Eigentlich läuft das Geschäft für Klaus Hellberg auf dem Schweinfurter Volksfest gut. Der Gastronom verkauft dort zusammen mit seinem sechsköpfigen Team an seinem Fischstand mit den markanten Leuchttürmen neben dem Riesenrad Matjes, Backfisch und Fischbrötchen. Neben der Verkaufstheke blitzt ein knallrotes Schild mit der Aufschrift "Aushilfe gesucht" hervor. "Es wird immer schwieriger, unseren Stand mit Personal zu bestücken", sagt Hellberg. Seit 1991 kommt der Wahloberfranke jedes Jahr nach aufs Schweinfurter Volksfest.
Doch wie viele Schausteller plagt den fahrenden Gastronom seit der Corona-Pandemie immer mehr die Sorge, wie es künftig mit seinem Fischgeschäft weitergeht. Konkret fehlen dem Unternehmer heuer zwei Arbeitskräfte, um seinen Verkauf auf dem Volksfest stressfrei bewältigen zu können. Wie in seiner Branche üblich arbeiteten, neben ein paar Stammarbeitskräften vor allem saisonale Hilfskräfte bei ihm mit. Aber die werden Jahr für Jahr immer weniger. "Wir bräuchten eigentlich acht Personen, um die Stoßzeiten besser abzufangen", verdeutlicht er.
Wegen des wegfallenden Personals benötigen gerade die größeren Betriebe immer mehr Zeit für Auf- und Abbau sowie Puffer zwischen den Standortwechseln. "Es ist schwer geworden", sagt auch Brezelbudenbetreiber und Schaustellersprecher Karl-Heinz Hartnagel. Egal, ob der Pizzabäcker von nebenan oder das Riesenrad von gegenüber: Allen fehle es an Personal, so Hartnagel. Das ganze gehe mittlerweile sogar so weit, dass einzelne Schaustellerbetriebe ihre Öffnungszeiten verkürzen müssen oder ganze Feste ausfallen lassen. Zwar ließen sich einige Lücken im Personalnetz aktuell noch über Vermittlungsagenturen stopfen, doch auch das werde immer komplizierter.
Ein paar Meter weiter nebenan sitzt Christian Papert an einem Biertisch im Festzelt. Es ist seit diesem Jahr der neue Festwirt vom Schweinfurter Volksfest. "Hier in Schweinfurt haben wir zirka 70 Personen im Einsatz, mit Kellnern, mit Küchenmannschaft, alles drumherum", sagt Papert. Auch für die großen Festwirte werde es schwieriger, Personal zu finden, sagt er und deutet auf die schwindende Anzahl an Festwirten in Bayern hin. Beinahe ein Drittel davon habe in den vergangenen zehn Jahren deshalb aufhören müssen. Dennoch, sagt er: "Wenn man ein gutes Betriebsklima hat und einen fairen Lohn bezahlt, findet man auch genügend Personal."
Viel mehr würden ihm die gestiegenen Energiekosten zusetzen. "Egal ob Strom, Gas, Personal oder Wareneinkauf – alles ist signifikant teurer, was in Teilen weitergegeben werden muss." Neben Schweinfurt stellt Papert auch das Festzelt beim Nürnberger Frühlings- und Herbstvolksfest und auf der Marktheidenfelder Laurenzi-Messe im Landkreis Main-Spessart. Bereits im vergangenen Jahr hatte die Stadt Schweinfurt die Festtage und Öffnungszeiten des Volksfests auf Wunsch der Schaustellerbetriebe dauerhaft reduziert.
Sieben Geschäfte mussten nachbesetzt werden
"Wir sehen die Entwicklung mit Sorge", sagt Volksfestreferent Jan von Lackum. Nicht nur die Zahl der Festwirte gehe zurück, auch einige Schausteller mussten ihren Betrieb in den vergangenen drei Jahren einstellen. Bei anderen alteingesessenen Betrieben fehlen unter anderem auch Nachfolger. Alleine deshalb nehme die Zahl an Bewerbungen stetig ab.
So mussten in diesem Jahr auf dem Volksfest sieben Geschäfte nachbesetzt werden, weil der abgeschlossene Vertrag vom Schaustellerbetrieb nicht eingehalten werden konnte, sagt von Lackum. Teilweise kamen die Absagen sogar erst in der Aufbauwoche, also unmittelbar vor Festbeginn. "Da war es guten Kontakten in die Branche einerseits und der Flexibilität der eingesprungenen Betriebe andererseits zu verdanken, dass auf dem Platz dennoch keine Lücken entstanden sind."
Stadt versucht Schaustellern und Wirten entgegenzukommen
Um den Schaustellern und Wirten entgegenzukommen, hat die Stadt deshalb die Mietkosten in den vergangenen Jahren gesenkt, sagt von Lackum. Die Frage, wie hoch diese aktuell seien, lässt der Volksfestreferent mit Verweis auf das Vertragsgeheimnis unbeantwortet. Man behalte die Situation weiterhin im Auge und stehen im laufenden Austausch mit der Branche, erklärt er. Ziel sei es, auch im kommenden Jahr wieder ein Volksfest in derselben Größe zu organisieren.
"Wir möchten dieses traditionelle Fest, das im nächsten Jahr sein 110-jähriges Bestehen feiert, weiterhin so attraktiv gestalten, wie es uns in der Vergangenheit in guter, partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit den Schausteller- und Festwirtsfamilien gelungen ist." Auch der sich alle fünf Jahre wiederholende Festumzug sei 2024 geplant.