Umweltschutz ist in aller Munde und die meisten Deutschen halten ihn für eines der dringlichsten Probleme unserer Zeit. Auch in einem Gutachten der Bundesregierung von 1999 wird dem Schutz der Umwelt „die höchste Priorität aus überlebensstrategischen Gründen“ zugesprochen.
Und spätestens am „Erdüberlastungstag“, der heuer bereits am 2. August war, wurden die Menschen alle wieder daran erinnert, wie wichtig es ist, Natur und Umwelt zu schützen. Denn an diesem Tag waren bereits rechnerisch alle Ressourcen aufgebraucht, die unsere Erde in einem Jahr wiederherstellen kann.
Umweltschutz ist ein weites Feld, dazu gehören die Reinerhaltung von Wasser und Boden ebenso wie die der Luft und das Klima. Der Schutz von Tieren ist dort genauso verankert wie die Verantwortung dafür, die Menschen vor schädigenden Umwelteinflüssen wie Lärm, Abgase und Gift im Essen zu bewahren.
Im Landratsamt Schweinfurt beschäftigen sich allein drei Arbeitsbereiche mit dem Schutz von Natur und Umwelt. Sie sind zuständig für Abfall und Bodenschutz, Jagd, Fischerei und Artenschutz sowie für das Wasserrecht.
Schwebheim ist ein Vorbild im Bereich der Ökologie
Eine Gemeinde im Landkreis ist Vorbild im gesamten Bereich der Ökologie: Schwebheim. Motor all dieser Erfolge waren die beiden Altbürgermeister Fritz Roßteuscher und Hans Fischer.
Fischer erinnert sich: „Eigentlich begann es schon in den 1960er- Jahren, ich war damals noch in der Lehre und begann mit Alfred Mesch botanische Führungen anzubieten.“ Bis heute ist Fischer davon überzeugt: „Man kann nur das schützen, was man auch kennt.“
Die Führungen waren gefragt, die Menschen wollten die Natur kennenlernen. Bei diesen Führungen fiel den beiden auf, dass die Flur gegenüber der Zeit vor der ersten Flurbereinigung viel weniger Pflanzen und Tierarten hatte.
Damals sei es darum gegangen, aus den vielen kleinen Feldern große, wirtschaftlich zu bearbeitende Flächen zu machen, erklärt Fischer. Dabei aber seien die vielen Furchen, die die Äcker voneinander abtrennten, verloren gegangen. Und die waren ökologische Nischen. Was Roßteuscher 1989 auf den Weg brachte, führte Fischer dann fort: die ökologische Flurbereinigung als Pilotprojekt für ganz Bayern.
Natur- und Artenschutz sollten sich nicht nur auf extra ausgewiesene Naturschutzgebiete beschränken, sondern im alltäglichen Leben und vor allem in der Landwirtschaft fest verankert werden. Dabei war beiden wichtig, die Menschen mitzunehmen. Das heißt vor jeder Maßnahme mussten so viele Bürger und Landwirte wie möglich vom Sinn des Ganzen überzeugt werden. „Wir hießen im Dorf schon die Zeugen Jehovas der Landwirtschaft“ erinnert sich Fischer, weil beide mit geradezu missionarischem Einsatz Überzeugungsarbeit leisteten.
Es hat sich gelohnt. Heute ist Schwebheim die wohl ökologischste Gemeinde im Landkreis und viele haben sich einfach vom Enthusiasmus der beiden Altbürgermeister anstecken lassen. „Auf 28 Prozent unserer Flur wird ökologisch angebaut“, erklärt Fischer. Bayernweit seien es nur drei Prozent, und „keiner musste gezwungen werden“. In einem ersten Schritt der ökologischen Flurbereinigung kaufte die Gemeinde rund 35 Hektar Land, um an den Hecken zwischen den Feldern einen jeweils vier bis acht Meter breiten Streifen anzulegen. Dort konnten sich Stauden entwickeln und Vögel brüten, eine ökologische Nische, wie sie früher die Furchen zwischen den kleinen Äckern boten.
Im Laufe der Jahre legte Fischer für die Gemeinde auch ein sogenanntes Ökokonto an, in das flossen beispielsweise die Einnahmen aus den Kräuter- und Landschaftsführungen. Das Geld daraus nahm man, um Landwirte zu entschädigen, wenn sie beispielsweise Teile ihrer Ackerflächen nicht ernteten, weil dort der Kiebitz brütete.
Auch die Renaturierung des Unkenbaches begann schon in dieser Zeit. Zunächst wurde die Südseite des Baches mit Baumsträuchern bepflanzt. Ein Bach, der im Schatten liegt, ist kühler, transportiert mehr Sauerstoff und das wiederum bewirkt, dass dort kein Schilf und keine Rohrkolben wachsen. Dabei gibt es manchmal durchaus witzige Randerscheinungen. Als die Gemeinde 1966 im Zuge der ersten Flurbereinigung den Unkenbach begradigte, bekam sie dafür den bayerischen Staatspreis in Höhe von 10 000 DM. Bei der dritten Flurbereinigung über 20 Jahre später wurden die ursprünglichen Mäander wieder eingebaut und die Gemeinde bekam dafür wieder den Bayerischen Staatspreis, diesmal in Höhe von 10 000 Euro.
Baumschutzverordnung für den Weg zum grünen Dorf
Ein wichtiger Schritt zum grünen Dorf ist für Fischer auch die Baumschutzverordnung, sie erhält nicht nur die Bäume im Dorf, sondern tut auch was für den Dorffrieden, meint er. Wenn der eine Nachbar sich über das Laub beschwere, könne der andere immer sagen, die Gemeinde sei schuld, dass er den Baum nicht ummachen kann. Nun, die Gemeinde blieb nicht beim Schutz von Flora und Fauna stehen. Schon 1889 betrieb sie ihr erstes Blockheizkraftwerk, „damals noch als Versuchsanlage vom Sachs“, erzählt der Altbürgermeister. Auf der Schule entstand eine 70 Quadratmeter große thermische Anlage für das Schwimmbad und als erste Gemeinde im Landkreis gründete man eine Bürgersolargesellschaft. Im Gemeinderat wurde dann noch die Voraussetzung für eine große Feldsolaranlage geschaffen.
Erste Gemeinde, die ihre Fahrzeuge auf Biodiesel umstellte
„Wir waren auch die erste Gemeinde, die ihre Bauhoffahrzeuge auf Biodiesel umstellte“, erinnert sich Fischer. Als der dann aber aus Palmöl gewonnen wurde und man für diese Plantagen Regenwälder abholzte, habe man es wieder gelassen. Man müsse halt immer am Ball bleiben, sich informieren und weiterdenken, betont der Altbürgermeister. Die Gemeinde blieb am Ball und bekam viele Auszeichnungen. Seit 2007 ist sie „Naturschutzkommune“, 2011 bekam sie die Plakette für Biodiversität und das gesamte Gemeindegebiet hat sich zur gentechnikfreien Zone erklärt. Für Fischer braucht es drei Akteure, um den Umweltschutz lebendig zu erhalten: die Landwirtschaft, die Gemeinde und die Gartenbesitzer. Bloß keinen sterilen Rasen, empfiehlt er, immer wieder Ecken freilassen für die Natur, beispielsweise für die Brennnessel, die nicht nur gesund, sondern auch die Pflanze ist, auf der sich die Raupen des Pfauenauges entwickeln.