Es gibt kaum eine Veranstaltung, die die Zahl getöteter Kreaturen so sehr in den Mittelpunkt rückt, wie eine Hegeschau. Die zahlreichen Jagdtrophäen geschossenen Rehwilds, Gehörne genannt, an den Stellwänden, die am Samstag in der Sporthalle in Unterspiesheim aufgebaut waren, verdeutlichten dies. Dabei sei es nur ein "oftmals wahrgenommenes Vorurteil", dass es bei der Jagd nur um das Schießen von Tieren gehe, befand Landrat Florian Töpper während der Hegeschau des Landkreises Schweinfurt für das Jagdjahr 2023/24.
Denn eine Vielzahl der Jägerinnen und Jägern in den 200 Revieren in Stadt und Landkreis Schweinfurt legten sehr hohen Wert darauf, den Lebensraum der Wildtiere zu erhalten, sagte Töpper. Im Idealfall gelänge es diesen, die Artenvielfalt bedrohter Tierarten zu verbessern, etwa durch den gezielten Abschuss von Raubwild.
Großteil der Reviere im Abschuss-Soll
Wichtigste Kennzahlen der Jagd sind die in dem drei Jahre geltenden Abschussplan festgelegten Jagdstrecken. Diese besagen, wie viel Wild in den einzelnen Jagdrevieren erlegt werden soll. Und hier seien die meisten Reviere im Soll, wie Töpper feststellte.
Auch Jagdberater Wolfgang Schmitt blickte insgesamt zufrieden auf die Abschusszahlen. Die Jägerinnen und Jäger seien auf einem guten Weg, die gestiegenen Zahlen des Abschussplans zu erfüllen. Beim Rehwild liegt die Strecke im Jagdjahr 2023/24 bei 3740 Tieren (Vorjahr: 3594), inklusive der im Straßenverkehr getöteten Tiere. Beim Schwarzwild, den Wildschweinen, wurde eine Gesamtstrecke von 995 Tieren verzeichnet (Vorjahr: 636).
Von einem Aufwärtstrend der Abschusszahlen berichtete Schmitt auch beim Niederwild. Die Haarwild-Strecke (ohne Schwarzwild) stieg auf 2836 Stück (Vorjahr: 2602), wovon allein 1371 (1256) Füchse waren, gefolgt von Hasen mit 789 Stück (730). Das Flugwild, wie Enten, Gänse und Tauben, brachte es auf 2259 Stück (Vorjahr: 1930).
Niederwild hat weiter zu kämpfen
Trotz steigender Abschusszahlen beschrieb Jagdberater Schmitt das Niederwild als "Sorgenkind", da dessen Lebensraum weiter bedroht sei. Er nannte beispielsweise das Befestigen und Asphaltieren von Flurwegen. Dies lasse die einst verbreiteten Graswege, die für Hasen und weitere Tiere wichtig sind, verschwinden.
Mehrfach erwähnt wurde während der Hegeschau der Waschbär, nicht nur, weil dessen Jagdstrecke mit 263 Stück im Jagdjahr 2023/24 doppelt so hoch ausfiel wie im Vorjahr. Enno Piening, der unterfränkische Bezirksvorsitzende des Bayerischen Jagdverbands (BJV), nannte den Waschbären eine "absolute Krankheitsschleuder", dessen Bestand in der Region trotz größerer Jagdstrecken nicht spürbar sinke.
Landrat Töpper sprach von einem geschätzten Bestand von mindestens 1,3 Millionen Waschbären in Deutschland. Wie sich das Ausbreiten des ursprünglich aus Amerika stammenden, für viele Menschen putzig wirkenden Raubtiers auf die heimische Tierwelt auswirkt, werde kontrovers diskutiert. Doch neben dem Fuchs sei der Waschbär mittlerweile bei uns einer der zahlreichsten wildlebenden Räuber, der sich hauptsächlich tierisch ernähre, so Töpper.
Landrat berichtet von sabotierten Waschbär-Fallen
Studien zeigten, dass Waschbären in Deutschland jährlich Hunderte Millionen Wirbeltiere fräßen, vor allem Amphibien, Reptilien, Brutvögel, Fledermäuse und Großmuscheln – darunter geschützte Tierarten. Aus Naturschutzsicht würden Waschbären als invasive Art bewertet, die die biologische Vielfalt in Europa bedrohten. Der Landrat zeigte deshalb kein Verständnis dafür, wenn Menschen – wie im Landkreis geschehen – zugelassene Lebendfallen sabotierten, um die Jagd von Waschbären zu verhindern.
Eine deutliche Verbesserung bei der Jagd von Raubwild erhofft sich BJV-Bezirksvorsitzender Piening durch den Einsatz von Nachtsichttechnik. Deren Einsatz wird laut Töpper ab sofort auch im Landkreis Schweinfurt zugelassen sein.