
Aufmerksame Passanten am Martin-Luther-Platz werden schon bemerkt haben, dass sich der Blick auf die Alte Reichsvogtei vom Alten Gymnasium aus geändert hat - die Büsche und Bäume im Hof wurden gefällt. Erste Hinweise darauf, dass sich in Sachen neues Kulturforum etwas zu tun beginnt. Als nächstes, das hatte Stadtbaumeister Markus Sauer vor einer Weile im Bauausschuss kundgetan, werden die Garagen abgerissen. Die Mietverträge wurden zum 31. März gekündigt.
Im Frühjahr folgen denkmalpflegerische und archäologische Untersuchungen des Geländes zwischen Reichsvogtei und Gymnasium, wo es bekanntlich schon Grabungsarbeiten wegen des alten Friedhofs von St. Johannis gab. Laut Sauer will die Verwaltung in den nächsten Monaten das Grundstück für die Bauarbeiten vorbereiten, parallel läuft die Detailplanung und Vorbereitung der Ausschreibungen durch das Architekturbüro Heinle, Wischer und Partner aus Köln, das den Gestaltungswettbewerb im Herbst 2018 gewann und später auch mit der Planung und Ausführung des mit gut 13,4 Millionen Euro veranschlagten Projektes beauftragt wurde. Baubeginn für das Kulturforum ist für 2020 geplant, ein möglicher Eröffnungstermin ist Sommer 2022.

Geplant ist, dass das Alte Gymnasium, das Stadtschreiberhaus und die alte Reichsvogtei saniert werden. Als verbindendes Element wird ein Neubau Reichsvogtei und Stadtschreiberhaus zusammen bringen mit einem modernen Foyer und dem schon lange gewünschten und im Rahmen des Kulturprofils oft beschriebenen Veranstaltungsraum für bis zu 300 Gäste im Untergeschoss. Außerdem öffnet sich das Areal zum Martin-Luther-Platz.
Das Nutzungskonzept sieht vor, dass nun das Stadtmuseum in die Vogtei kommt, die fünf Aktionsräume im Gymnasium sind, Wechselausstellungsräume in den Neubau kommen und die Verwaltung ins Stadtschreiberhaus zieht. Im Moment bereitet Kulturforums-Leiterin Katharina Christ den Gestaltungs-Wettbewerb für das Stadtmuseum vor.
Im Kulturausschuss kürzlich sah sich Christ mit vielen Fragen und auch Mahnungen der Kulturstadträte konfrontiert. Vor allem von Seiten der CSU-Fraktion wurde darauf verwiesen, dass zum einen sichergestellt sein müsse, dass insbesondere die freien Kulturträger einen Platz im Kulturforum bekommen sollten. Zum anderen dürfe man kulturell engagierte Gruppen mit Migrationshintergrund nicht vergessen.

Christ erläuterte, ihr sei wichtig ein Museum zu gestalten, "in dem alle willkommen sind", also alle gesellschaftlichen Schichten, alle Generationen. Man sei selbstverständlich offen für Ideen und lege bei der Gestaltung des Museums zum einen Wert darauf, dass die vergangenen hundert Jahre Schweinfurter Geschichte ihren Platz finden, aber auch den Gegenwartsbezug nicht zu vergessen. Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) ergänzte, man werde wie bisher die Bürger einbinden. Zum Beispiel werde es bald einen städtischen Aufruf geben, dass Schweinfurter besondere Erinnerungsstücke aus den vergangenen Jahrzehnten für das Stadtmuseum zur Verfügung stellen mögen zu Themen wie das Leben mit den us-amerikanischen Soldaten, Flucht nach dem Zweiten Weltkrieg oder Migration.
Museum zur Geschichte der Stadt
Remelé verdeutlichte erneut, das Stadtmuseum könne keine "eierlegende Wollmilchsau" sein und warnte davor, es zu sehr zu überfrachten. Es werde ein Museum, das die Geschichte der Stadt zeige und biete durch die Wechselausstellungen die Möglichkeit, einzelne Aspekte vertiefend zu präsentieren.
Katharina Christ erklärte, man wolle bezüglich der Nutzung der Aktionsräume und des großen Saales alles möglichst unbürokratisch und niederschwellig gestalten. Außerdem plane man derzeit das Bewirtungskonzept. Die Schweinfurter Vereine habe man schon im vergangenen Jahr angeschrieben, gut ein Drittel hätten geantwortet und ihre Wünsche würden, wenn möglich, mit einbezogen. Das Kulturforum solle ein "niederschwelliger Treffpunkt zur Belebung der Innenstadt mit hoher Aufenthaltsqualität werden."
Vortrag zum Museum der Zukunft am 20. März
Am Mittwoch, 20. März, wurde Katharina Christ von der Schweinfurter CSU-Frauenunion eingeladen, über das Museum von morgen zu referieren und die Ideen für das Kulturforum vorzustellen. Der Vortrag beginnt um 18.30 Uhr im Leopoldina-Saal des Friedrich-Rückert-Baus.