
Dass es im Frühjahr 2025 so sein würde, das hätten selbst Insider nicht gedacht. Eier waren knapp – und teuer. Der Preis am Markt ging nach oben, der für Verbraucher auch. Manche sorgten sich schon um Ostern. Ein Ostern ohne genug Eier? Das sollte es dann doch nicht geben. Denn inzwischen hat sich die Lage einigermaßen entspannt.
In den Ställen herrscht wieder Normalbetrieb. Dass es knapp wurde, hat zwei Gründe. Einer ist, dass die Nachfrage enorm hoch war. Die Deutschen essen immer mehr Eier. 244 waren das im vergangenen Jahr im Schnitt pro Kopf; acht mehr als noch 2023. Etwas mehr als 70 Prozent des Eierbedarfs können Produzenten hierzulande decken; der Rest kommt aus der EU. Doch auch hier waren Eier wenige Wochen vor Ostern knapp. Auch, weil wegen der Vogelgrippe ganze Bestände gekeult werden mussten.
Dazu kommt, dass Hühnerhöfe im ersten Quartal des Jahres umstallen. Das heißt: Die alten Hühner müssen gehen, wandern als Suppenhuhn in den Verkauf; neue Hühner ziehen ein. Bis sie überhaupt Eier legen und dann auch noch in der gewünschten Größe – L und M – vergeht Zeit.

Warum müssen die Hühner-Herden regelmäßig verjüngt werden?
Herbert Krückel und Sabine Feddersen vom Biohof Schleerieth haben rechtzeitig ausgestallt, im Januar. Eineinhalb Jahre war die Herde da alt, sagt Feddersen. Auch wenn die beiden 15 Jahre im Eier-Geschäft sind, gewöhnen wird sie sich an diesen Tag nicht. "Das ist schon traurig." Und doch normal, sagt Herbert Krückel, "das sind Nutztiere". Er ist mit der Landwirtschaft aufgewachsen.

Warum eigentlich der Herdentausch? Wenn Hühner älter werden, wird die Schale ihrer Eier dünner, erklärt Feddersen. 350 Eier kann so ein Huhn maximal im Jahr legen, also fast jeden Tag eines. Die Eier rollen beim großen Legehennenstall automatisch von den Nestern auf ein Fließband und werden von dort aus in Kartons gepackt. 3000 Hühner leben hier, mit großzügigem Auslauf ins Freie.
Bio oder konventionell? Der Kunde entscheidet, sagt Hühnerhalter Herbert Krückel

Mit den drei mobilen Hühnerställen bringt es der Naturland-Betrieb auf 3400 Tiere insgesamt. Aktuell ist nur einer der drei mobilen Ställe besetzt; bewacht von Herdenhund Gina auf einer großen, grünen Wiese.
Aber so könnte der Hunger nach Eiern nicht gestillt werden. Dazu müssten die Deutschen ihren Konsum ändern. Das macht Herbert Krückel klar. Bio oder konventionell miteinander ausspielen, will er nicht. "Der Kunde entscheidet", sagt Krückel.
Im Jahr 2022 blieb der Biohof Krückel auf vielen Ostereiern sitzen
Die Eier verkaufen sie nur zum kleinen Teil direkt, im eigenen Hofladen und an zwei kleine Händler in Werneck und Grafenrheinfeld. Der größte Teil geht an Voglers Hofprodukte in Neuwirtshaus bei Wartmannsroth, im Landkreis Bad Kissingen. Krückel und Feddersen sind Kooperationspartner des großen Hofs, der mit vielen Naturlandbetrieben in der Region zusammenarbeitet.

Voglers machen das, was Geschäftsführer Frank Vogler ganz offen als Massentierhaltung bezeichnet, "aber artgerecht". 50.000 Tiere hat der Betrieb selbst; zwischen 70.000 und 75.000 Eier werden täglich hier verpackt und an den Einzelhandel geliefert.
Darunter auch die Eier aus dem Biohof Krückel bei Schleerieth. Nach den neuen Hennen für den großen Stall, die im Februar eingezogen sind, sollen im Sommer junge Hühner für die zwei aktuell leeren mobilen Ställe kommen. Das will geplant sein. Fünf Monate muss man auf die bestellten Tiere warten, erzählt Feddersen. Steigt die Nachfrage dann extrem, können Produzenten kaum noch reagieren.
Den anderen Fall haben die beiden auch schon erlebt: dass sie auf den Eiern für Ostern sitzen blieben. Das war 2022. Der Ukraine-Krieg hatte gerade begonnen, manche Leute sparten vielleicht vorsorglich, meint Krückel. Der Hof blieb auf den Eiern sitzen. Was insofern nicht so schlimm war, als dass man hier auch eigene Nudeln macht.
Die Kosten für Produzenten sind in den vergangenen Jahren extrem gestiegen

Mit dem Krieg sind auch die Preise für Futtermittel extrem gestiegen, ebenso Energiekosten. Dazu kommen weitere Kosten für das Tierwohl, beispielsweise die für die Aufzucht von Bruderhähnen. Weitergeben können die Produzenten das kaum.
Die Margen sind gering, wenn auch unterschiedlich; eine pauschale Aussage dazu also schwierig, sagt Claus Schmiedel vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kitzingen. Was schätzt er, was Produzenten am Ei durchschnittlich verdienen? Um die zehn Prozent sollten für Erzeuger als Unternehmergewinn in der Kalkulation drin sein, meint Schmiedel, Fachmann für den Bereich. "Da macht es eben auch die Masse."
Je nach Haltungsform ist die Marge aber auch weit geringer, sagt Frank Vogler. Übrigens: die Preise, die Produzenten und Packstationen bekommen, ändern sich mit der gestiegenen Nachfrage nicht. Sie wurden im August 2024 festgelegt, erklärt Vogler. Das sei nur in dem von Discountern geprägten Deutschland so.
Sind Eier im Vergleich mit anderen Lebensmitteln doch noch relativ günstig?

Und die Verbraucherpreise? Bis zum Ukrainekrieg haben sie sich laut Schmiedel seit den 1950er-Jahren kaum verändert. Dann kam der Anstieg. Laut Verbraucherzentrale sind die Preise für Milchprodukte und Eier zwischen 2021 und 2024 um 31,9 Prozent gestiegen. Das Statistische Bundesamt hat in den vergangenen fünf Jahren bei den Eierpreisen eine Verteuerung um 40 Prozent ausgemacht.
Im Vergleich: Fleischwaren sind laut Verbraucherzentrale von 2021 bis 2024 um 35,4 Prozent teurer geworden, Brot- und Getreideerzeugnisse um 37,4 Prozent. Spitzenreiter sind Speisefette wie Butter und Speiseöle, die um 64,3 Prozent nach oben kletterten. Und das war nur bis 2024. Fleischprodukte haben sich dieses Jahr weiter verteuert. Aktuell zahlen Verbraucher für die von Vogler vertriebenen Eier 50 Cent für das Bio-Ei, 40 für das Freiland- und 30 bis 35 Cent für das Ei aus Bodenhaltung.
Wie man sich in Bayern den großen Lust der Menschen aufs Ei erklärt
Im Vergleich schneidet also das Ei relativ gut ab. Warum Deutsche immer mehr davon essen? Vielleicht auch, um ihren sinkenden Fleischkonsum zu kompensieren, hieß es vor kurzem in einer Pressemitteilung von Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber. Und Heinz Krückel und Sabine Feddersein? Die essen gerne ein Ei, auch mal drei-, viermal die Woche zum Frühstück. "Ein Ei geht immer."