Das vorangegangene Trockenjahr steckt vielen Landwirten noch in den Knochen. Die Ergebnisse der Getreideernte damals waren teils hundsmiserabel, beim Weizen etwa. Dies zu wissen ist wichtig, um einzuschätzen, was es bedeutet, wenn David Wiener sagt: "Die Getreideernte in diesem Jahr wird wohl noch schlimmer als 2022."
Was den 37-jährigen Bio-Landwirt aus Lülsfeld gerade genauso frustriert wie seine Berufskolleginnen und -kollegen, die ihre Äcker konventionell bewirtschaften, ist der Blick zum Regenmesser. Dieser blieb seit gut einem Monat so gut wie trocken. Nicht einmal zehn Liter, mancherorts deutlich weniger, fielen seitdem vom Himmel. Bei Landwirt Christian Mauer (33) aus Brünnstadt waren es seit 11. Mai gerade mal zwei Liter. Das reichte kaum, um die Blätter der Pflanzen zu befeuchten. An den Wurzeln kam quasi nichts an.
Die Folgen der Dürre erkennt jeder Laie. 40 Zentimeter tief habe er heute Morgen seinen Zollstock in einen Riss stecken können, der sich auf seinem Rüben-Acker aufgetan hat, berichtet am Freitagmittag Ludwig Hess. Der 21-Jährige absolviert eine Ausbildung zum Landwirt und bewirtschaftet mit seinem Vater einen Hof in Kolitzheim.
Dreschen der Wintergerste beginnt in Kürze
Einer der spärlichen Hoffnungsschimmer beim Getreide ist – wie im Vorjahr – die Wintergerste. Diese Futterpflanze reift früh, profitiert also stärker vom Regen, der im Frühjahr reichlich fiel. Die Wintergerste steht gut da, bestätigen Wiener und Mauer. Doch auch diese bräuchte dringend Regen. In knapp zwei Wochen, vielleicht aber schon Ende dieser Woche, schätzt der Brünnstädter Landwirt, könnte im Raum Gerolzhofen die erste Wintergerste gedroschen werden.
Dass die Ernte so früh beginnt, obwohl wegen des feuchten und lange Zeit kühlen Frühjahrs die Vegetation im Vergleich zum Vorjahr hinterher hinkt, hängt ebenfalls mit dem Wassermangel zusammen. Denn irgendwann beginnt das Getreide die sogenannte Notreife. Dann nehmen die Körner nicht mehr an Volumen zu. Die Erntequalität verschlechtert sich. Dies setzt Landwirte unter Druck, das Getreide zu dreschen, obwohl es dazu eigentlich noch zu früh ist. Es ist die Wahl zwischen Not und Elend.
Qualität der Böden entscheidet über Ernteergebnis
Ob die Getreideernte in diesem Jahr schlecht ausfällt, oder eine Katastrophe wird, darüber entscheidet einmal mehr die Bodenqualität. Landwirte sprechen von Bodenpunkten – je höher die Zahl, desto mehr Wasser kann ein Boden auch speichern.
Im Raum Brünnstadt, sagt Mauer, reicht die Punktezahl von etwa 30 bis 80. Bei 80, an den besten Standorten, kann jeder Quadratmeter circa 350 Liter Wasser aufnehmen, den Pflanzen nutzten können. Fünf bis 15 Liter Wasser verdunsten pro Tag, sagt Mauer. So errechnet sich, dass nach 23 bis 70 Tagen selbst auf guten Böden kein Wasser mehr vorhanden ist – wenn es zwischenzeitlich nicht regnet.
Besonderes Sorgenkind unter den Getreidesorten ist der Mais. Dessen Ernte verlief bereits vergangenes Jahr katastrophal, sagt Wiener. Wie es in diesem Jahr werden wird, daran mag er gar nicht denken. Der Mais wurde im Frühjahr spät gesät, weil es zuerst zu feucht auf den Äckern war, berichtet Mauer. "Als die Maiskörner dann im Boden lagen, hat's nicht mehr geregnet." Die Pflanzen konnten sich bislang also schlechter entwickeln, als es normal wäre.
Wie lange wird das Viehfutter noch reichen?
Noch habe er genug Futter, um seine 55 Kühe zu versorgen, sagt Wiener. Einen guten Beitrag hierzu leisten die Luzerne, die er anbaut. Diese haben tiefe Wurzeln, kommen also auch bei wenig Niederschlag noch an Wasser, das für andere Pflanzen unerreichbar tief ist.
Auch die erste Mahd fiel bei dem Bio-Landwirt in diesem Jahr gut aus. Dennoch berichtet er von psychischen Belastungen, die unter Berufskolleginnen und -kollegen zunähmen. "Du gibst alles als Landwirt, aber es wird dann trotzdem wieder nichts mit der Ernte." Nicht, weil jemand Fehler gemacht hat, sondern einzig und allein deshalb, weil Witterung und Wetter nicht mitspielen.
Viele Auswege, auf die zunehmenden Dürreperioden zu reagieren, bleiben den Landwirten nicht. Mauer erzählt von Weizen mit Grannen, den er schon länger anbaut. Dieser komme mit weniger Wasser aus als herkömmlicher Weizen. Laut Wiener gehe es darum, den Boden so zu bearbeiten, dass die Winterfeuchte möglichst lange gehalten wird, etwa indem der Boden nicht so tief umgebrochen wird. Doch ihnen ist klar: Dies alles rettet keine Ernte, wenn es nicht regnet.
Und wie schaut's mit der Züchtung von trockenresistenten Getreidesorten aus? Dies dauert lange, meint Wiener. Was in der Natur durch den Klimawandel passiert, "dürfte schneller sein". Und, gibt Hess zu bedenken: "Auch die beste Züchtung wächst nicht ohne Wasser."
was Fachleute tw. schon vor Jahrzehnten vorausgesagt haben - aber niemanden hat es interessiert.
Jetzt ist das Geschrei groß - aber auf die Fachleute zu hören scheint (immer noch) mindestens genauso weh zu tun. Preistreiberei und Abwälzen der Umweltkosten auf die Allgemeinheit (im Endeffekt auch an den entlegensten Stellen der Welt!) haben uns/ unsere Landwirtschaft genau in die Situation gebracht, in der wir heute sind.
Nur leider - ein Ende des billig, billig, billig ist nicht in Sicht - eher im Gegenteil: aktuellen Zahlen zufolge müssen immer mehr Leute immer knapper rechnen. Da wird wohl der Krug so lange zum Brunnen gehen müssen, bis er endgültig bricht?!
Fährt man heutzutage über Lande, denkt man es brennt. Doch es sind die Staubwolken, die beim grubbern, dem oberflächlichen bearneiten von Böden, aufgewirbelt werden.
Früher fuhr der Landwirt an gleicher Stelle mit dem Pflug und hat den Kuhmist eingearbeitet.
Heute kann man schon froh sein, wenn ein Landwirt die Stoppelfelder umpflügt.
Vielleicht ist es Bequemlichkeit oder Zeitdruck, höchstwahrscheinlich aber die Vorgaben sog. "Experten", die bei der EU und in den Landwirtschaftsministerien den Ton angeben.
Die Landwirte in meiner Nachbarschaft nutzten den Kunstdünger als "Booster", heute ist dieser wohl für die Austrocknung der Böden mitverantwortlich.
Bleibt noch die Bodenverdichtung mit den großen Schleppern. Es will doch keiner behaupten, dass 5-6 Tonnen Eigengewicht sich nicht auf den Boden auswirken?
Dazu der immense Flächenfraß durch den Solar-Wahn auf hektorgroßen Flächen.
Es wird Zeit, sich an den Ursprung der Landwirtschaft zu erinnern.
Gepflügt wird in heutiger Zeit so wenig wie möglich. Zum einen benötigt es viel Kraftstoff, zum anderen fördert es die Austrocknung des Bodens. Das hat nichts mit Bequemlichkeit oder Zeitdruck zu tun.
Kunstdünger wird als "Booster" verwendet? Nennen wir es doch einfach "Dünger". Wie dieser jedoch den Boden austrocknen soll, müssen Sie mir aber nochmal erklären.
Zur Bodenverdichtung: 5-6 Tonnen sagen gar nichts aus, wenn man dabei die Fläche, auf welches das Gewicht verteilt wird, außer Acht lässt. Moderne Raupenschlepper haben trotz enormen Einsatzgewichts eine Flächenbelastung, die niedriger ist, als wenn sie zu Fuß über den Acker laufen.
Ihr letzter Satz setzt dem Ganzen die Krone auf. Woher sollen die Millionen dafür benötigten Arbeitskräfte kommen? Und wer soll sie bezahlen?
"... Kunstdünger... heute ist dieser wohl für die Austrocknung der Böden mitverantwortlich"
Wo haben sie sowas gelesen?
https://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/schon-wieder-viel-zu-trocken-drei-landwirte-aus-dem-raum-gerolzhofen-blicken-sorgenvoll-auf-die-getreideernte-art-11162257
"Dazu der immense Flächenfraß durch den Solar-Wahn auf hektorgroßen Flächen."
Weniger als 1% in Deutschland. Da sollte man sich mehr Gedanken über die 10% der Flächen mit Energiepflanzen für Biogasanlagen. Oder über 50% Fläche für Fleischkonsum.
"Es wird Zeit, sich an den Ursprung der Landwirtschaft zu erinnern"
Wie stellen sie sich die vor? Hunderttausende Kleinstlandwirte die nicht mal Mindestlohn verdienen und mit ihren Treckern ihre Gesundheit ruiniert haben?
sorry aber nach dem Beitrag von ihnen kam ich zukünftige Beiträge von ihnen nicht mehr ernst nehmen.
Ich bin verwundert dass die Mainpost einen sie selbstsicheren Kommentar der so viele Fehler und falsche Annahmen beinhaltet veröffentlicht.
Sie haben keinerlei Ahnung von der Materie und es ist erschreckend dass bereits vier Personen ihren Beitrag mit "Gefällt mir" markiert haben.
Darin liegt auch der Grund zahlreicher Probleme. Die Verbundenheit zur Natur und das Wissen darüber scheint größtenteils nur noch bei denen vorhanden die von allen Seiten angegangen werden; bei den Landwirten.
1. steigende Produktionskosten
2. Preise im Keller
3. weniger Regen
Daran könne wir nichts ändern, doch eine Stellschraube hätten wir... die Pachtpreise... aber da überbieten wir uns gegenseitig in schwindelerregende Höhen.
Bevor wir das nicht "im Griff" haben, brauchen wir auch nicht zu jammern.
Mein Vorschlag: Spekulation mit Lebensmitteln und aufAckerland verbieten und Faire Preise für die Landwirtschaft. Früher musste man zb 72min für ein Kilo Rindfleisch arbeiten, Heute 29min
https://www.agrarheute.com/land-leben/nahrungsmittel-kosten-immer-weniger-arbeitszeit-513238