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Schweinfurt
"So wie früher ist es hier nicht mehr": Was Rudolf Barth beim Jupiter-Aufbau fürs Schweinfurter Volksfest bewegt
Das Riesenrad Jupiter ist seit fast 30 Jahren ein Klassiker auf dem Schweinfurter Volksfest. Doch Personalmangel und Energiekrise machen auch vor ihm nicht Halt.
Seit 27 Jahren ist Rudolf Barth aus Bonn mit dem Riesenrad 'Jupiter' auf Volksfesten unterwegs. Begonnen hat alles auf dem Volksfest in Schweinfurt.
Foto: Anand Anders | Seit 27 Jahren ist Rudolf Barth aus Bonn mit dem Riesenrad "Jupiter" auf Volksfesten unterwegs. Begonnen hat alles auf dem Volksfest in Schweinfurt.
Désirée Schneider
 |  aktualisiert: 15.07.2024 13:40 Uhr

Schon am frühen Morgen ist es laut auf dem Schweinfurter Volksfestplatz. Das Rattern von Motoren ist zu hören, dazwischen immer wieder metallische Schläge. Auch unter dem Blickfang des Volksfestes – dem 50 Meter hohen Riesenrad Jupiter – herrscht bereits seit 7.30 Uhr reges Treiben.

Arbeiter tragen Bauteile von A nach B, stecken goldglänzende Geländer in Halterungen und spritzen Teile des Riesenrads mit Wasserschläuchen ab. Sieben Spezialfahrzeuge und drei Zugmaschinen waren nötig, um die tonnenschweren Einzelteile auch in diesem Jahr wieder auf den Volksfestplatz zu transportieren. Kurz vor der Eröffnung überragt der Volksfest-Klassiker nun bereits die meisten anderen Fahrgeschäfte, bietet aus 36 Gondeln einen Ausblick über das Festgelände und das Schweinfurter Stadtgebiet.

Betreiber Rudolf Barth beobachtet die Aufbauarbeiten wachsam. "Heute machen wir nur noch ein paar Kleinigkeiten, bringen ein paar Dekorationsteile an, legen Kabel", sagt er. Jeder Handgriff des sechsköpfigen Aufbauteams muss sitzen. Schließlich muss jedes Bauteil ordentlich gesichert und richtig verkabelt werden – eine Frage der Sicherheit.

Seit Mitte der 90er Jahre gastiert der Jupiter auf dem Schweinfurter Volksfest

Seit 27 Jahren ist Rudolf Barth nun schon mit dem Jupiter unterwegs. Zum Schweinfurter Volksfest hat der 42-jährige Bonner eine ganz besondere Verbindung. War es Mitte der 90er Jahre doch das erste Volksfest, das er, damals noch gemeinsam mit seinen Eltern, mit dem Jupiter besuchte. Seitdem sei er, mit Ausnahme der Coronazeit, jedes Jahr in Schweinfurt zu Gast gewesen.

Gerade auf seine Anfangszeit auf dem Schweinfurter Volksfest blickt Barth gerne zurück. "So wie früher ist es hier nicht mehr. Als die Amis noch da waren, da war mehr Betrieb, klar. Da war es für uns schon besser. Als die Amis weg waren, hatten wir auf einmal 30 Prozent weniger Umsatz", erinnert sich der 42-Jährige.

Mittlerweile brauchen Barth und sein Team etwa drei bis vier Tage für den Aufbau des Jupiter. Dafür haben sie Container mit Werkzeugen, Ersatzteilen und Sicherungsmaterial dabei.
Foto: Anand Anders | Mittlerweile brauchen Barth und sein Team etwa drei bis vier Tage für den Aufbau des Jupiter. Dafür haben sie Container mit Werkzeugen, Ersatzteilen und Sicherungsmaterial dabei.

Nach Corona laufe das Geschäft mittlerweile aber wieder besser. "Es hat sich ziemlich erholt. Teilweise läuft es sogar besser als vor Corona. Wir sind froh, dass wir wieder hier sein können und dass die Leute noch Spaß an uns haben", sagt er.

Personalmangel: Weniger Veranstaltungen und längere Aufbauzeiten

Nur selten lässt Barth den Blick von den letzten Arbeiten am Feinschliff des Jupiter abschweifen. Ab und zu ruft er Kommandos, gestikuliert zu einer Seite des knapp 25 Meter breiten Aufbaus. Drei bis vier Tage dauert der Aufbau des Jupiter heuer.

Noch vor ein paar Jahren sei das anders gewesen, sagt Barth: "Früher haben wir das locker in zwei Tagen hingekriegt. Aber mittlerweile haben auch wir Schwierigkeiten – wir merken den Personalmangel extrem." So seien ihm jüngst kurzfristig zwei Arbeitskräfte ausgefallen. Bis über eine Agentur Ersatz kam, habe es mehrere Tage gedauert.

Aus 50 Metern Höhe bietet sich Rudolf Barth eine Aussicht über Schweinfurt und das Schweinfurter Volksfest. Eine Runde dauert 1,20 Minuten. Eine Fahrt geht über vier Runden.
Foto: Anand Anders | Aus 50 Metern Höhe bietet sich Rudolf Barth eine Aussicht über Schweinfurt und das Schweinfurter Volksfest. Eine Runde dauert 1,20 Minuten. Eine Fahrt geht über vier Runden.

Zwischenfälle wie dieser seien längst keine Seltenheit mehr. Personal zu finden sei schließlich auch in der Schaustellerbranche schwierig geworden, meint der 42-Jährige. Das höre er von vielen Kolleginnen und Kollegen. Zum Glück kenne man sich in der Branche gut und greife sich im Notfall unter die Arme. Folgenlos bleibe der Personalmangel dennoch nicht.

"Man hängt natürlich auch mit dem Herzen dran."
Rudolf Barth, Betreiber des Riesenrads "Jupiter"

"Es ist schwieriger geworden, Veranstaltungen zu halten. Früher haben wir im Jahr 18 Veranstaltungen besucht, jetzt sind es vielleicht noch zwölf. Die kleineren machen wir schon gar nicht mehr, weil es einfach nicht mehr machbar ist", sagt Barth.

Das mache sich auch finanziell bemerkbar. Hinzu kämen die gestiegenen Stromkosten – für den Jupiter mit seinen 35.000 Lichtern keine kleine Summe. Vergangenen Winter habe Barth deshalb alle Speichen mit sparsamen LEDs ausstatten lassen.

Der Aufbau des Schweinfurter Volksfests ist kurz vor der Eröffnung in vollem Gange. Aus den 36 Gondeln des Riesenrads Jupiter lässt sich das Treiben von oben beobachten.
Foto: Anand Anders | Der Aufbau des Schweinfurter Volksfests ist kurz vor der Eröffnung in vollem Gange. Aus den 36 Gondeln des Riesenrads Jupiter lässt sich das Treiben von oben beobachten.

Personalmangel, Energiepreise, Inflation – das Leben als Schausteller ist hart. Ob es sich trotzdem lohnt? Im Großen und Ganzen schon, meint Barth. Man müsse aber breit aufgestellt sein. So sei er im Winter zusätzlich mit einem Glühweinverkauf auf Weihnachtsmärkten unterwegs. "Im Gesamtpaket lohnt es sich schon noch", sagt er.

Am wichtigsten sei wohl aber eines: "Man hängt natürlich auch mit dem Herzen dran. Für mich kam nie etwas anderes in Frage. Es ist wichtig, dass man eine Sache findet, die einem Spaß macht und die man gut macht. Und mir macht das Riesenrad am meisten Spaß."

Ablauf Schweinfurter Volksfest

Das Volksfest beginnt am 9. Juni um 16 Uhr und endet am 18. Juni um 22.30 Uhr mit dem Abschlussfeuerwerk.
Geöffnet ist es Montag bis Donnerstag von 14 bis 23 Uhr, freitags und samstags von 14 bis 24 Uhr, Sonntag, 11. Juni, und am Abschlussabend, 18. Juni, von 12 bis 24 Uhr.
Aktionstage: Am Montag, 12. Juni, ist "Ladies Night", am 13. Juni von 14 bis 18 Uhr Seniorennachmittag, am 14. Juni zum Familiennachmittag gibt es zwischen 14 und 20 Uhr halbe Fahrpreise.
Neu ist in diesem Jahr die Familienachterbahn "Feuer+Eis".
Quelle: Stadt Schweinfurt
 
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Kommentare
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  • F. S.
    Ein "Jupiter Superrad" stand sogar schon seit Anfang der 1960er Jahre auf dem Volksfest. Besitzer war wohl G.Kallenkoot (Stuttgart).
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  • B. S.
    Hatte nicht SW lange das größte bewegliche Riesenrad der Welt auf seinem Volksfest? Ich erinnere mich dunkel, dies in den 1970ern mal gehört zu haben.
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