
Es ist vielleicht nicht der Maßstab, ob eine Veranstaltung erfolgreich ist oder nicht. Aber Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé packt sein Mobiltelefon nicht bei jeder Gelegenheit aus, um zu fotografieren. Bei der mit über 100 Besuchern proppenvollen Vernissage des dritten Forums junge Kunst in der Halle Altes Rathaus aber war der OB so begeistert, vor allem von der Performance der Schülerinnen des Olympia-Morata-Gymnasiums in ihren Fantasiekostümen aus Plastik und anderen Recyclingstoffen, dass er das fotografierte und sogleich auf seiner Facebook-Seite veröffentlichte.
Zum dritten Mal nach 2013 und 2016 gibt es nun das Forum junge Kunst, das der KulturPackt in Kooperation mit den Kunstlehrern und Schülern des Celtis-Gymnasiums, des Olympia-Morata-Gymnasiums, des Walther-Rathenau-Gymnasiums, des Bayernkollegs, der Friedrich-Fischer-Schule FOS/BOS sowie der Johann-Hinrich-Wichern Fachakademie für Sozialpädagogik veranstaltet. Über 100 Schüler stellen bis 7. April aus, darunter auch mehrere ehemalige Absolventen dieser Schulen, die nun Kunst studieren.
Johanna Bonengel, Ehrenmitglied des KulturPackts und maßgebliche Mitorganisatorin, erklärte bei der Vernissage, die Ausstellung verstehe sich als "Plattform für junge Talente, die sich in der Öffentlichkeit ausprobieren wollen". Bonengel, ehemalige Leiterin des Bayernkollegs, kritisierte, dass an bayerischen Gymnasien in der Mittelstufe nur eine Stunde Kunst pro Woche gelehrt werde, in der Oberstufe sogar die Wahlmöglichkeit zwischen Kunst und Musik gegeben werde. Das sei der falsche Weg, "wir wollen dem hier auch mit unserer Ausstellung entgegenwirken und zeigen, dass Kunst wichtig ist für die persönliche Entwicklung und welches Potenzial wir haben."
Ausdrücklich als "aktiven Beitrag des KulturPackts zur Jugendkultur" wollte Bonengel die Ausstellung verstanden wissen, die zumindest bei der Vernissage – nimmt man das Durchschnittsalter der Besucher als Maßstab – den Anspruch voll erfüllte, auch jungen Besuchern zu zeigen, wie inspirierend ein Ausstellungsbesuch sein kann.
Die Vielfalt und auch die Qualität der Ausstellungsstücke ist groß – zu sehen gibt es alle Varianten, wie man sich künstlerisch betätigen kann, von der Performance (neben den OMG-Schülerinnen boten die Schülerinnen der Sozialakademie eine Tanzperformance) über Skulpturen, Installationen, Fotografie, Bilder bis zur Malerei. Von abstrakt über informell bis figural ist alles geboten, was das Kunstherz begehrt. Die Ausstellung wechselt erfolgreich zwischen ernst und frech, zwischen heiter und nachdenklich, zwischen spielerischer Leichtigkeit und großer Ernsthaftigkeit.
Dickes Lob gab es von Oberbürgermeister Sebastian Remelé. Er verwies darauf, dass erst vor gut einer Woche im Rathaus dem Kulturausschussdas neue Kulturprofil der Stadt vorgestellt wurde. Darin sei die Frage gestellt worden, wo und wie man junge Menschen mit Kunst ansprechen könnte. Nun, der KulturPackt und die Schulen geben eine beeindruckende Antwort: "Ich bin froh und stolz, dass wir heute die passende Antwort bekommen", so Remelé. Er versicherte, die Stadt biete weiterhin jungen Künstlern ein Podium, umso mehr wenn 2020 das neue Kulturforum am Martin-Luther-Platz eröffnet hat.

Geöffnet ist das Forum junge Kunst in der Halle Altes Rathaus bis 7. April immer Mittwoch, Donnerstag und Freitag von 14 bis 16 Uhr, Samstag und Sonntag von 11 bis 17 Uhr. Für Unterrichtsgruppen sind Sonderführungen möglich.
Am 7. April gibt es um 11 Uhr eine Finissage mit Poetry Slam, Musik von Celtis-Schülerinnen sowie einer musikalischen Konzept-Performance des Olympia-Morata-Gymnasiums. Sollte der OB da Zeit haben, wird er sicher wieder sein Handy zücken und Fotos machen.