Es ist ruhig an der Freilichtbühne Sömmersdorf. Der neue dreiköpfige Vorstand des Passionsspielvereins hat sein erstes Amtsjahr erst einmal für spielfrei erklärt. Und die einzig geplante Fremdveranstaltung mit dem Wortakrobaten Willy Astor am 1. August fällt höchstwahrscheinlich den Corona-Einschränkungen zum Opfer. Ruhe um die Freilichtbühne ist aber nicht eingekehrt. Nach wie vor gibt es den Konflikt mit Anwohnern, die wegen der Emissionsbelastung gegen eine Nutzung der Freilichtbühne außerhalb der Passionsspielzeit vorgehen. Sie fordern das Landratsamt Schweinfurt anwaltlich auf, dem Passionsspielverein entsprechende Auflagen zu machen. Was bedeutet das für den Theaterverein? Wir sprachen mit den drei Vorständen Norbert Mergenthal, Johannes Gessner und Dieter Mergenthal sowie Beirätin Bianka Brückner, die den Verein als Rechtsanwältin vertritt.
Johannes Gessner: Wir haben eine gültige Baugenehmigung, in der Konzerte und Theateraufführungen inkludiert sind. Die Messergebnisse des Landratsamtes haben auch nur minimale Überschreitungen ergeben.
Bianka Brückner: 65 Dezibel wären einzuhalten gewesen. Bei den beiden Konzerten "Herr der Ringe" und Hans-Zimmer-Filmmusik mit großem Orchester und Chor lagen wir nur 0,9 bzw. 1 Dezibel darüber und das nur am nächstgelegenen Wohnhaus. Bei der Abba-Show waren es 2,8 bis 4,5 Dezibel. Und das lag nicht an den Akteuren auf der Bühne, sondern am Publikum, das lauter war als die Musik. Ausschlaggebend war hier das Mitsingen und Mitklatschen des Publikums. Den zulässigen Spitzenpegel von 85 Dezibel haben wir bei keiner Veranstaltung erreicht. Nur zum Vergleich: Quakende Frösche im Garten schaffen bis zu 90 Dezibel. Und zu erwähnen ist schließlich auch, dass alle drei Veranstaltungen vor 22 Uhr beendet waren, die Abba-Show sogar schon vor 21 Uhr. Es war Juli, also Hochsommer!
Norbert Mergenthal: Unsere Prognose ist noch nicht fertiggestellt, sie steht aber kurz vor dem Abschluss. Auf der Basis dieser Ergebnisse werden wir dann Gespräche mit dem Landratsamt führen.
Brückner: Grundsätzlich schon. Aber nach unserer Auffassung und nach Rücksprache mit Sachverständigen ist die Auswertung dieser Messergebnisse nicht ganz korrekt erfolgt. Es wurden zum Teil Messzuschläge vorgenommen, die nicht hätten erfolgen dürfen, und Messabschläge nicht gewährt, die hätten berücksichtigt werden müssen. Das Resultat wäre dann wohl so ausgefallen, dass es bei keiner der drei Veranstaltungen Überschreitungen gegeben hätte. Wir haben zu den Messergebnissen des Landratsamtes bereits im November 2019 erstmals ausführlich Stellung bezogen. Die Behörde hat unserer Stellungnahme bislang nicht widersprochen.
Norbert Mergenthal: Letztlich handelte es sich bei den Messungen nach Angabe des Landratsamtes auch nur um sogenannte orientierende Messungen. Wir sind somit sehr optimistisch, dass solche Veranstaltungen weiterhin stattfinden können.
Dieter Mergenthal: Man könnte eine Lärmschutzwand Richtung Süden/Südwest bauen. Laut Gutachter müsste diese aber mindestens vier, besser noch fünf bis sechs Meter hoch sein. Es bestünde auch die Möglichkeit, das Dach mit einem Schallschutzsegel abzuhängen.
Brückner: Es gibt aber keinen Bescheid des Landratsamtes, der uns so eine Baumaßnahme auferlegt. Wir sind hier nicht am Zug.
Gessner: Grundsätzlich sind wir aber bereit, zusätzliche Maßnahmen zur Schalleindämmung zu ergreifen, wenn sie kostentechnisch im Rahmen liegen und den Anwohnern helfen würden.
Norbert Mergenthal: Wir nehmen die Beschwerden der Nachbarn ernst. Was genau möglich sein wird, lassen wir derzeit prüfen. Uns ist es wichtig, dass wieder Ruhe einkehrt.
Norbert Mergenthal: Die Unterhaltung der Freilichtbühne und der Passionsspielbetrieb wären zu schultern. Wir brauchen die Einnahmen aber für die Sanierung der angegliederten Robert-Seemann-Halle. Das Dach ist undicht, das Abwasser läuft nicht ab, hier muss dringend etwas passieren. Hallen dieser Größenordnung befinden sich andernorts in kommunaler Hand. In Sömmersdorf betreibt sie der Passionsspielverein, das ist eine Besonderheit. Die Halle wird von allen Vereinen im Dorf genutzt. Ob für Musikkonzerte, Sängertreffen, Faschings- oder Weihnachtsfeiern. Wir subventionieren also ganz erheblich das kulturelle Leben in Sömmersdorf mit.
Gessner: Das Motiv für eine stärkere Nutzung der Bühne ist aber nicht allein das Geld verdienen. Es gibt ein starkes Verlangen nach kulturellen Veranstaltungen. Und wir selbst wollen ja auch Theater spielen, nicht nur im Passionsjahr.
Dieter Mergenthal: Dank einer Nachförderung liegen wir finanziell voll im Plan. Außerdem haben uns Gemeinde, Landkreis und Sparkasse Unterstützung zugesagt, wenn es eng werden sollte. Doch so wie es ausschaut, sind wir mit den Einnahmen aus den Passionsspielen 2023 im Jahr 2024 schuldenfrei.
Dieter Mergenthal: Schriftlich sind wir keine Verpflichtungen eingegangen. Die Aufwertung der Freilichtbühne durch das neue Dach erfolgte auf Grundlage der Machbarkeitsstudie 2005, wonach auch außerhalb der Passionsspielzeit vermehrt kulturelle Veranstaltungen auf der Bühne angeboten werden sollen. Das war Grundlage für die Förderung. Im Hinterkopf hatten die Zuschussgeber aber keine konkrete Zahl an Veranstaltungen, sondern eine regelmäßige Nutzung der Anlage. Sömmersdorf soll zu einem kulturellen Mittelpunkt im Landkreis Schweinfurt aufgebaut werden.
Gessner: Es gibt noch kein langfristiges Konzept. Wir planen nach wie vor alle fünf Jahre die Passionsspiele, dazwischen eine Eigenproduktion und in den spielfreien Jahren ein feines kulturelles Angebot mit Gastspielen. Konkret heißt das: 2021 spielen wir "Robin Hood", 2022 bereiten wir uns auf das Passionsjahr 2023 vor, und ab 2024 steht sowieso erst mal die Hallensanierung an.
Norbert Mergenthal: Wir haben noch keine Kostenschätzung, weil noch nicht klar ist, ob wir sanieren oder neu bauen. Es wird in jedem Fall ein Großprojekt, das mindestens ein Jahr andauern wird.
Dieter Mergenthal: Es gibt im Vorfeld auch noch vieles zu klären. In der Halle befinden sich die Umkleidekabinen und Duschen für den Sportverein. Auch die Gymnastik- und Turnstunden finden hier statt. Es müssen deshalb Ausweichmöglichkeiten gesucht werden.
Dieter Mergenthal: Nein, hier gibt es keine Differenzen, wir haben bereits mit einem Abwassergraben entlang der Grundstücksgrenze Abhilfe geschaffen. Bei Starkregen werden die Wassermassen über diese Rinne direkt ins Regenüberlaufbecken geleitet.
Norbert Mergenthal: Wir haben eine Umfrage gemacht, wer mitspielen will, die Resonanz war überwältigend. Wir werden fast 100 Mitwirkende haben, 70 stehen auf der Bühne, 23 hinter den Kulissen. Eigentlich ist das Stück nur für 20 Schauspieler ausgelegt. Unsere Regisseure hatten schon eine Version mit 60 Darstellern geschrieben und überarbeiten es jetzt nochmal, damit alle mitspielen können. Ende Juli wird es ein erstes Treffen mit dem Ensemble geben.
Norbert Mergenthal: Nur so viel: Es ist ein Abenteuerstück mit tollem Bühnenbild, Bogenschützen und Nahkämpfen. Auch Greifvögel werden zu sehen sein.
Das mit dem Lärm ist jedoch das einzig handfeste, mit dem man vor Gericht möglicherweise durchkommt.
Die wahren Gründe können vielfältig sein, aber allesamt zu leicht, lächerlich oder obskur, als das man damit an die Öffentlichkeit ginge.
Das ist ähnlich wie bei Vermietern, die ihre Mieter einfach nur los haben wollen und auch wissen, sie kommen wenn überhaupt nur mit einer Eigenbedarfskündigung durch.
Und so wird jetzt auch in Sömmersdorf ein lächerliches Lärmpegelmessungsspiel durchgeführt, an dessen Ende eine fünf Meter hohe Mauer stehen könnte.
So wird es am Ende nur Verlierer geben. Ein paar Dezibel weniger werden die Kläger nicht glücklich machen, da andere Gründe vorliegen und den Passionsspielverein, der Arbeit, Mühe und Kosten hat und das Ensemble optisch verschandeln muss.