Schon am frühen Morgen ist es laut auf dem Schweinfurter Volksfestplatz. Das Rattern von Motoren ist zu hören, dazwischen immer wieder metallische Schläge. Auch unter dem Blickfang des Volksfestes – dem 50 Meter hohen Riesenrad Jupiter – herrscht bereits seit 7.30 Uhr reges Treiben.
Arbeiter tragen Bauteile von A nach B, stecken goldglänzende Geländer in Halterungen und spritzen Teile des Riesenrads mit Wasserschläuchen ab. Sieben Spezialfahrzeuge und drei Zugmaschinen waren nötig, um die tonnenschweren Einzelteile auch in diesem Jahr wieder auf den Volksfestplatz zu transportieren. Kurz vor der Eröffnung überragt der Volksfest-Klassiker nun bereits die meisten anderen Fahrgeschäfte, bietet aus 36 Gondeln einen Ausblick über das Festgelände und das Schweinfurter Stadtgebiet.
Betreiber Rudolf Barth beobachtet die Aufbauarbeiten wachsam. "Heute machen wir nur noch ein paar Kleinigkeiten, bringen ein paar Dekorationsteile an, legen Kabel", sagt er. Jeder Handgriff des sechsköpfigen Aufbauteams muss sitzen. Schließlich muss jedes Bauteil ordentlich gesichert und richtig verkabelt werden – eine Frage der Sicherheit.
Seit Mitte der 90er Jahre gastiert der Jupiter auf dem Schweinfurter Volksfest
Seit 27 Jahren ist Rudolf Barth nun schon mit dem Jupiter unterwegs. Zum Schweinfurter Volksfest hat der 42-jährige Bonner eine ganz besondere Verbindung. War es Mitte der 90er Jahre doch das erste Volksfest, das er, damals noch gemeinsam mit seinen Eltern, mit dem Jupiter besuchte. Seitdem sei er, mit Ausnahme der Coronazeit, jedes Jahr in Schweinfurt zu Gast gewesen.
Gerade auf seine Anfangszeit auf dem Schweinfurter Volksfest blickt Barth gerne zurück. "So wie früher ist es hier nicht mehr. Als die Amis noch da waren, da war mehr Betrieb, klar. Da war es für uns schon besser. Als die Amis weg waren, hatten wir auf einmal 30 Prozent weniger Umsatz", erinnert sich der 42-Jährige.
Nach Corona laufe das Geschäft mittlerweile aber wieder besser. "Es hat sich ziemlich erholt. Teilweise läuft es sogar besser als vor Corona. Wir sind froh, dass wir wieder hier sein können und dass die Leute noch Spaß an uns haben", sagt er.
Personalmangel: Weniger Veranstaltungen und längere Aufbauzeiten
Nur selten lässt Barth den Blick von den letzten Arbeiten am Feinschliff des Jupiter abschweifen. Ab und zu ruft er Kommandos, gestikuliert zu einer Seite des knapp 25 Meter breiten Aufbaus. Drei bis vier Tage dauert der Aufbau des Jupiter heuer.
Noch vor ein paar Jahren sei das anders gewesen, sagt Barth: "Früher haben wir das locker in zwei Tagen hingekriegt. Aber mittlerweile haben auch wir Schwierigkeiten – wir merken den Personalmangel extrem." So seien ihm jüngst kurzfristig zwei Arbeitskräfte ausgefallen. Bis über eine Agentur Ersatz kam, habe es mehrere Tage gedauert.
Zwischenfälle wie dieser seien längst keine Seltenheit mehr. Personal zu finden sei schließlich auch in der Schaustellerbranche schwierig geworden, meint der 42-Jährige. Das höre er von vielen Kolleginnen und Kollegen. Zum Glück kenne man sich in der Branche gut und greife sich im Notfall unter die Arme. Folgenlos bleibe der Personalmangel dennoch nicht.
"Es ist schwieriger geworden, Veranstaltungen zu halten. Früher haben wir im Jahr 18 Veranstaltungen besucht, jetzt sind es vielleicht noch zwölf. Die kleineren machen wir schon gar nicht mehr, weil es einfach nicht mehr machbar ist", sagt Barth.
Das mache sich auch finanziell bemerkbar. Hinzu kämen die gestiegenen Stromkosten – für den Jupiter mit seinen 35.000 Lichtern keine kleine Summe. Vergangenen Winter habe Barth deshalb alle Speichen mit sparsamen LEDs ausstatten lassen.
Personalmangel, Energiepreise, Inflation – das Leben als Schausteller ist hart. Ob es sich trotzdem lohnt? Im Großen und Ganzen schon, meint Barth. Man müsse aber breit aufgestellt sein. So sei er im Winter zusätzlich mit einem Glühweinverkauf auf Weihnachtsmärkten unterwegs. "Im Gesamtpaket lohnt es sich schon noch", sagt er.
Am wichtigsten sei wohl aber eines: "Man hängt natürlich auch mit dem Herzen dran. Für mich kam nie etwas anderes in Frage. Es ist wichtig, dass man eine Sache findet, die einem Spaß macht und die man gut macht. Und mir macht das Riesenrad am meisten Spaß."