Die Flure mit Schülerspinden im neuen Gebäude der International School Mainfranken (ISM) sind noch ein wenig kahl, doch in den Unterrichtsräumen ist Leben eingekehrt: Aus dem Musikraum schallen die Singstimmen der Kleinsten fürs Winterkonzert am 3. Dezember, schon ab 15 Uhr lädt die Schule zum Tag der Offenen Tür. In der Turnhalle mit den Basketballkörben ringen die älteren Schüler um ein paar rote Bälle.
Auf dem Kessler Field, einem ehemaligen Gelände der US-Armee in Schweinfurt, wo Jahrzehnte lang Kinder amerikanischer Soldaten zur High-School gingen, hatte seit dem Abzug der Soldaten gespenstische Stille geherrscht. Nun ist der Schullärm zurück, neuerdings unter der Adresse Kalifornienstraße 1. Und es wird wieder englisch gesprochen.
Jeder packte beim Umzug mit an
Dass der Umzug der ISM mitten im Schuljahr über die Bühne gehen würde – das war so nicht geplant, gesteht Schulleiterin Brandie Smith: Seit 7. November findet der Unterricht nicht mehr in Unterspiesheim, einem Ortsteil von Kolitzheim (Lkr. Schweinfurt), statt, sondern in Schweinfurt. Ursprünglich hatten sie die Sommerferien fürs Umziehen nutzen wollen, sagt Smith, doch der Zeitplan war zu knapp bemessen gewesen.
Zweieinhalb Kilometer vom Schweinfurter Stadtzentrum liegt die ISM jetzt, in direkter Nachbarschaft der kürzlich versteigerten Yorktown-Reihenhäuser. Drei von der Schule zur Verfügung gestellte Kleinbusse halten täglich zum Schulbeginn um 8.30 Uhr vor dem ISM-Eingang, nach Schulschluss um 15.10 Uhr fahren sie wieder ab: einer nach Bad Kissingen, einer nach Würzburg und einer in den Umkreis von Schweinfurt. Wer als Wahlfach Chinesisch, Ukulele oder Star Wars belegen möchte, muss das Heimkommen meist selbst organisieren.
Die Schüler kommen bis aus Würzburg und Bamberg
Nelson Tagne gehört zu den rund 30 Schülern, die mit einem der Schulbusse kommen. Der 16-Jährige besucht die elfte Klasse und fährt dafür jeden Tag von Würzburg nach Schweinfurt. Leichter zu erreichen sei die ISM mit dem neuen Standort in Schweinfurt in jedem Fall. Manche kommen täglich mit dem Zug aus Bamberg.
„Wir haben das Ziel, dass durch den Umzug Schüler dazukommen“, sagt der stellvertretende Schulleiter Veit Pfeuffer. Bereits in der ersten Woche in Schweinfurt hätten sich vier neue Schüler angemeldet, und das mitten im Schuljahr. „Quereinsteiger sind für uns nichts ungewöhnliches“, sagt Pfeuffer. Gut 100 Schüler hat die ISM inzwischen. Rund 200 seien kein Problem, sagt Smith. Nicht nur die Bücherei ist in Schweinfurt um einiges größer als in Unterspiesheim.
Wegen der steigenden Schülerzahlen war der Wegzug aus der Johannes-Cuspian-Schule in Unterspiesheim nur eine Frage der Zeit gewesen. Nach der ersten Station in Grafenrheinfeld, wo die ISM 2006 mit vier Klassenstufen gegründet worden war, hatte die Schule schon länger die ehemalige US-Liegenschaft in Schweinfurt im Auge.
Rund eine Million Euro Renovierungskosten
Mit der Stadt Schweinfurt hat der ISM-Trägerverein einen Erbbaurechtsvertrag mit einer Laufzeit von 50 Jahren geschlossen. Laut Stadtrat soll der jährliche Zins bei rund 28 000 Euro liegen. Dafür erhält die ISM das Grundstück von rund 20 000 Quadratmetern Größe zur Verfügung gestellt, darauf das Schulgebäude sowie die angrenzende Turnhalle. Der angegliederte Sportplatz macht rund die Hälfte aus.
Rund eine Million Euro hat der ISM-Trägerverein laut Schulleiterin Smith in Umbauarbeiten gesteckt: Brandschutz nach deutschen Standards, eine Ausgabeküche fürs Mittagessen samt Cafeteria, neue Sanitäranlagen und Kleinigkeiten wie das Entmoosen des Tartanplatzes. Pfeuffer ist aber froh: „Die Steckdosen waren zum Glück deutsch.“
Internationale Schule
Die ISM ist eine private Schule, die den Schülern Bildung mit internationaler Perspektive bieten möchte. Besonderer Wert wird nach eigenen Angaben auf die kreative, soziale und intellektuelle Förderung jedes Kindes gelegt. Der Unterricht von der ersten bis zur zwölften Klasse findet nach dem Lehrplan der International Baccalaureate Organisation (IBO) statt.
Der Abschluss der Schüler heißt International Baccalaureate Diploma (IB-Diplom). Die ISM ist eine durch die Regierung von Unterfranken staatlich genehmigte Ersatzschule. Die Abschlüsse können per Antrag als Mittlere Reife (nach der zehnten Klasse) oder als allgemeines Abitur (nach der zwölften Klasse) anerkannt werden. Vergangenes Schuljahr schlossen sechs Schüler ab.
Die ISM gehört zu einem weltweiten Netz mit 1700 Schulen, die sich am IBO-Lehrplan orientieren. In Bayern gibt es fünf, die nächste in Erlangen. Unterrichtssprache ist Englisch. Quelle: www.the-ism.de