„Wir haben die Verantwortung“, sagt am Schluss des Gesprächs ein nicht um Ausreden bemühter Michael Schwarz, Inhaber und Geschäftsführer der Privaten Schulen Schwarz – in Schweinfurt bekannter unter dem Namen „Wirtschaftsschule Müller“.
Zu diesen Schulen mit den Standorten Schelmsrasen 40 und Gorch-Fock-Straße 1a gehört seit zwei Jahren die Erste Private Fachoberschule Schweinfurt. Heuer standen erstmals Prüfungen zum Fachabitur an. Im Schriftlichen fielen alle 27 Schüler durch. Die mündlichen Prüfungen laufen noch.
Da die Private Schule – abgekürzt EPFOS – nur „staatlich genehmigt“, jedoch nicht „staatlich anerkannt“ ist, mussten die 27 Schüler als Externe die Abiturarbeiten bei der Friedrich-Fischer-Schule – staatliche Fachoberschule – in Schweinfurt schreiben.
- "Abi-Zeugnis für 37.000 Schüler in Bayern"
- "Von wegen Studium: G8-Schüler machen lieber Auszeit"
- "Jugend in Deutschland - Kämpfen muss jeder auf seine Art"
- Experte: Jugend-Stimmung zwischen Engagement und Optimismus
- Deutschlands Jugend in Zahlen
- Leitartikel: "Bayerns Schüler können nur gewinnen"
- Info-Broschüre (IHK): "Schule -was dann? Karriere mit Lehre"
Die gestellten Aufgaben sind bei dem zentralen Abitur bayernweit einheitlich. Allerdings zählen bei den Externen nur die Leistungen in der Prüfung, nicht die Noten aus dem Schuljahr, die bei der staatlich anerkannten Fachoberschule zu 50 Prozent die Abschlussnoten mitbestimmen.
Schüler wie Eltern sind von dem Ergebnis entsetzt. Eine Rechtsanwältin haben die Eltern eingeschaltet. Einige haben „es kommen sehen“, haben während des Schuljahres auch mit Michael Schwarz gesprochen, wollen ihn darauf aufmerksam gemacht haben, dass in den Fächern Mathematik, Technik und Betriebswirtschaftslehre/Rechnungswesen nur ein Achtel bis ein Drittel des Stoffes des Lehrplans behandelt wurde. Genau in diesen drei Fächern sind jetzt auch im ersten Anlauf die 27 gescheitert.
Bei den weiteren schriftlichen Prüfungsfächern (Deutsch, Englisch, Sozialkunde) schnitten die Schüler deutlich besser ab, waren „gar nicht so schlecht“ (so Michael Schwarz). Eine Mutter spricht von einer völlig überforderten Schulleitung, die selbst einfachste Dinge nicht auf die Reihe gebracht habe.
„Wenn ich das wüsste“, antwortet Schwarz auf die Frage nach dem Warum. Noch hat er die Hoffnung, dass im Mündlichen (läuft bis Montag) der eine oder andere besteht. Trotzdem: „Ich fühle mich wie erschlagen“, sagt der Schulmann, der auf vier Jahrzehnte Erfahrung verweisen kann. Verstanden hätte er, wenn „acht, neun, zehn oder sogar die Hälfte“ gescheitert wären, aber nach seinen Wissenstand aus dem Unterricht sei mit diesem Debakel nicht zu rechnen gewesen.
Vor zwei Jahren hat die Schule mit der FOS Neuland betreten, war „in manchen Dingen vielleicht blauäugig“. Jetzt steht Ursachenforschung an. Noch am Freitagnachmittag wird Schwarz mit den Eltern reden. Einen Termin mit dem Schulbeauftragten des Kultusministeriums (in Erlangen) steht auch bereits.
Weitermachen will Schwarz auf jeden Fall und die jetzige „Elfte“ in zwölf Monaten zur Prüfung schicken. Unter diesen Schülern könnten auch einige sein, die zum zweiten Mal als Externe teilnehmen. Und: Für die nächste Elfte gibt es bereits 29 Anmeldungen.
Schwarz will Lehrer austauschen, ist aber auch davon überzeugt, dass die Defizite nicht allein bei den Pädagogen zu suchen sind. Weil die Noten aus dem Schuljahr nicht zählten, habe der Notendruck gefehlt. Schulaufgaben wurden nach Minuten abgeben, denn das Ergebnis spielte letztendlich keine Rolle. Doch am Ende des Gesprächs macht der Geschäftsführer klar: „Wir haben die Verantwortung.“
Die EPFOS wird in zweistufiger Form mit der Ausbildungsrichtung Wirtschaft geführt und soll eine allgemeine und berufliche Bildung vermitteln. In der elften Jahrgangsstufeist ein Praktikum zu absolvieren. Nach bestandener Prüfung kann die Fachhochschule, ein Berufsfachschule oder die 13. Klasse der Fachoberschule (allgemeines Abitur) besucht werden.
Zu der Privaten Wirtschaftsschule gehören seit 2011 die Fachober- und seit 2010 eine ebenfalls Private Realschule. Die Schülerzahl für alle drei Zweige liegt bei 500.
Die ersten Realschüler erreichen heuer die Halbzeit des sechsjährigen Schulbesuchs. In drei Jahren werden auch sie als Externe von einer staatlich genehmigten, aber nicht staatlich anerkannten Schule ihre Abschlussprüfung wohl an einer der beiden staatlich anerkannten Realschulen in Schweinfurt (Walther-Rathenau-Schulen und Wilhelm-Sattler-Schule) schreiben.
Ein großer Teil der Schüler, die jetzt durchgefallen sind, haben bereits "Ehrenrunden" an der staalichen FOS in Schweinfurt gedreht.
Die Fehlzeiten eines Großteils der Schüler (unentschuldigt) waren, so hoch, dass das Erlernen den vermittelten Unterrichtsstoffs eigentlich unmöglich war.
Da die Vornoten nicht zählten, gaben die Schüler während des Schuljahres leere Schulaufgabenblätter zurück. Ein Überprüfung des Leistungsstandes war so unmöglich.
Der Fehler der Schule bestand darin, den unfähigen Teil der Schüler nicht bereits im Februar von der Schule "geworfen" zu haben.
Die Tatsache ist, dass man den Eltern klar machen müsste - und auch den Schülern - dass einfach nicht jeder geistig in der Lage ist, die Abschlussprüfung an der FOS zu schaffen.
Obwohl ich dazu bemerken muss: die Prüfung in Rechnungswesen/BWL etc. hat nichts mit Intelligenz zu tun - nur lernen muss man eben.
Das ist ein Armutszeugnis für die Schule und den Unterricht.
Lizenz entziehen
"Wenn ich das wüsste“, antwortet Schwarz auf die Frage nach dem Warum. Noch hat er die Hoffnung, dass im Mündlichen (läuft bis Montag) der eine oder andere besteht."
Wie eben auf Bayern 3 gemeldet wurde, haben nur 3 Schüler die erforderlichen Noten und wurden zur mündlichen Prüfung zugelassen. Und der Direktor verbreitet eine fadenscheinige und falsche Hoffnung.
Hier hat primär die Schule und sekundär die Eltern/Schüler versagt.
Ich hab dieses Jahr auf dem JSG Abi gemacht und kein bisschen dafür lernen müssen.
Aber im Fall Schweinfurt wurde es den Schülern einfach zu schwer gemacht. Wie soll man den Stoff den beherrschen, wenn man nichtmal die Hälfte im Unterricht behandelt hat?
;-)
wir sollten nicht die anzahl der abiturienten künstlich erhöhen - das ist realität auch an den gymnasien - sondern sorge dafür tragen, dass die richtigen abgänger eben dieses zeugnis am ende in der hand halten.
aktuell hängt es zu sehr vom bildungsgrad der eltern ab, ob ei schüler später abitur macht oder nicht, nicht aber die leistung eines schülers. die unübersehbare folge an den universitäten: studenten, die nicht in der lage sind ein studium zu absolvieren.
Mit dem Bildungsgrad der Eltern ist, vermute ich, auch nicht ausschließlich der Schulabschluss gemeint. Bildung drückt sich nicht nur durch Noten und Zeugnisse aus. Die Erziehung und "Beaufsichtigung" spielt, auch im Fall der EPFOS, eine große Rolle. Wären mal mehr als 2 Eltern zum Elternabend erschienen,...
Ich finde den Artikel übertrieben rufschädigend und zwar zu Unrecht! Ich hoffe, es folgt ein bald ein Artikel der viele Dinge wieder klarstellt, denn manche Tatsachen wurden nur halbherzig recherchiert.
..... ja wohl das dümmste was ich bisher gelesen hab!!!
Ehe man einen Anwalt einschaltet, könnte sich mancher einer auch mal zunächst an die eigene Nase packen, ob selbst genug gearbeitet worden ist.
"...Schulaufgaben wurden nach Minuten abgeben, denn das Ergebnis spielte letztendlich keine Rolle..." Na hoffentlich können sie wenigstens ihre Vornamen tanzen
q.e.d.
Wobei, nach diesem Artikel wird sich die Anzahl der Anmeldungen wohl verringern.
Warum der Unterschied bei der Anerkennung der Ganzjahresleistung?
Denn die Schüler müsten in sogenannten Feststellungprüfungen beweisen, dass sie den gesamten Stoff der 11. Klasse gut beherrschen.
So müssen die Eltern wohl oder übel nochmal für diese private Schule 140 Euro pro Monat blechen.
[Bericht in BR]