Es sind wohl die berühmtesten Kreuzsteine im Steigerwald. Einige hundert Meter vor Falkenstein, am rechten Straßenrand, von Donnersdorf kommend, stehen sie im Gras: Die fünf Musikantensteine, von einigen auch nur kurz "Die fünf Musikanten" genannt.
"Mordsgespräche", unsere beliebte Podcast-Serie der Main-Post über ungeklärte Kriminalfälle in Unterfranken, hat sie noch nicht behandelt. Der Hintergrund als "True Crime" erscheint schon sehr gruselig und obskur, wenn man sich näher mit den fünf denkmalgeschützten Relikten und "Sühnekreuzen" aus dem Mittelalter befasst. Ihr Alter wird auf 800 bis 1000 Jahre geschätzt. Und seit Jahrhunderten gibt es eine tragische Geschichte dazu.
Worum geht es im Kern der Sage?
In den letzten 50 Jahren haben darum viele den Versuch unternommen, sich dem Kern der Sage anzunähern. So auch die Steinkreuzexperten Hans Koppelt und Friedrich Grosch. Sie haben die Erzählung in ihrem Buch "Bildstöcke und Steinkreuze" (1975) für den Raum Gerolzhofen erwähnt. Der ehemalige Kreisheimatpfleger Longin Mößlein, zugleich auch ausgezeichneter Kenner der Donnersdorfer Ortsgeschichte, trug zur 1200-Jahrfeier Donnersdorfs die Theorien zu den merkwürdigen Kreuzsteinen und Steinkreuzen zusammen (Donnersdorf am Zabelstein, 779-1979, Bilder aus der Geschichte eines fränkischen Gerichtsdorfes).
Auch der unvergessene Bergrheinfelder Schulamtsdirektor und Heimatforscher Karl Schöner findet einen prominenten Platz für die gruselige Geschichte in seinem "Sagenschatz des Landkreises Schweinfurt" (1980).
Was war nun aber wirklich geschehen? Wie kam es zu diesem schrecklichen Ereignis im beschaulichen Weinort der Gemeinde Donnersdorf, unweit des Zabelsteins? In der tradierten Überlieferung heißt es, sieben Musikanten haben in Falkenstein zur Kirchweih aufgespielt. "Da ihnen stets die Kehlen brannten, so löschten sie mit Most zuhauf", berichtet es der Schönersche Sagenschatz.
Eine furchtbare Auseinandersetzung
Als sie sich auf dem Heimweg in Richtung Donnersdorf befanden, seien sie wohl in einen heftigen Streit miteinander geraten. Es muss eine furchtbare Auseinandersetzung gewesen sein, den Angaben nach sind nur zwei oder auch nur einer der Musikanten am Leben geblieben. Jedenfalls begrub man die fünf Verblichenen noch an Ort und Stelle.
Im 19. Jahrhundert wurde begonnen, in der Nähe des "Tatorts" beziehungsweise der Musikantensteine einen Hopfengarten anzulegen, dabei stieß man tatsächlich auf zwei Totenschädel und auf menschliche Skelettreste. Man grub sie schnell wieder am Fundort ein, um ihnen die Totenruhe nicht zu nehmen.
Peter Schneider, der unermüdliche Schriftsteller und Gründer des Frankenbunds, sah darin ein Indiz, dass die Musikantensteine "vielleicht auf eine alte Gerichtsstätte" hinweisen. Wie dem auch sei: Hintergrund und Ablauf des Tatgeschehens werden wohl für immer verborgen bleiben.
Laut der Gemeinde Donnersdorf sollen die fünf Musikantensteine auch einmal als Zentgrenzsteine gedient haben. Bei der Flurbereinigung Anfang des 19. Jahrhunderts seien sie angeblich aus der Flurgemarkung zusammengetragen und nebeneinander an die heutige Stelle gesetzt worden. Es gibt außerdem noch einen anderen Kreuzstein, er steht circa 800 Meter nach dem Ortsausgang Falkensteins in Richtung Haßfurt vor einem Bildstock. Er sei ebenfalls einem der sieben Musikanten gewidmet, so jedenfalls weiß es die Sage. Folgt man dieser Tradition, so ist nur einer von sieben Musikanten am Leben geblieben. Ein ziemlich trauriges Ende einer Kirchweih.
In Teil 3 unserer kleinen Serie geht es um "Problemwölfe" im Mittelalter