
Es ist kühl an diesem Morgen in Schweinfurt. Ein leichter Wind weht über den Volksfestplatz. An ein paar Tischen haben Gewerkschaftler der IG Metall einen kleinen Stand eingerichtet. Seit 7.30 Uhr verteilen sie dort kleine Lunchpakete mit Stullen und reichen gelbe Warnwesten mit der Aufschrift "SOS Kugellagerstadt" an die Ankommenden.
Vor fast genau einem Jahr schlug Unterfrankens größte Gewerkschaft mit diesem Slogan Alarm. Bis heute hat sich an der Lage nichts geändert. Im Gegenteil: Die Unsicherheit über mögliche Stellenstreichungen in den Industriebetrieben wächst, wie Gespräche mit Beschäftigten zeigen. Auch an diesem Wochenende treibt die Sorge vor weiteren Einschnitten die Beschäftigten und die Gewerkschaft auf die Straße.
Seit Monaten bauen viele unterfränkische Industrieunternehmen hunderte Arbeitsplätze ab. Zuletzt konkretisierten sich die Ankündigungen: Der Zulieferer Schaeffler will bis Ende 2027 europaweit 4700 Arbeitsplätze streichen, davon 2800 in Deutschland und mindestens 500 in Schweinfurt. Kürzlich wurde bekannt, dass das Unternehmen mit Hauptsitz in Herzogenaurach große Teile seiner Fertigung in Schweinfurt bis Juni 2026 abbaut.
Noch dramatischer ist die Lage bei ZF. Seit der Ankündigung, die Elektro-Antriebssparte für eine mögliche Verbindung mit einem Partnerunternehmen umzustellen, wächst die Sorge der 6000 Beschäftigten der Elektro-Sparte "Division E" in Schweinfurt. Einige befürchten gar einen kompletten Verkauf an einen Investor. Der Konzern dementiert solche Pläne.
765 Beschäftigte aus der Region fahren zum Streik nach Frankfurt
Um ein Zeichen an Politik und Unternehmen zu senden, hat die IG Metall deutschlandweit für eine Demonstration mobilisiert. So fahren an diesem Samstag 765 Personen von 13 Unternehmensstandorten der Region mit 17 Bussen nach Frankfurt am Main, um für klare Perspektiven zu protestieren.

Nicht nur ältere Beschäftigte, auch Auszubildende, Studierende und Jobeinsteiger sind dabei. Gerade die Jüngeren sorgen sich zunehmend um ihre Zukunft, sagt Justin Rieck, Dateningenieur und Jugendvertreter bei ZF in Schweinfurt. Eine Befragung unter den Auszubildenden habe gezeigt, dass die Unsicherheit über die langfristige Perspektive bei ZF zugenommen hat, berichtet Rieck.
"Es gibt eine gewisse Enttäuschung darüber, dass man mit jeder Nachricht mehr geben muss", sagt der ZF-Mitarbeiter. Die Wut auf die Führung wachse, doch Rieck glaubt an die Innovationskraft des Unternehmens. "Wir stellen Produkte her, die uns niemand nachmachen kann." Gemeinsam lasse sich die Krise bewältigen.
Stellenabbau und Verlagerungen in den Betrieben sorgen für Druck
Vor allem das Klischee von "faulen Nachwuchskräften" stört den Dateningenieur. "Ich habe noch keinen Auszubildenden erlebt, bei dem ich dachte: Was macht die Person hier?", sagt Rieck. Die Jüngeren würden maßgeblich zur Wertschöpfung beitragen, fühlten sich aber zunehmend verantwortlich für die wirtschaftlichen Probleme des Konzerns. Gleichzeitig würden sich immer weniger Auszubildende auf offene Stellen, sagt der Jugendvertreter.
Die Situation belastet. Der Konvoi aus Gewerkschaftsbussen aus Unterfranken hat inzwischen Frankfurt erreicht. Patrick Reiniger, Maschinenschlosser bei Schaeffler, läuft mit seiner Frau Julia und seinen kleinen Söhnen am Mainufer entlang. Die Familie hat in Euerdorf im Landkreis Bad Kissingen ein Haus gekauft.

Der 35-Jährige ist bei Schaeffler Mitglied im Betriebsrat. Mit dem Stellenabbau im Unternehmen seien auch Zuhause die Zukunftsängste gewachsen, sagt Patrick Reiniger. Er selbst hat die Folgen der aktuellen Krise der Industrie erlebt: Der Maschinenbauer wurde im Zuge der Arbeitszeitverkürzung in eine andere Abteilung versetzt, um die Kostenstelle zu entlasten.
Reiniger spricht von "Salamitaktik" des Unternehmens. Die Firma würde Informationen nur scheibchenweise an die Belegschaft herausrücken. Er wünsche sich mehr Transparenz von seinem Arbeitgeber - und Planbarkeit.
Wie hoch der Druck auf die Mitarbeitenden in der Industrie ist, berichtet auch Melissa Hughett. Die gelernte Industriemechanikerin arbeitete zuletzt als stellvertretende Teamleiterin in der Werkzeugbereitstellung bei einem großen Industriebetrieb in Eltmann (Lkr. Haßberge). Als der Standort nach Schweinfurt verlegt wurde, der Arbeitsdruck und die Zahl der Überstunden deshalb gestiegen seien, habe sie die Reißleine gezogen, sagt Hughett. Sie verließ ihre Firma.
Derzeit orientiert sie sich beruflich um und sucht eine neue Stelle - außerhalb der Industrie. Mit ihren ehemaligen Kolleginnen und Kollegen fühlt sich die 31-Jährige immer noch verbunden. "Ich würde mir wieder mehr Menschlichkeit für alle wünschen", sagt Hughett.

Auf dem Demonstrationsgelände steht mittlerweile Wolfgang Trüdinger auf der Bühne am Rednerpult. Trüdinger ist Betriebsrat bei Bosch Rexroth in Schweinfurt. Er kritisiert die Unternehmen für die aktuellen Verlagerungen. Niemand habe das Recht, den Standort Deutschland so abzutun, mahnt er in seiner Rede. Verlagerungen seien nicht alternativlos, sagt Trüdinger. Gemeinsam mit der Unternehmensführung sei es den Arbeitnehmervertretern sogar gelungen, Maschinen aus einem Niedriglohnstandort zurückzuholen.
Belegschaft bei Preh in Bad Neustadt bangt weiter
Unter den Demonstrierenden ist auch ein Teil der Belegschaft von Preh in Bad Neustadt. Beim Automobilzulieferer aus der Rhön bange man nach wie vor um die Zukunft des Standorts, berichtet der Betriebsratsvorsitzende Daniel Rossmann. 300 Mitarbeitende hätten das Unternehmen mittlerweile im Zuge des freiwilligen Programms am Standort Bad Neustadt verlassen. Weitere 120 würden derzeit auf ihre angekündigten Kündigungen warten, sagt der Betriebsratschef. "Keiner weiß, warum das Freiwilligenprogramm aktuell gestoppt ist."
In München kam eines ums Leben!
Lernt man nichts daraus?
Kinder zu instrumentalisieren ist unterirdisch!
Krass und unanständig war doch, das Kindergartengruppen zu Bauerndemos gingen:
https://www.mainpost.de/regional/rhoengrabfeld/bauernproteste-kinderdemo-in-bad-neustadt-wird-auf-facebook-und-der-plattform-x-bundesweit-diskutiert-art-11353046
https://www.mainpost.de/regional/rhoengrabfeld/kinder-corso-bei-bauern-demo-muessen-medien-und-gesellschaft-ueber-jedes-stoeckchen-springen-art-11356724
https://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/wie-die-grossen-kindergartenkinder-in-donnersdorf-beteiligen-sich-mit-trettraktor-ausflug-am-bauern-protest-art-11354513
Sie haben dort nichts verloren!
Aber Sie haben recht! Nach München würde ich die Kinder hier auch nicht mehr sehen wollen, wenngleich der Vergleich trotzdem gewaltig hinkt!
Wollen Sie Kinder nicht mehr in einen Park (Aschaffenburg) lassen, auf einen Weihnachtsmarkt (Berlin, Magdeburg) mitnehmen, im Zug mitnehmen (Köln nach Berlin, Würzburg), Supermarkt (Hamburg) mitnehmen, keinen Marktplatz (Magdeburg) mehr besuchen, uvm.
Das wird aber ein sehr trauriges Leben für Kinder. Und auch Teilnahme an einer Demonstration gehört für Kinder dazu, wenn das freiwillig ist.
Tausendmal gefährlicher ist der Verkehr für Kinder.
In dem Sinne, lassen sie ihre Kinder weiterhin am Leben teilhaben.
Kinder können das nicht entscheiden und schon gar nicht wofür hier demonstriert wird!
Es geht nicht darum was noch gefährlicher ist!
Es ist unanständig und kann durch kein Argument schöngeredet werden!
Eigentlich geht es Ihnen hier nicht um das kindeswohl, sondern wohl eher wofür oder wogegen eine Demonstration ist!? "Kindergartenausflug" mit Spielzeugtraktoren zu Bauerndemo ist ok, Eltern mit Kindern zu einer von Gewerkschaften organisierten Demo ist nicht ok.
Und doch tun Sie es hier!
Welchen Sinn haben Kinder bei Demos?
Wer instrumentalisiert hier was?
Gerade nach München würden verantwortungsbewusste Eltern keine Kinder mitnehmen!
Kinder werden als Zähler oder Mitläufer missbraucht für die Zwecke der Eltern - egal ab sie es wollen oder nicht!
Es gibt keinen Grund sie mitzunehmen oder mitnehmen zu müssen!
Das Bundesverfassungsgericht sieht in der Demonstrationsfreiheit ein „ unentbehrliches und grundlegendes Funktionselement eines demokratischen Gemeinwesens“. Selbstverständlich können auch Schüler unter 18 Jahren an Demonstrationen teilnehmen und auf diesem Weg ihr Grundrecht wahrnehmen.
Es kommt auf die Demonstration an. Sie sollten mal weniger aus den Erfahrungen der "Spaziergänge" der Leerdenker auf friedliche Demos schließen, Frau Erhard.
Und das mit den Querdenkerdemos zu vergleichen ist weltfremd! Sorry!
Es kommt nicht auf die Demonstration an!
Jegliche Art der Demonstrationen sollten für Kinder Tabu sein!
Ist Ihr Ansinnen nicht in Wirklichkeit ein anderes?
Man kann, muss aber nicht Kinder mitnehmen. Und auf manche Demos sollte man es auch sein lassen. Solche Demos sind aber harmlos.