Damit hatte Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé sicher nicht gerechnet. Ein Foto, das er zum Schulstart auf seinem privaten Facebook-Account veröffentlichte, sorgte am Dienstag umgehend für eine Welle der Entrüstung. Mittlerweile (Stand 15. September) finden sich unter dem Bild fast 800 Kommentare, der Post wurde über 470-mal geteilt und auch in diversen Gruppen diskutiert.
Das Foto zeigt Remelé mit mehreren Erwachsenen und einer Schulklasse der Friedrich-Rückert-Grundschule. Der Grund für die zahlreichen kritischen Stimmen: Die Schulkinder tragen allesamt Masken, die Erwachsenen, inklusive OB Remelé, jedoch nicht. Doch was steckt hinter den zum Teil beleidigenden Kommentaren, und wie äußert sich der Oberbürgermeister selbst dazu?
Klar ist: Im Freien gibt es in Bayern derzeit keine generelle Maskenpflicht, OB Remelé und Co. verstießen also gegen keine Regelung. "Der erste Schultag führt mich heuer zur Friedrich-Rückert-Grundschule. Mit Polizei, Sparkasse und Verkehrswacht werbe ich für einen sicheren Weg zur Schule", hatte Remelé am Dienstag zu dem bei einem Pressetermin entstandenen Bild geschrieben. Auch in dieser Zeitung wurde das Foto bereits veröffentlicht.
Doch die Kritik am Oberbürgermeister ließ nicht lange auf sich warten. In nur wenigen Stunden nach seinem Post kommentierten hunderte Facebook-Nutzer das Bild und kritisierten den Oberbürgermeister scharf. "Das Bild beschreibt sehr gut den Zustand unserer Gesellschaft. Die Kinder mit Masken vor den maskenfreien Erwachsenen. Unfassbar und zum Fremdschämen, pfui!", ließ etwa ein User seinem Ärger freien Lauf. Der Oberbürgermeister selbst antwortete darauf: "Alle Erwachsenen sind doppelt geimpft. Sie auch?"
"Trauriges Bild": Heftige Kritik an Oberbürgermeister Remelé
Doch diese Antwort gefiel den aufgebrachten Kommentatoren offensichtlich nicht. So wurde Remelé in den Kommentaren fast ausschließlich hart angegangen. "Sie sind nichts Besseres mit Ihren Doppelimpfungen..merken Sie sich das", schrieb eine Facebook-Nutzerin. Andere sprachen etwa von einem "traurigen Bild", einer Vorbildfunktion, die der Oberbürgermeister nicht wahrnehme und einem denkwürdigen Signal, welches Remelé den Kindern damit sende. Sogar von "Folter" an Kindern war hinsichtlich der Masken, teils auch als Maulkörbe bezeichnet, die Rede.
Angesprochen auf den Shitstorm zeigte sich Sebastian Remelé überrascht. "Dass sich jetzt ein solcher Empörungssturm entfacht, damit habe ich nicht gerechnet", sagte der Oberbürgermeister gegenüber dieser Redaktion. Er empfinde die Kritik in "dieser Heftigkeit und Qualität", gerade dem Anlass entsprechend, nicht als angemessen. So habe hinter der Aktion zum Schulstart grundsätzlich eine gute Absicht gestanden.
Demnach wollte man für die Sicherheit der Schüler werben und auf die Pflichten der Verkehrsteilnehmer aufmerksam machen. Im Übrigen, so der OB, hätten er, die Schulleitung, Schülerinnen und Schüler sowie die Vertretung der Polizei, Sparkasse und Verkehrswacht bei der Aktion im Pausenhof immer Maske getragen. Lediglich für das Foto, worum man vom Fotografen gebeten wurde, hätten die Erwachsenen ihre Mund-Nasenbedeckungen "nur wenige Sekunden" abgenommen.
OB will bei Terminen in Zukunft "noch genauer abwägen"
Zwar versteht Remelé, dass das Bild missinterpretiert werden könne, jedoch rechne er mittlerweile grundsätzlich mit Kritik, sobald er sich zum Thema Corona äußere. Er bereue das Foto nicht, jedoch "will ich in Zukunft noch genauer abwägen". Schließlich erfordere das Thema ein hohes Maß an Sensibilität, so der Oberbürgermeister.
Die fast 800 Kommentare hat er laut eigener Aussage nicht gelesen, ihm reichten bereits die ersten drei, um den verschärften Ton wahrzunehmen. Deutlich werde zudem, so der OB, dass die harsche Kritik von einer bestimmten Personengruppe, einer bestimmten Strömung komme. Unter vielen Adressaten herrsche eine "gewisse Geisteshaltung", die ihm Sorge bereite. So habe er den Eindruck, dass hinter einem Großteil der Kommentare eine bewusst gesteuerte Aktion stecke.
Beim Durchforsten der Kommentare wird deutlich, dass viele User Sorge um ihre Kinder äußern. Sie seien die Leidtragenden der Pandemie. Allerdings bewegen sich viele Kommentare auch unterhalb der Gürtellinie, beleidigende Aussagen sind nicht die Seltenheit. Auch das Thema Corona-Impfung wird dabei sehr kritisch diskutiert. Viele Äußerungen und Forderungen erinnern etwa an Inhalte der "Eltern stehen auf"-Initiative, auch an die Querdenker-Szene oder an das Infragestellen einer Sinnhaftigkeit der Corona-Impfung. Ebenso in diversen Facebook-Gruppen, etwa in "Schweinfurter fragen Schweinfurter", wurde der Post des Oberbürgermeisters teils heftig diskutiert.
Die Erwachsenen sind wohl geimpft - also können sie die Maske weglassen!
Die Kinder - im ABC-Schützen-Alter - am ersten Schultag - sind es mit Sicherheit nicht - und können auf so einem Foto auch keine 1,5m Abstand einhalten - also Maske auf!
Vollkommen logisch und konsequent!
Wer jetzt daherkommt und etwas Anderes behauptet, hat die Regeln noch nicht verinnerlicht, die gerade gelten!
Sie stehen an letzter Stelle und müssen aber später diejenigen (ungleich ihrer aktuell selbst erhaltenen Unterstützung aus der Gesellschaft) unverhältnismäßig stärker bezahlen und ertragen, die Ihnen jetzt in egoistischer und unsolidarischer Weise diese meist unbewusste Form der Ignoranz auf allen Ebenen entgegenbringen. Das ist traurig und absurd!
Stattdessen Uneinsichtigkeit und Gegenangriff des Bürgermeisters, in dem er den Kommentarschreibern eine "gewisse Geisteshaltung" unterstellt und sogar von einer "bewusst gesteuerten Aktion" spricht. Das nächste Eigentor von Herrn Remele. Wie auch dem Artikel zu entnehmen ist, hat er sich die Kommentare...
Anders herum wundere ich mich über die Unverfrorenheit, mit der der OB Remele Kinder für den Wahlkampf missbraucht!
Wie aggressiv, bis teilweise justiziabel, sie in den sozialen Medien einfach mal so einen raus haut.
Im Freien besteht in Bayern keine Maskenpflicht mehr. Die Erwachsenen auf diesem Bild sind sicherlich vollständig geimpft, die Kinder jedoch noch nicht. Die Erwachsenen, die keine Maske tragen, stehen auch mit mindestens eineinhalb Metern Abstand hinter diesen Kindern. Die Kinder stehen jedoch ganz dicht beieinander. Insofern ist das Tragen der Maske bei den ungeimpften Kindern durchaus sinnvoll, wenn auch im Freien derzeit nicht mehr vorgeschrieben. Insofern gibt es da eigentlich nichts zu beanstanden.
Aber der Trend in unserer Gesellschaft ist derzeit halt leider der: Jeder kann in allem etwas finden, auf das er einbaschen kann. Dazu finden diese Leute in Ihren Echokammern in den sozialen Netzwerken auch immer vollste Zustimmung, weil diese sozialen Netzwerke nun mal darauf aufgebaut sind.
Eine Seuche…
Hr. Spahn hat die Impwoche ausgerufen, lockt an die Nadel, macht richtig Wallung dafür.
Gibt es seitens des Gesundheits-Ministeriums ähnliche Anstrengungen, um die Entwicklung eines für Kinder geeigneten Impfstoffs zu beschleunigen?
Das hat natürlich nichts mit dem OB SW zu tun; dass z.B. Eltern aber auf so ein Bild reagieren, finde ich nachvollziehbar.
In diesem Fall ist das Verhalten aller Erwachsenen völlig unangebracht und unverschämt! Die Kids hatten lange genug Homescooling und Lockdown. Juckt aber den OB nicht, denn der kann seine Quarantäne m Homeoffice absitzen.