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Gerolzhofen
Seit vielen Jahren auf der Abschussliste: Bei Gerolzhofen schoss ein Jäger bereits 1968 einen Waschbären
In den 60er Jahren war ein erlegter Waschbär noch eine kleine Sensation, wie ein Blick ins Archiv zeigt. Heute sind die Räuber weitverbreitet, was viele bedauern.
Waschbären haben sich in den vergangenen Jahrzehnten in Deutschland immer weiter verbreitet.
Foto: Britta Pedersen, dpa (Symbolfoto) | Waschbären haben sich in den vergangenen Jahrzehnten in Deutschland immer weiter verbreitet.
Michael Mößlein
 |  aktualisiert: 13.05.2024 02:45 Uhr

Während der Hegeschau des Landkreises Schweinfurt am 27. April in Unterspiesheim war der zunehmende Bestand an Waschbären hierzulande eines der Themen, das Jäger und Naturschützer mit Sorgen erfüllt. Der aus Amerika stammende Kleinbär und Allesfresser schade der heimischen Tierwelt, sagen Fachleute. Und er sei auch im Kreis Schweinfurt weiter auf dem Vormarsch.

In den erfassten Jagdstrecken der Hegegemeinschaften im Landkreis taucht der Waschbär mit insgesamt 263 im Jagdjahr 2023/24 erlegten Exemplaren auf. Das ist ein Plus von nahezu 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 17 der erfassten Waschbären stammen aus dem Bereich der Hegegemeinschaft Gerolzhofen.

Stattlicher Jagdbeute auf dem Arm

Ein Blick ins Zeitungsarchiv des Gerolzhöfer Stadtarchivs zeigt allerdings, dass im Raum Gerolzhofen Waschbären bereits vor fast 60 Jahren vorkamen. Eine Ausgabe des Steigerwald-Boten aus dem Jahr 1968 berichtet vom Gerolzhöfer Jagdpächter Bert Fröhling, der damals im Mahlholz einen Waschbären geschossen hat. Das zu dem Artikel veröffentlichte, etwas verwaschen wirkende Schwarz-Weiß-Foto, zeigt den Jäger mit dem stattlichen Tier auf dem Arm. Der Waschbär hat in etwa die Größe eines ausgewachsenen Fuchses.

Das im 'Steigerwald-Bote' im Jahr 1968 veröffentlichte Schwarz-Weiß-Bild zeigt den Gerolzhöfer Jagdpächter Bert Fröhling mit dem von ihm im Mahlholz erlegten Waschbären.
Foto: Quelle: Zeitungsarchiv des Stadtarchivs Gerolzhofen | Das im "Steigerwald-Bote" im Jahr 1968 veröffentlichte Schwarz-Weiß-Bild zeigt den Gerolzhöfer Jagdpächter Bert Fröhling mit dem von ihm im Mahlholz erlegten Waschbären.

Dem Bericht zufolge erlegte Fröhling den Waschbären in seinem Revier Mahlholz auf dem Fuchsanstand bei einbrechender Dunkelheit. Schon drei bis vier Monate habe ein bis dato unbekanntes Tier "den Wildbestand des Jagdpächters beunruhigt", heißt es in dem Zeitungsbericht.

Wie der Waschbär, der 25 Pfund wog, in den Steigerwald gelangte, darüber gebe es verschiedene Vermutungen, heißt es weiter. Das Tier könnte "aus östlichen Ländern" zugewandert sein, oder aus einer Farm oder sonstigen Tierhaltung ausgebüxt sein, wird gemutmaßt.

Bombentreffer öffnet Weg in die Freiheit

Heute ist bekannt, dass es Waschbären seit den 1920er Jahren in Deutschland gibt. Damals begann man, sie in Pelzfarmen zu züchten. Der Waschbär gehört zur Gruppe der Kleinbären. Im Jahr 1934 wurden zwei Paare am hessischen Edersee von einem Forstamt ausgewildert – "zur Bereicherung der heimischen Fauna". Im Jahr 1945 kam eine zweite Population aus Brandenburg hinzu, als nach einem Bombentreffer Tiere aus einem Tierpark flohen. Seitdem hat sich der Waschbär, der aus Nord- und Mittelamerika stammt, als Neozoon, also als Tierart, die durch menschliches Zutun in einem Lebensraum eingebürgert wurde, über ganz Deutschland verbreitet.

Damals, als Jäger Fröhling auf den Waschbären anlegte, wie heute waren und sind Jäger und Waschbären keine Freunde. Als "unerwünschter Fremdling" verdiene der Waschbär, der sich als Raubtier hauptsächlich vom Fleisch kleinerer Tiere, darunter vielen geschützten Arten, ernährt, keine Hege. Der in dem Artikel geäußerte Wunsch, der Waschbär solle hierzulande nicht eingebürgert werden, hat sich nicht erfüllt.

 
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Kommentare
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  • Thomas Hemmerich
    Also ich weiß nicht, was mir der Autor dieses Textes eigentlich sagen will. Irgendwie macht das ganze keinen Sinn.
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