
Pünktlich zum Friedensfest in den beiden ehemals freien Reichsdörfern Sennfeld und Gochsheim hörte am Wochenende der Regen auf und ein Strahlen überzog die dortige "Kirm" und die "Kärm". Tausende Besucher, Einheimische, Zugezogene, Neugierige und Traditionsbewusste, verfolgten am jeweiligen Plan, dem zentralen Dorfplatz, das Brauchtum der Kirchweihfeste.
Und überall war die Freude darüber zu spüren, wie schön es ist, wenn eine Dorfgemeinschaft zusammenkommt und zusammenhält.
Das geschieht schon seit 374 Jahren, schließlich geht das Fest zurück auf den Erfolg 1649, als die beiden Nachbardörfer nach dem furchtbaren Dreißigjährigen Krieg gemeinsam ihre Reichs- und Religionsfreiheit wieder zurück erstritten hatten.
Zwölf Planburschen, ein Pferdefuhrwerk und jede Menge Muskelkraft
Karussell, Schieß- und Losbuden, Zuckerwatte und Popcorn, Stände für Essen und Trinken garnierten die Straßen in den beiden Dörfern, als zum Festauftakt am Samstag der Planbaum aufgestellt wurde. In Gochsheim zogen die zwölf Planburschen mit einem geschmückten Pferdefuhrwerk und dem Planbaum ins Dorf ein.

Unter dem Applaus der vielen Zuschauer boten die jungen Männer in der historischen Werktagstracht der Bauern – blaues Hemd, Mütze, schwarze Stiefel – alle Kraft auf, um den Planbaum aufzustellen.
Seit 40 Jahren begleiten die Klänge der Blaskapelle Mönchstockheim die "Gochsumer Kärm". Auch am Sonntag sorgten sie mit ihrer Musik beim Plantanz dafür, dass die zwölf schmucken Planpaare den richtigen Tanzrhythmus bei Walzer, Rheinländer, Schottisch und Dreher fanden.

Natürlich waren die Planhüte der Burschen, die Zylinder mit den kunstvoll geschmückten, bunten Stoffbändern und Blumensträußchen der Blickfang bei den vielen Besuchern.

Aber auch die kleinen Mädchen in ihren Dirndlkleidern waren oft gesuchtes Fotomotiv beim "Gänsdrecklesaustreten". Dieser Tanz mit den Planburschen erinnert an den früher unbefestigten Plan, auf dem der Schmutz der frei laufenden Gänse erst plattgetreten werden musste.
Echte Teamwork: Zahllose Helfer richten 32 Meter langen Planbaum in Sennfeld auf
"Treu dem guten alten Brauch", so der Spruch über dem Sennfelder Plan, wurde auch im Nachbarort die "Kirm" gefeiert: Mit dem Aufstellen des Planbaumes am Samstag, einer mächtigen Kiefer, an die traditionell eine Spitze angesetzt wird.

"Junge, starke Männer" sollen sie traditionellerweise aufstellen, rief Trachtenvereinsvorsitzender Helmut Büschel die Zuschauer auf – und sie kamen. Meter für Meter, Schere um Schere – so der Ausdruck für die mit Seilen zusammengebundenen Stangen – hievten immer mehr Helfer den 32 Meter langen Planbaum in die Höhe. Was nicht nur als Spektakel anzusehen war, "sondern eine Ehre für jeden, da mitzuhelfen", war sich Bürgermeister Oliver Schulze sicher.

Dass jeder Mensch Kraftquellen braucht, war Thema des ökumenischen Festgottesdienstes am Sonntag in Sennfeld, wie immer unter freiem Himmel. Genauer: am Plan unter 200 Meter gebundenen Girlanden rund um den Planbaum.

Mit vielen "Vivats" ließ Planredner Johann Habenstein dann die Gäste hochleben und prostete mit seinem silbernen Becher der "Obrigkeit" zu.
Großer Auftritt für kleine Mädchen beim "Gänsdrecklesaushätschen"
Ein wunderbares Bild boten anschließend die 14 Planburschen in Festtracht mit ihrem geschmückten Dreispitz, die die kleinen Mädchen zum "Gänsdrecklesaushätschen" auf die Tanzfläche holten.

Aber auch die großen Planmädchen in ihrer historischen Kleidung strahlten bei der Ehrentour um die Wette.
Gegen eine geringe Tanzgebühr, traditionell per Tanzmarken zu entrichten bei der Musikkapelle "Die Jungen Sennfelder", durften schließlich alle auf die Tanzfläche, die die fränkischen Rundtänze beherrschen.