoralen Räumen noch einmal dem Bischof vorgelegt, erklärt Projektleiter Emmert. Dieser berät sich mit seinem Gremium und trifft eine Entscheidung. Ob diese dann anders aussieht, ist eher unwahrscheinlich.