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Kreis Schweinfurt
Putzig oder lästig? Auch im Raum Schweinfurt sind Waschbären immer mehr auf dem Vormarsch
Unterfranken gilt als Waschbär-Hotspot in Bayern. Die meisten Waschbären gibt es in Main-Spessart und in der Rhön. Schweinfurt liegt im Trend. Was das heißt.
Waschbären sind Kulturfolger – und machen es sich auch in Dächern bequem.
Foto: Britta Pedersen/dpa | Waschbären sind Kulturfolger – und machen es sich auch in Dächern bequem.
Katja Beringer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 17:10 Uhr

Süß finden die meisten die frechen Vierbeiner nur auf Fotos oder im Zoo. Wer mit Waschbären auf dem eigenen Grundstück zu tun hat, ist bald genervt. Denn die Tierchen machen vor nichts halt –bedienen sich an dem, was sie finden und können einigen Schaden anrichten. Und es werden immer mehr – auch im Raum Schweinfurt. Woher die Zahlen kommen, was Waschbären-Geplagte tun können, wer weiterhilft und auf was jeder achten sollte.

Wie viele Waschbären gibt es im Raum Schweinfurt?

Echte Zahlen gibt es nicht. Fakt ist: Die Population ist in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen, darauf lassen die Abschusszahlen schließen. Einmal im Jahr erhält die Untere Jagdbehörde am Landratsamt von den Revierpächtern die Zahl der Wildtiere, die abgeschossen wurden oder bei einem Unfall ums Leben gekommen sind. Darunter auch die Zahl der Waschbären. Sie zeigt, dass die Population zunimmt. Wurden 2010/2011 neun Tiere gemeldet, sind es 2022/2023 schon 177 Tiere. Den deutlichsten Zuwachs gab es zwischen 2019 und 2020. Damals kletterte die Zahl der erlegten Tiere erstmals über die 100er-Marke. Auch in der Stadt Schweinfurt wurden schon Waschbären gesichtet, unter anderem in den Kleingärten.

Wo gibt es die meisten Waschbären im Landkreis Schweinfurt?

Auch hier geben nur die Abschusszahlen einen Hinweis. Laut Landratsamt wurden die meisten Waschbären in den Gemeinden Stadtlauringen (28 Tiere), Schonungen (23), Üchtelhausen (22) und Röthlein (14) erlegt.

Entwickelt sich der Raum Schweinfurt zur Waschbären-Hochburg?

Ganz klar: Nein. Im Vergleich gibt es Regionen, in denen weit mehr Waschbären auf der Pirsch sind, beispielsweise im Kreis Main-Spessart, wo im Jahr 2019 schon 400 Waschbären geschossen worden sind. Mehr Probleme mit Waschbären gibt es auch im Raum Bad Kissingen, wo die Vierbeiner es sich in Hütten auf einem Zeltplatz bequem gemacht hatten, nachdem sie die Innenverkleidung der Hütten demoliert hatten. In anderen Orten beschwerten sich Bürger über umgeworfene Mülltonnen, aus denen die Waschbären Essbares herausgefischt hatten.

Gehen beim Landratsamt Schweinfurt Beschwerden ein?

Ja, tatsächlich, wenn auch in relativ geringer Zahl, teilt die Behörde auf Anfrage mit. Man vermittle in solchen Fällen an den zuständigen Revierpächter.

Was tun, wenn ein Waschbär in Haus und Garten randaliert?

Wer Probleme mit Waschbären hat, darf nicht selbst Fallen aufstellen, das wäre Jagdwilderei, sondern muss sich an den zuständigen Revierpächter wenden. Wer das ist, weiß die zuständige Gemeindeverwaltung. Laut Landratsamt könnten die Kleinbären, gerade dann, wenn sie sich innerorts aufhalten, nur mit einer Falle gefangen und anschließend erlegt werden.

Warum werden Waschbären überhaupt abgeschossen?

Waschbären gelten in Deutschland als invasive Art. Ursprünglich stammt der Kleinbär aus Nordamerika. Im vergangenen Jahrhundert wurde er gezielt angesiedelt, dazu kamen Tiere, die aus Gehegen oder Pelzfarmen entschlüpft sind. Inzwischen haben die Einwanderer ganz Deutschland flächendeckend besiedelt. Natürliche Feinde haben sie hier nicht, weshalb die Population begrenzt werden soll. So dürfen Waschbären in Bayern, wo sich Unterfranken zum Waschbären-Hotspot entwickelt hat, ganzjährig abgeschossen werden. Für einige heimische Arten ist der Waschbär ein echtes Problem. Nach einem Papier des Landesamtes für Umwelt sind das nicht nur verschiedene Vogelarten wie der Graureiher, sondern auch Amphibien.

Sind Waschbären für Menschen gefährlich?

Eigentlich nicht, auch wenn man die putzigen Maskenträger, die nachtaktiv sind, nicht unterschätzen sollte. Wer einen Waschbär sieht, der sollte laut Landratsamt genügend Abstand zu dem Tier halten. Normalerweise sind Waschbären nicht aggressiv und gehen einer Auseinandersetzung eher aus dem Weg, aber wenn sie sich angegriffen fühlen, können sie mit ihrem Gebiss schmerzhafte Wunden verursachen und Krankheiten übertragen. Letzteres ist laut Landesamt für Umwelt allerdings in Deutschland eher die absolute Ausnahme.

Schnecken, Vogeleier, Essensreste – Waschbären lassen sich vieles schmecken.
Foto: Uwe Zucchi/dpa | Schnecken, Vogeleier, Essensreste – Waschbären lassen sich vieles schmecken.

Was kann man tun, damit es zu keinem Waschbär-Problemen kommt?

Einiges. Das Wichtigste ist: Waschbären auf keinen Fall füttern, denn dann lassen sie sich auf dem Grundstück regelrecht häuslich nieder. Auch Katzen- oder Hundefutter sollte nicht draußen stehen. Außerdem empfehlen Experten, beispielsweise an Gartenschuppen keine Eingänge für Waschbären offen zu lassen. Denn: Wer einmal einen oder mehrere Waschbären im eigenen Garten hat, wird sie so schnell nicht mehr los. Dann, so die Untere Jagdschutzbehörde, wird es schwer, ihn auf Dauer zu vertreiben.

Wissenswertes rund um den Waschbär

Der Waschbär gehört zur Familie der Kleinbären. Von seiner ursprünglichen Heimat Nordamerika kam er ab 1934 nach Deutschland. Damals wurden Tiere in Hessen freigelassen, 1945 in Brandenburg. Von dort aus hat sich der Waschbär nach und nach im gesamten Bundesgebiet ausgebreitet.
Waschbären sind dämmerungs- und nachtaktiv. Er ist geschickt, kann mit seinen Vorderpfoten allerhand öffnen. Nicht nur Mülltonnen, sondern auch Fenster und Katzenklappen.
Wohl fühlen sich Waschbären nicht nur auf dem Land, wo sie in Feldern genug Nahrung finden, sondern auch in Städten, wo sie nicht nur auf Futtersuche gehen. Immer wieder kommt es auch vor, dass sich Waschbären in Hausdächern einnisten.
Der Waschbär ist ein echter Allesfresser. Er ernährt sich von Früchten, Obst, Beeren, Getreide, Vögeln und deren Eiern, Regenwürmern, Mäusen oder auch menschlichen Abfällen. Er ist ein Sammler und kein typischer Jäger, der seine Beute aktiv fängt.
Wofür Waschbären auch bekannt sind: ihre Geschicklichkeit. Die beweisen sie nicht nur bei der Nahrungssuche. Waschbären sind auch gute Kletterer. In freier Natur verschlafen sie gerne den Tag in Bäumen und Baumhöhlen.
Waschbären leben in Familiengruppen. Männchen sind im zweiten Lebensjahr geschlechtsreif, Weibchen schon im Alter von rund zehn bis zwölf Monaten. Nach einer Tragezeit von rund 65 Tagen bringen sie zwei bis vier Junge zur Welt.
Quelle: Wildtierportal/Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
 
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Kommentare
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  • thomashemmerich@web.de
    Schuld an dem ganzen ist nicht das Tier. Es tut was es tun muss, um zu überleben.

    Der Mensch hat diese Tiere nach Europa, nach Deutschland gebracht und auch noch bewusst ausgesetzt. Nun sollen die Tiere für das Fehlverhalten des Menschen ausbaden.
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  • Eos123456
    Bei mir in der Hecke habe auch so einen "Exoten" bemerkt. Er hinterläßt Spuren im ganzen Garten. Besonders im Winter wenn ausnahmsweise mal Schnee lag, konnte man seine Trittsiegel eindeutig zuordnen.

    Die im Handel angebotenen elektronischen "Tiervertreiber", die mit Lärm, Blitzlicht und Hochfrequenztönen unerwünschte Gäste vergrämen sollen wirken so gut wie gar nicht.
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  • Funkenstern
    Warst du mal jung? Wir haben gelernt, wie man ungeliebtes Viechzeug vergrämt. Nein, ich spreche nicht vom Abschuss. Durch die Intelligenz merken die sich, wo es was einfach geholt werden kann oder wo es was aufs Fell gibt.
    Der Mensch ist mittlerweile zu bequem sich zu wehren.
    Man kann sich ja bei Zeitungen und unfähigen Ämtern beschweren.😄
    Nur hilfts halt nicht, wenn alles leckere einfach im Garten rumliegt.
    Da gehört schon die Biotonne und der gelbe Sack/Tonne dazu.
    Gerade dann, wenn sie tagsüber schön in der Sonne stehen.
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  • fritschdittelbrunn
    Waschbären sind eine invasive Gattung. Sie schaden den heimischen Arten. Zur Rettung der echten Wildkatze wurden und werden riesige Beträge aufgewendet, durch den Waschbären leider umsonst. Auch andere heimische Tierarten, insbesondere Singvögel , Boden- und Heckenbrüter, werden bedroht. Hier gibt es nur eine Maßnahme: das Vordringen ist zu verhindern. Der Waschbär ist das, was die Herkuleskeule bei den Pflanzen ist. Putzig und niedlich sind die falschen Vokabeln. Entschlossenens Handeln ist gefragt. Wer etwas anderes tut, schadet der heimischen Natur.
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  • engert.andreas@gmx.de
    Ich frage mich immer wieder, wie das geht!
    Wir schaffen es als Menschen problemlos, jedes Jahr soundsoviele Arten auszurotten oder auf die roste Liste der vom Aussterben bedrohter Arten zu kriegen - aber Viecher, die bei uns fremd sind, die hier nicht hergehören, wieder loszuwerden, das kriegen wir nicht hin!
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