"Für uns ist das noch nicht abgeschlossen", sagt Klaus Markert, Sprecher der elf Grundstückseigentümer rings um das Passionsspielgelände in Sömmersdorf (Lkr. Schweinfurt). Anfang des Jahres hatten sie erstmals ihren Protest gegen regelmäßige Großveranstaltungen wie die am kommenden Wochenende auf der Waldbühne öffentlich gemacht. Von Freitag bis Sonntag gibt es dort ein Musik-Open-Air mit einem Filmmusik- und "Herr der Ringe"-Konzert sowie einer Abba-Show. Rund 6000 Besucher werden an den drei Tagen erwartet.
Im Herbst finden dann noch einmal sechs Mundart-Theaterveranstaltungen statt, zwei auf der Freilichtbühne, vier in der angrenzenden Mehrzweckhalle. Und künftig soll die Waldbühne jährlich mit solchen Veranstaltungen bespielt werden. Das wollen Klaus Markert und andere Anwohner der Steingrube, der Wald- und Ringstraße sowie der Straße am Münsterholz verhindern, weil für sie die Lärmbelastungen psychisch an die Grenzen gehen. Das sei eine "Wahnsinnsbelastung".
"Es geht nicht nur um die Freilichtbühne, für uns ist die ganze Situation ausschlaggebend", erklärt Markert im Gespräch mit dieser Redaktion. Das heißt, es geht um alle größeren Veranstaltungen in dem 700-Einwohner-Dorf, die sich im Umfeld der Freilichtbühne abspielen. Dort befinden sich noch der Sportplatz, die Feuerwehr, der Kindergarten, die Mehrzweckhalle. Und in allen Einrichtungen gibt es das Jahr über kleinere und größere Veranstaltungen, vom Fußballspiel über Hochzeitsfeiern und Kindergartenfest bis hin zu den Passionsspielen alle fünf Jahre. Gegen diese Traditionsveranstaltung "haben wir nichts", versichert Markert im Namen der betroffenen Anwohner. Wenn die Waldbühne künftig aber regelmäßig bespielt wird, wie es das Nutzungskonzept des Passionsspielvereins vorsieht, ist ihnen das zu viel. "Das geht an die Gesundheit."
Es scheint ein Kampf zwischen David und Goliath, elf Anwohner gegen ein ganzes Dorf. Denn die Tradition des Passionsspiels hat in Sömmersdorf eine einzigartige Dorfgemeinschaft entstehen lassen, die vereint hinter dem Passionsspielverein steht.
Bühne soll zum regionalen Kulturzentrum aufgewertet werden
Auslöser für den Konflikt war 2018 der Bau des gewölbten Zeltdachs, ein mit hohen öffentlichen Fördergeldern verwirklichtes 3,4-Millionen-Euro-Projekt. Die Idee dazu ist in Workshops zur Zukunft Sömmersdorfs entstanden, das unterfrankenweit als Passionsspieldorf bekannt ist. Alle fünf Jahre werden auf der 1957 erbauten Freilichtbühne von den Sömmersdorfern die Passionsspiele aufgeführt.Das halbe Dorf spielt hier mit. Der Erfolg hat beflügelt. So gibt es seit 2003 auch in der passionsspielfreien Zeit Eigenveranstaltungen. Begonnen hat es hier mit sechs Vorstellungen, die sich im Lauf der Jahre auf zehn erhöhten. Durch den Bau der festen Überdachung aus Stahl und Zeltmembran soll die Bühne nun zu einem regionalen Kulturzentrum aufgewertet werden, das jährlich eigene Inszenierungen oder andere gehaltvolle Veranstaltungen bietet. Dies ist auch Bedingung der Geldgeber gewesen, dafür hat die Gemeinde sogar eine Bürgschaft übernommen.
Und genau dagegen kämpfen die Bewohner der elf Anwesen an. "Wir wollen die Passionsspiele, aber keine Veranstaltungen in den Jahren dazwischen", formuliert Markert das gemeinsam definierte Ziel. "Auch keine Eigenproduktionen des Passionsspielvereins", ergänzt er auf Nachfrage. Hier sei man nicht kompromissbereit. "Der Lärm macht krank", begründet Markert die Haltung. Deshalb sei es wichtig, dass zwischen den Passionsspielen Pausen zur Erholung da sind.
Der Passionsspielverein zeigt sich entgegenkommend: 16 Großveranstaltungen könnten als so genannte seltene Ereignisse jährlich auf der Bühne stattfinden, sagt Vereinsvorsitzender Robert König. Nur während der Passionsspielzeit werde das aber ausgenutzt. In diesem Jahr sind es fünf Veranstaltungen. "Wir wollen das nicht ausreizen", versichert König und verweist auf "früher", als jeder Verein noch ein eigenes Fest im Dorf abgehalten hat. Aktuell gebe es neben den Aktivitäten des Passionsspielvereins nur noch die Kirchweih und das Sportfest. "Von der Belastung ist das nicht mehr als früher."
Auch der von der Genehmigungsbehörde geforderte Schallbegrenzer für die Lautsprecheranlage wurde eingebaut.Dies bestätigt das Landratsamt. Der Einbau sei baugenehmigungskonform erfolgt und die Beschallungsanlage durch einen Sachverständigen eingepegelt worden. Die Behörde kündigt allerdings weitere Schallpegelmessungen an, um die Einhaltung der festgelegten Immissionsrichtwerte zu kontrollieren.
Passionsspielverein hofft auf einen "guten Kompromiss"
Markert und seine Mitstreiter sind damit nicht zufrieden. Entscheidend sei das noch ausstehende erweiterte Immissionsgutachten, das der Passionsspielverein nun für das gesamte Umfeld der Waldbühne in Auftrag gegeben hat. Hier werden die Lärmwerte aller Veranstaltungen erfasst, die im Bereich des Passionsgeländes stattfinden. "Und das lassen wir rechtlich nochmal prüfen", kündigt Markert schon einmal an.
Trotz aller Differenzen hofft Vereinsvorsitzender Robert König weiterhin auf einen "guten Kompromiss". Denn "für Sömmersdorf ist die Bühne der Mittelpunkt des Dorfes".
Was keiner in einem Dorf braucht, sind Berufsquerulanten, Prozesshansel oder sonstige lästige Zeitgenossen.
Wem es nicht passt, kann gerne übers Wochenende weg fahren oder ganz wegziehen. Die restlichen Dorfbewohner werden es danken.
War es dem Passionsspielverein nicht auch vor einigen Jahren noch sehr wichtig, dass auf dieser Bühne, auf der das Leiden und Sterben Jesu nachgespielt wird, nichts anderes gespielt wird?
Irgendwann wurde das dann aufgeweicht für Don Camillo und ähnliche Stücke, da hieß es, dass die Stücke zumindest einen religiösen Ansatz haben sollen.
Und jetzt? Jetzt ist alles vergessen und man opfert die Bühne für das Geld