zurück
Sennfeld
Schauergeschichten aus der Region: Eine späte Heimkehr von der Sennfelder Kirchweih und ihre tragische Folgen
Drei Wasserjungfrauen steigen aus dem "Schwarzen Loch" von Sennfeld, um das Leben zu genießen. Doch am Ende geht die Sage für alle Beteiligten grausam aus.
So unbeschwert wie auf dem Foto vom letzten Sonntag dürften auch die drei Wasserjungfrauen auf der 'Sennfelder Kirm' getanzt haben. Zeitgleich wird übrigens auch in Gochsheim das Friedensfest begangen. Beiden Brauchtümern wurde vor einigen Jahren die hohe Ehre zuteil, in die Landes- und Bundesliste 'Immaterielles Kulturerbe' der UNESCO aufgenommen zu werden.
Foto: Josef Lamber | So unbeschwert wie auf dem Foto vom letzten Sonntag dürften auch die drei Wasserjungfrauen auf der "Sennfelder Kirm" getanzt haben. Zeitgleich wird übrigens auch in Gochsheim das Friedensfest begangen.
Stefan Menz
 |  aktualisiert: 08.02.2024 14:12 Uhr

Wenn die Sennfelder ihre "Kirm" feiern, herrscht im ehemals freien Reichsdorf vor den Toren Schweinfurts Ausnahmezustand. Davon konnte man sich am vergangenen Kirchweih-Wochenende wieder überzeugen. Mit dem uralten Motto "Treu dem guten, alten Brauch!" werden die Tänzerinnen und Tänzer am Plan empfangen. Und dieser Brauch will es so: Am ersten Sonntag im September wird aus Freude über die Wiedererlangung der Reichs- und Religionsfreiheit am 14. August 1649 ein Plantanz unter der Überschrift "Friedensfest" abgehalten.

Seit der Einweihung der neuen Dreieinigkeitskirche im Jahr 1705 legte man kurzerhand Kirchweih und Friedensfest zusammen. Bis heute also darf am ersten Septemberwochenende bis weit in die Nacht hinein gefeiert und getanzt werden.

Drei Schwestern wurde dies gemäß einer uralten Sennfelder Schauergeschichte zum tragischen Verhängnis. Schon 1847 überlieferte Ludwig Braunfels in seinem Werk "Die Mainufer und ihren nächsten Umgebungen" die Sage. Auch der unvergessene Sennfelder Ernst Töpper sowie die Ortschronik aus dem Jahr 1997 unter der Regie von Doris Badel, heute Stadtarchivarin der Stadt Kitzingen, haben sie überliefert.

Im wunderschönen Sennfelder Seenkranz entlang des Mains befindet sich ein kleiner See, der "Kaltes Wasser" oder auch "Das schwarze Loch" genannt wird. In diesem Tümpel soll ein Wassermann mit seinen drei hübschen Töchtern gewohnt haben, mit einem großen Schloss am Grunde dieses mystischen Gewässers.

Alles beginnt mit den Klängen von Tanzmusik zur Kirchweih

Eines Nachts hörten die Töchter Klänge ausgelassener Tanzmusik aus der Gastwirtschaft zur Traube. Es wurde Kirchweih gefeiert. Da baten die drei Wasserjungfrauen ihren Vater inständig, auch einmal in Sennfeld auf der Kirchweih tanzen zu dürfen. Der Vater zögerte. Schließlich gab er nach und erlaubte ihnen das Vergnügen, jedoch nur unter einer Bedingung: Sie müssen bis Mitternacht zu Hause sein! Sollten sie später kommen, würde er sie grausam bestrafen.

Die drei Mädchen waren einverstanden und eilten in Richtung Sennfeld. Es war ein wunderschöner Abend. Alle Sennfelder Burschen wollten mit den hübschen, unbekannten Jungfrauen tanzen. Die Zeit verging wie im Flug. Als die alte Standuhr in der Gastwirtschaft elf Uhr schlug, rannten die drei Töchter aus dem Tanzsaal heraus und eilten heim zu ihrem Vater. Die Kirchweihburschen wunderten sich, warum sie so schnell verschwunden waren.

Ein dummer Streich der Burschen entpuppt sich als schwerer Fehler

Am nächsten Tage bestürmten die drei wieder ihren Vater. Und wirklich, er sollte noch einmal nachgeben. Allerdings unter der gleichen Auflage wie am Vortag: Um Mitternacht müssen sie unbedingt zuhause sein. Die Sennfelder Jünglinge freuten sich, es wurde ausgelassen im Kreis getanzt. Als die Saaluhr elf Uhr schlug, kam den Mädchen der Abend ungewöhnlich lange vor. Ein Dorfjunge erklärte ihnen lachend, man habe die Uhr um eine Stunde vorgestellt, damit sie länger blieben.

Panikartig stürzten die drei Schwestern aus dem Saal und rannten so schnell sie konnten zum "Schwarzen Loch", die Kirchweihburschen hinterher. Dort angekommen, waren die drei Wasserjungfrauen wie vom Erdboden verschluckt. Jedoch waren seltsame Wellen auf dem Wasser und es schäumte wild hin und her.

Plötzlich waren die Mädchen verschwunden und das Wasser färbte sich blutrot

Das Wasser wurde blutrot, und den jungen Männern war es richtig unheimlich. Der Wassermann hatte in blinder Wut seine drei Töchter getötet. Traurig und gesenkten Hauptes gingen die Burschen nach Hause. Nach Kirchweihtanz war ihnen nicht mehr zumute. Zu unserem Glück passiert das im Zeitalter der Armbanduhren und Smartphones kaum noch, dass man sich in einer falschen Stunde wähnt.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Sennfeld
Stefan Menz
Mädchen
Schloss Oberschwappach
Stadt Kitzingen
Väter
Wasser
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top