
- Was ist das für eine Ausstellung? Das Museum Georg Schäfer in Schweinfurt zeigt, wie sich Deutschland - Adel wie Bürgertum - im 19. Jahrhundert für Shakespeare begeisterte.
- Was ist zu sehen? Die Hauptrolle spielt der Zeichner und Maler Adolph von Menzel, der über 30 Jahre immer wieder Shakespeare-Motive aufgriff. Aber es sind auch Skulpturen, Kostümentwürfe und sogar die - angebliche- Totenmaske Shakespeares zu sehen.
- Für wen ist die Ausstellung interessant? Für alle, die sich für Kunst, Geschichte und Theater interessieren. Die Ausstellung zeigt, wie intensiv man sich in Deutschland mit Shakespeare auseinandersetzte, aber auch, wie versucht wurde, ihn zu vereinnahmen.
Die Faszination seiner Dramen, die Magie seiner Figuren muss ungeheuer gewesen sein: William Shakespeare (1564-1616) begeisterte die Deutschen im 19. Jahrhundert so sehr, dass sich 1864, zu seinem 300. Geburtstag, in Weimar die erste Shakespeare-Gesellschaft gründete – noch bevor es eine in England gab. Den Ton hatte Goethe (1749-1832) vorgegeben: "Er ist ein Wesen höherer Art, zu dem ich aufblicke und das ich zu verehren habe."
Shakespeare wurde quasi eingebürgert und auf einen Sockel mit Goethe und Schiller gestellt. Der deutsche Philosoph und Shakespeare-Forscher Hermann Ulrici (1806-1884) forderte: "Wir wollen den Engländer Shakespeare gleichsam entenglisieren, wir wollen ihn verdeutschen, verdeutschen im weitesten und tiefsten Sinne des Worts."

Dass es bei aller Begeisterung nicht immer so nationalistisch zuging, zeigen die vielen Beispiele für eine ernsthafte und tiefe Auseinandersetzung mit Shakespeares (Gedanken-)Welt in der neuen Sonderausstellung des Schweinfurter Museums Georg Schäfer. Unter dem Titel "Shakespeare-Hype im 19. Jahrhundert – Adolph von Menzels gezeichnete Begeisterung" sind Zeichnungen, Stiche, Gemälde aber auch Skulpturen, Kostümentwürfe und sogar Shakespeares - angebliche - Totenmaske zu sehen.
Zu sehen sind auch Arbeiten von Zeitgenossen wie Johann Heinrich Füssli oder Hans Makart
Die Shakespeare-Begeisterung ergriff neben Menzel viele andere Künstler. Die von Prof. Christa Jansohn, Inhaberin des Lehrstuhls für Britische Kultur an der Universität Bamberg, kuratierte Ausstellung zeigt auch Arbeiten von Zeitgenossen und Kollegen wie Johann Heinrich Füssli oder Hans Makart.

Das Museum besitzt eine der größten Sammlungen mit Werken des Berliner Zeichners und Malers Adolph von Menzel (1815-1905) in Süddeutschland. Hinzu kommen Leihgaben aus Bamberg, Berlin, Meiningen und Weimar. Berühmt sind Menzels Historienbilder, seine ironischen Darstellungen der kaiserlichen Hofbälle, aber auch seine meisterhaften Porträts.
Über 30 Jahre griff der Theaterfan Menzel immer wieder Shakespeare-Motive auf. Mit 21 schuf er eine dekorative, mit Symbolen bestückte Rahmenleiste für eine englische und eine deutsche Shakespeare-Gesamtausgabe. Als brillanter Zeichner lieferte er Vorlagen für Kupferstiche in Shakespeare-Ausgaben. Etwa die Szene "König Heinrich VIII. tanzt mit Anna Boleyn" aus dem heute selten gespielten "Henry VIII."

Oder die Szene, in der Hamlet, der ja vorgibt, den Verstand verloren zu haben, über die Formen einer Wolke am Himmel fantasiert. Menzels Darstellung zeigt ihn mit aufgerissenen Augen, den Arm in die Höhe gereckt, neben Ophelias Vater Polonius, dem die Skepsis ins Gesicht geschrieben steht.
Zwei Räume sind dem Meininger Hoftheater unter dem "Theaterherzog" Georg II. gewidmet
Menzel interessierte sich auch für Shakespeares Aussehen, für das es nur zwei historische Anhaltspunkte gibt: Die Büste auf dessen Grabmal und das Porträt in der ersten Druckausgabe seiner Werke, dem berühmten First Folio, das erst sieben Jahre nach dem Tod des Dichters erschien. Eine düstere Tuschezeichnung Menzels von 1850 zeigt ihn mit fast dämonischem Ausdruck, ein Stich aus demselben Jahr wiederum als wohlsituierten Träumer im Pelzmantel.

Zwei Räume, ausgestattet vom Theatermuseum Meiningen, sind dem Meininger Hoftheater unter dem "Theaterherzog" Georg II. (1826-1914) gewidmet. Der Herzog, der heute als Erfinder des Ensembletheaters gilt, profitierte von der politischen Bedeutungslosigkeit seines Herzogtums und konnte sich ganz seiner Leidenschaft fürs Schauspiel hingeben. Unter seiner Führung wie auch Regie ging das Ensemble zweimal jährlich auf internationale Tourneen.

Fotos, Textbücher, Requisiten und Kostümskizzen zeigen, wie intensiv und modern gearbeitet wurde. Lange vor Erfindung des Regietheaters spielten dabei vor allem dramatische Intensität und historische authentische Anmutung eine Rolle.
Helm, Schwert und Schwertscheide des Cassius in einer Vitrine belegen das. Und stehen für das mit 330 Aufführungen meistgespielte Stück der Meininger: Shakespeares "Julius Cäsar".
Museum Georg Schäfer, Schweinfurt: "Shakespeare-Hype im 19. Jahrhundert - Adolph von Menzels gezeichnete Begeisterung", bis 22. Oktober. Geöffnet: Di. 10-20 Uhr, Mi.-So. 10-17 Uhr.