Das Wort "Freedom Day" mag keiner angesichts der immer noch recht hohen Infektionszahlen mit dem Coronavirus in den Mund nehmen, dennoch gibt es ab Sonntag so viel "neue Freiheit", wie seit gut zwei Jahren nicht mehr. Die allgemeine Maskenpflicht ist Geschichte, die bayerische Landesregierung hat die Karte, den ganzen Freistaat zum "Hot-Spot" zu erklären, nicht gezogen. Außer beim Zugang zu Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen, Pflegediensten, Arztpraxen und Einrichtungen für Behinderte, oder im öffentlichen Personennahverkehr und Fernverkehr, muss der obligatorisch gewordene Mund- und Nasenschutz nicht mehr getragen werden.
Der "Tag an dem die Maske fällt", fällt in Schweinfurt mit einem verkaufsoffenen Sonntag zusammen. Ein Tag, an dem nicht nur die Gastronomie, für die gleichzeitig die 3G-Regel wegfällt, gut frequentiert ist, sondern auch gerne flaniert und eingekauft wird.
Zugangsregeln durch Hausrecht
Wer möchte, dass seine Gäste oder Kunden auch weiter sich und andere durch eine Maske schützen, könnte dies durch sein Hausrecht durchsetzen. Egal ob Einkaufscenter oder kleiner Teeladen, per Hausrecht lassen sich die Zugangsregeln mit und ohne Pandemie klar formulieren. Dazu müsste etwa an den Eingangstüren eine Aufforderung zum Tragen einer Maske angebracht sein. Mit dem gleichen Hausrecht können zum Beispiel Clubs oder Casinos eine gewisse Kleiderordnung als Zutrittsvoraussetzung einfordern.
Solche verpflichtende Beschilderung nach dem Motto "Bei uns nur mit Maske" wird es im regionalen Einzelhandel kaum geben, ist sich Axel Schöll sicher. Freundliche Empfehlungen an der Ladentür, sich und andere freiwillig weiter durch das Tragen einer Maske zu schützen, seien da schon eher vorstellbar. Der Schweinfurter Schuhfachhändler und Kreisvorsitzende des Handelsverbandes Bayern setzt darauf, dass die Menschen in Eigenverantwortung eine Entscheidung für oder gegen die Maske beim Einkaufen treffen. Er selbst glaubt, dass auch nach Ende der Maskenpflicht ein bedeutender Anteil der Menschen, angesichts der Infektionszahlen auf hohem Niveau, die Maske weiter aufsetzen wird, wenn sie ein Geschäft betreten.
Sein Personal und auch er selbst haben sich entschieden, vorerst weiter Maske zu tragen, wenn sie Kundinnen und Kunden bei der Auswahl beraten, teilt Schöll weiter mit. Willkommen sei aber natürlich jede und jeder, egal ob mit oder ohne Maske, denn der Handel habe genug gelitten. "Wir rumpeln von einer Krise in die nächste", so Axel Schöll.
Angesichts des Krieges gegen die Ukraine, den damit verbundenen Preissteigerungen, nicht nur im Energiebereich, und der hohen Inflation, sei es schon wieder der Handel, der unter der erneut eingetrübten Kauflaune zu leiden habe. "Die neuen Kollektionen sind da, wir freuen uns über alle Kunden", spricht er auch für seine Kolleginnen und Kollegen im Einzelhandel im Hinblick auf den verkaufsoffenen Sonntag.
Der Wegfall der Maskenpflicht, für Schöll dennoch ein "zweischneidiges Schwert". Natürlich freue man sich auch beim Einzelhandelsverband über ein Stück Normalität, anderseits wäre es, so seine persönliche Meinung, vielleicht sinnvoll gewesen, die Maskenpflicht, mit der sich die meisten arrangiert haben, noch ein paar Wochen bestehen zu lassen, bis die Inzidenzen sinken.
Empfehlung Masken in Innenräumen weiter zu tragen
Die Schweinfurter Stadtgalerie teilt auf Anfrage mit, dass man sich an das halten werde, was die Stadt Schweinfurt auf ihrer Homepage als Basisschutzmaßnahmen bis Ende April veröffentlicht hat. Klar ist, dass man auch für das Betreten der Stadtgalerie keine Maske mehr braucht, die weitere Einhaltung allgemeiner Schutz-und Hygienemaßnahmen wird aber empfohlen. Dazu zählen zum Beispiel der Mindestabstand und die Empfehlung für das Tragen zumindest medizinischer Gesichtsmasken in Innenräumen.
Auch ein Sprecher von Galeria Kaufhof bestätigt, dass die ab Sonntag geltenden Lockerungen, die durch den Gesetzgeber vorgegeben werden, in vollem Umfang umgesetzt werden, also ohne Maske eingekauft werden kann. Selbstverständlich dürfe natürlich auch weiter eine Maske getragen werden.
Fischmarkt ab Sonntag ohne 3G
Der Wegfall der Maskenpflicht und der 3G-Zugangsregeln am Sonntag treibt in Schweinfurt auch eine skurrile Blüte. So gilt für den Schweinfurter Fischmarkt auf dem Marktplatz von Donnerstag bis Samstag noch das 3G-Credo "Geimpft, Genesen, Getestet" für den Einkauf an den Ständen. Am Sonntag können die Schilder ins Depot getragen werden, denn dann gibt es keine 3G-Einschränkungen mehr. Der Fischmarkt, der als Markt auch die Rechtsgrundlage für den verkaufsoffenen Sonntag bildet, ist auch am Montag noch geöffnet. Die Geschäfte der Innenstadt und die Stadtgalerie haben am Sonntag von 13 bis 18 Uhr geöffnet.
