
Viele Menschen hat Altbürgermeister Hans Fischer schon im Planwagen durch die Schwebheimer Flur gefahren, um ihnen die Erfolgsbilanz der ökologischen Landschaftsgestaltung auf dem Gemeindegebiet zu zeigen. Landrat Florian Töpper war einmal dabei, auch Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber saß schon im Planwagen. Zuletzt, Ende Oktober, waren die Bürgermeister und Kommunalpolitiker aus dem Landkreis Schweinfurt eingeladen. Doch nur drei waren gekommen, drei waren entschuldigt.
Gleich zwei Planwagenfahrten hatte der Bund Naturschutz bei Altbürgermeister Fischer bestellt. Man hatte wohl großes Interesse erwartet an der Exkursion unter dem Motto "Als Kommune vom Naturschutz profitieren". Laut dem Vorsitzenden der Bund-Naturschutz-Kreisgruppe Schweinfurt, Edo Günther, soll einige Tage vorher aber ein Bürgermeister aus dem südlichen Landkreis Schweinfurt zum Boykott der Veranstaltung aufgerufen haben. Wegen des Kampfs des Bund Naturschutz für einen Nationalpark Steigerwald, so Günther.

Tatsächlich hat sich ein Rathauschef im Vorfeld per Mail an seine Kolleginnen und Kollegen gewandt. Es war Manfred Schötz, der Bürgermeister von Oberschwarzach. "Ich habe aber nicht zum Boykott der Exkursion aufgerufen", sagt er auf Nachfrage dieser Redaktion. Er habe lediglich darauf hingewiesen, dass es sich um eine "einseitige Veranstaltung handelt". Und er habe dazu aufgefordert, den BN-Ehrenvorsitzenden Hubert Weiger, der auch Mitglied des Rates für Nachhaltige Entwicklung der Bundesregierung ist, die Frage zu stellen, warum er das Trittsteinkonzept im Steigerwald nicht haben will. Die Mail liegt der Redaktion vor.
Das eine habe mit dem anderen doch gar nichts zu tun, meinten die BN-Vertreter vor Ort. Für Bürgermeister Schötz indes besteht ein Zusammenhang mit der Ökologischen Flurbereinigung in Schwebheim. Denn hier wie da gehe es um das Prinzip "Nutzen und Schützen". Und Schötz will wissen: "Wenn man die Bewirtschaftung in Schwebheim als vorbildlich ansieht, was sicherlich auch der Fall ist, warum stellt man dann die Förster der Staatsforsten, die das Trittsteinkonzept umsetzen, als Umweltzerstörer hin?"

Hintergrund ist die Debatte um die Schaffung eines Nationalparks im Steigerwald, den die Naturschutzverbände fordern, Kritiker wie Schötz aber ablehnen – mit dem Verweis auf das seit Jahren umgesetzte Trittsteinkonzept des Forstbetriebs Ebrach, das Umwelt- und Artenschutz mit der Waldwirtschaft verknüpft.
Eine Antwort auf Schötz' Frage gab es nicht, weil die Eingeladenen ja wenig Interesse an der Veranstaltung gezeigt hatten. Im Planwagen hatte dafür aber Bundestagsabgeordnete Anja Weisgerber (CSU) Platz genommen. Die Schwebheimerin ist Sprecherin für Umwelt- und Verbraucherschutz der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag und möchte "begeistern für die Koexistenz von Landwirtschaft und Artenschutz". Ihr Heimatdorf sei hier ein Pionier gewesen, habe vorgemacht, wie die Flurbereinigung sich zur Flurbereicherung entwickelt habe.

Rückblick: Die "Ökologische Flurbereinigung" begann Mitte der 1980er-Jahre auf Initiative des damaligen Bürgermeisters Fritz Roßteuscher, der sie mit seinem späteren Nachfolger Hans Fischer zu einem Erfolgsmodell machte. Die gesamte Flur wurde damals nach ökologischen Gesichtspunkten neu geordnet. Im ersten Schritt kaufte die Gemeinde rund 30 Hektar Land, um entlang des Unkenbachs Hecken zu pflanzen und zwischen den Feldern Blühstreifen anzulegen. Als ökologische Nische für Vögel und Insekten wie sie früher die Furchen zwischen den kleinen Äckern boten.
Die Landwirte machten bei der Ökologischen Flurbereinigung alle mit
Das Riedholz wurde wieder zum Auenwald und zum ersten kommunalen Naturwaldreservat Bayerns. Der Unkenbach, die Lebensader für das Naturschutzgebiet Riedholz (zwischen Grettstadt und Schwebheim), wurde auf seiner ganzen Länge renaturiert und bekam einen Pufferstreifen zu den landwirtschaftlichen Flächen. Ein Stauwerk sorgt hier im Winter für die Wassereinleitung in das Naturwaldreservat, zu dem mit der Pfeifengraswiese ein ebenfalls sensibles Feuchtgebiet gehört, das auf einen stabilen Grundwasserstand angewiesen ist.
Natur- und Artenschutz sollten sich nicht nur auf extra ausgewiesene Naturschutzgebiete beschränken, sondern im Alltag fest verankert sein. Vor allem in der Landwirtschaft. Deshalb war es wichtig, die Menschen mitzunehmen. Von den damals 30 Bauern "war keiner dagegen", sagt Fischer stolz.
Heute gilt Schwebheim nicht nur als ökologischste Gemeinde im Landkreis, sondern als vorbildlich in ganz Bayern. Für die allesamt freiwilligen Maßnahmen wurde die Gemeinde 1995 mit dem Staatspreis des Bayerischen Landwirtschaftsministeriums ausgezeichnet.
"Schwebheim ist ein Paradebeispiel für ökologische Flurbereinigung", sagt MdB Anja Weisgerber. "Doch leider ist sie ein Modellprojekt geblieben und nicht flächendeckend auf den großen Agrarflächen in Bayern umgesetzt worden", bedauert BN-Ehrenvorsitzender Hubert Weiger. Auch nicht im Landkreis Schweinfurt. "Wir möchten hier etwas bewegen", so BN-Kreisvorsitzender Edo Günther. Deshalb die Exkursion in Schwebheim.
"Es geht nicht nur um die Intensivierung in der Landwirtschaft", betont Hubert Weiger, "viel bedeutender ist der Strukturverlust." Der Artenschwund hänge zentral damit zusammen. Und was noch dazu kommt: "Das naturwidrige Wirtschaften stellt uns vor gewaltige ökonomische Herausforderungen, weil die Kosten der Reparatur letztlich die Leistungskraft unserer Wirtschaft überfordern." Die Hochwasserkatastrophe im Ahrtal sei ein Beispiel. Sie hat Schäden in Höhe von 30 Milliarden Euro angerichtet, das sei ein Viertel des bayerischen Staatshaushaltes.
"Wir müssen die Fehler der Vergangenheit korrigieren", fordert Weiger, positive Ansätze wie die ökologische Flurbereinigung in Schwebheim in die Fläche zu tragen. Da müsse der Freistaat "vorrangig vorangehen". Es reiche nicht der Appell an einzelne, die Staaten müssten den Rahmen setzen und garantieren, dass alle Menschen nachhaltig leben können. "Das ist Ihre Aufgabe, Anja", gab Weiger der Schwebheimer Bundestagsabgeordneten als Auftrag mit nach Berlin.
In einer früheren Version des Artikels hieß es, dass kein Kommunalpolitiker an der Planwagenfahrt teilgenommen hat und dass der Bund Naturschutz gegen das Trittsteinkonzept im Steigerwald ist. Das stimmt nicht. Laut Bund Naturschutz waren drei Kommunalpolitiker bei der Planwagenfahrt dabei, und der Bund Naturschutz kämpft über das Trittsteinkonzept hinaus für einen Nationalpark Steigerwald. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.
Stelle mich dann selbstverständlich der Fakten - und Evidenzbasierten Diskussion.
Das Zitat von Winston Churchill verkneife ich mir ........
Doch ohne Einladung konnte ich nicht kommen .
Könnte aber auch mit den grundsätzlichen Ansichten der Partei zu Umwelt zu tun haben.