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Schweinfurt
SOS Kugellagerstadt: Solidarität am 1. Mai mit Schweinfurts Industriearbeitern
Der DGB lud zur Kundgebung am 1. Mai zum Schweinfurter Marktplatz und gut 500 kamen. Warum die Arbeit der Gewerkschaft wichtiger denn je ist.
'Brüder, zur Sonne, zur Freiheit', eines der weltweit am meisten verbreiteten Lieder der Arbeiterbewegung, wird traditionell am Ende der Kundgebung zum 1. Mai auch in Schweinfurt gesungen.
Foto: Josef Lamber | "Brüder, zur Sonne, zur Freiheit", eines der weltweit am meisten verbreiteten Lieder der Arbeiterbewegung, wird traditionell am Ende der Kundgebung zum 1. Mai auch in Schweinfurt gesungen.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 07.05.2024 02:48 Uhr

Der 1. Mai "gehört uns", wie die Gewerkschaften deutschlandweit betonen. Auch in Schweinfurt ist das seit Jahrzehnten Tradition, gibt es eine große Kundgebung auf dem Marktplatz. Gut 500 Menschen kamen auch in diesem Jahr bei schönstem Wetter. Und es gab noch weitere Besucher. 

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Denn kurz vor Beginn der Kundgebung zeigte sich ein Schwarm Bienen auf der Suche nach einer neuen Heimstatt am Marktplatz und in den Bäumen vor dem Rathaus. Symbolischer hätte es kaum sein können, wie der Gesamtbetriebsratsvorsitzende von SKF, Norbert Völkl, fand. Denn genauso wie die Bienen sozusagen SOS für ein neues Zuhause funkten, erklingt das derzeit von Seiten der IG Metall in Bezug auf die gefährdeten Industriearbeitsplätze in Schweinfurt. Und so wie der Bienenschwarm "sind auch unsere Kolleginnen und Kollegen in der Industrie fleißige Bienen. Sie brauchen nur Arbeit dafür, damit sie es auch beweisen können."

Strukturwandel in der Industrie als Gemeinschaftsaufgabe mit den Gewerkschaften

Womit man mitten im Thema war: Sorgen um den Erhalt der Arbeitsplätze. Am 18. April hatte die IG Metall zu einer Kundgebung aufgerufen unter dem Motto "SOS Kugellagerstadt", es kamen mehr als 5000 Menschen, ein beeindruckendes Bild. Martin Schmidl, DGB Kreisvorsitzender Schweinfurt, versicherte die "volle Solidarität" für die Kolleginnen und Kollegen. Transformation und Strukturwandel könne man nur gemeinsam bewältigen – Arbeitgeber, Arbeitnehmer, Politik und Gewerkschaften in einem Boot. "Der Strukturwandel darf nicht dem freien Markt überlassen werden", betonte er.

Die Solidarität tat Norbert Völkl sichtlich gut. Er forderte ein "Bündnis und einen Schulterschluss zwischen Politik, Arbeitgebern und Gewerkschaft" für den Erhalt industrieller Arbeitsplätze. In seiner Firma, SKF, seien in den vergangenen zwei Jahren gut 500 Arbeitsplätze abgebaut worden. Auch wenn dies sozialverträglich und ohne Kündigungen geschehen sei, "sind diese Arbeitsplätze dennoch weg", so Völkl. Das Thema "geht alle in der Region an", denn je weniger industrielle Arbeitsplätze da seien, desto geringer sei die Wertschöpfung. Mit Folgen nicht nur für die Kommunen, sondern auch den örtlichen Handel.

Hans Beer, Regionalleiter der IG Bau in Franken, hielt die Rede zum 1. Mai bei der Kundgebung auf dem Marktplatz in Schweinfurt.
Foto: Josef Lamber | Hans Beer, Regionalleiter der IG Bau in Franken, hielt die Rede zum 1. Mai bei der Kundgebung auf dem Marktplatz in Schweinfurt.

Forderung nach Tariftreuegesetz und klare Kante gegen die AfD

"Lasst uns aus dem SOS Kugellagerstadt ein Schweinfurt ohne Sorgen machen, dann haben wir wirklich was gekonnt", betonte Völkl und rannte dabei auch offene Türen bei Hans Beer ein, dem Regionalleiter der IG Bau Franken, der die Mai-Rede hielt. "Unser Erfolg heißt Solidarität", so Beer.

Er verwies auf die Bedeutung von Tarifverträgen, "dann gibt es mehr von allem", und er forderte die Bundesregierung auf, endlich ein bundesweites Tariftreuegesetz auf den Weg zu bringen. Das einzige Bundesland, das dieses noch nicht habe, sei im übrigen Bayern. Die jüngsten Tarifabschlüsse in verschiedenen Branchen seien für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer so erfreulich wie notwendig gewesen.

Klare Worte hatte der Gewerkschafter in Richtung der Partei AfD. Er erinnerte daran, dass am 1. Mai 1949 das Grundgesetz in Kraft trat, das Meinungs- und Versammlungsfreiheit garantiere. Doch derzeit müsse man die Demokratie verteidigen, vor allem wenn sich die AfD als mutmaßliche Alternative anbiete, die sie aus Sicht Beers nicht ist: Mit "Das sind Brandstifter" und "Kein Fußbreit für diese Nazipartei" zeigte er klare Kante gegen die AfD, der er vorwarf, sowohl sozialpolitisch als auch in Bezug auf Beschäftigungspolitik "eine politische Nullnummer" zu sein.

 
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