In der Stadt Gerolzhofen gibt es erneut eine große Gewerbeansiedlung: Nach dem Normal-Konzern, der ein Logistikzentrum baut, hat sich nun auch die Logistikfirma Schäflein AG für Gerolzhofen als Standort einer neuen Investition entschieden. Die unternehmergeführte Firmengruppe mit dem Vorstandsvorsitzenden Achim Schäflein an der Spitze hat eine rund 38.000 Quadratmeter große städtische Fläche an der Mönchstockheimer Straße gekauft. Am vergangenen Mittwoch wurde der Kaufvertrag notariell beurkundet.
Auf Anfrage dieser Redaktion präsentieren Achim Schäflein und der Gerolzhöfer Bürgermeister Thorsten Wozniak nun exklusiv die Planungen für das Großprojekt. "In Gerolzhofen entsteht ein regionales Aushängeschild, ein Dienstleistungszentrum der Zukunft", so Schäflein. Auf dem Areal werde ein hochmoderner Gewerbe- und Industriepark mit einer Hallen-Grundfläche von 21.000 Quadratmetern gebaut. Daneben entstehen Büroräume mit einer Nutzfläche von zunächst 500 Quadratmetern, die später im Ausbau auf 1500 Quadratmeter erhöht werden.
Es wird ein "Grünes Gebäude" mit Photovoltaik und Ladestationen
"Das Projekt bringt das operative Geschäft und Zukunftschancen, neue Arbeitsplätze für gewerbliche und administrative Mitarbeiter sowie Entwicklungsmöglichkeiten für hochqualifizierte Mitarbeiter, junge Unternehmen und Startups zusammen", beschreibt es der Vorstandsvorsitzende. Man lege großen Wert darauf, ein "Grünes Gebäude" nach modernsten Gesichtspunkten zu errichten. Dazu gehöre auch eine große Photovoltaik-Anlage zur Eigenstromerzeugung, die Einhaltung des Begrünungsplans und der Bau von Ladestationen für Pkw und E-Bikes.
Mit dem Bau des Dienstleistungszentrums soll, sobald die entsprechenden Genehmigungen vorliegen, so zügig wie möglich begonnen werden, sagt Schäflein. "Wir haben die Aufträge und brauchen dringend die neuen Flächen in Gerolzhofen." Das durchaus ambitionierte Ziel ist es, mit dem Zentrum bereits im vierten Quartal 2023 in Betrieb zu gehen.
Schäflein will am Standort Gerolzhofen eine komplett neue Belegschaft aufbauen
Mit der Schäflein-Ansiedelung werden zahlreiche neue Arbeitsplätze in der Stadt entstehen. Nachdem Norma an der Alitzheimer Straße bereits ab Mitte nächsten Jahres rund 200 Arbeitsplätze anbietet, wird Schäflein in seinem Zentrum bis zum Herbst 2023 weitere 175 Arbeitsplätze schaffen, 150 davon im operativen Bereich und zunächst 25 in der Verwaltung. Man werde eine komplett neue Belegschaft aufbauen, erklärt Achim Schäflein. Einige bewährte "Keyplayer" von benachbarten Niederlassungen würden zunächst zwar im Gerolzhöfer Werk das Einarbeiten der neuen Kolleginnen und Kollegen übernehmen, dann aber wieder an ihre angestammten Niederlassungen zurückkehren.
Bürgermeister Thorsten Wozniak kann die Schäflein-Ansiedelung als großen Erfolg für sich verbuchen. Denn der Bürgermeister führt alle Grundstücksverhandlungen persönlich. So war es ihm gelungen, dass die Stadt die für die Investition benötigten zwei landwirtschaftlichen Flächen an der Mönchstockheimer Straße zunächst aus privater Hand kaufen konnte. Dann wurde man sich mit Schäflein handelseinig. Das 38.000 Quadratmeter große Areal wurde nun als Ganzes von der Stadt an Schäflein weiterveräußert.
Bürgermeister Wozniak freut sich: "Einen seriösen Partner gefunden"
"Die Neuansiedelung ist eine echte Bereicherung für unseren Standort", freut sich Wozniak. Die Stadt habe einen seriösen und verlässlichen Partner gesucht und in der Firmengruppe Schäflein gefunden. Er begrüße es sehr, dass erneut zahlreiche Arbeitsplätze entstehen. Zugleich sagte der Bürgermeister dem Investor seitens der Verwaltung eine zügige Behandlung der baurechtlichen Voraussetzungen zu. Der Flächennutzungsplan sehe hier bereits eine gewerbliche Ansiedlung vor, nur der Bebauungsplan müsse zum Zwecke einer besseren Straßenführung noch geringfügig geändert werden.
Es stellt sich nun natürlich die Frage, was die Schäflein AG in den 21.000 Quadratmeter großen Hallen künftig vorhat. Als Laie denkt man beim Stichwort Logistik zunächst an eine Spedition im klassischen Sinne, wo Lastwagen irgendwelches Stückgut von A nach B fahren. Aus diesem Geschäftsmodell ist die Schäflein AG einst auch entstanden. Doch das Betätigungsfeld der Firmengruppe hat sich längst nachhaltig erweitert. Zu der reinen Transportlogistik sind zahlreiche neue Geschäftszweige dazugekommen.
Schäflein übernimmt für Unternehmen die komplette Lagerlogistik
Der Schwerpunkt liegt heute auf der so genannten "Kontraktlogistik", erklärt der Vorstandsvorsitzende. Schäflein arbeitet dabei auf der Basis langjähriger Verträge mit Kunden zusammen und übernimmt deren komplette Lagerlogistik. Man muss sich das so vorstellen: Die nationalen und internationalen Zulieferer eines Unternehmens der Großindustrie liefern ihre Waren nicht mehr direkt in der Fabrik ab, sondern bei einem Schäflein-Standort. Dort wird die Ware zunächst einmal zwischengelagert. Die herausfordernde Aufgabe von Schäflein ist es dann, das für den Fertigungsprozess in der Fabrik benötigte Material kommissioniert und zeitlich exakt getaktet für die jeweilige Schicht dort anzuliefern.
Die dabei verwendeten speziellen Behälter werden von Schäflein so gepackt, dass das in der Fertigung zuerst benötigte Material obenauf liegt, die danach gebrauchten Teile im Sinne eine optimalen Arbeitsvorbereitung dann jeweils darunter – und dies in der richtigen Reihenfolge. Am Ende der Fertigungskette in der Fabrik kommen dann wieder die Logistiker von Schäflein ins Spiel. Sie holen, falls vom Kunden gewünscht, die fertigen Produkte ab, übernehmen das Verpacken und zuletzt jede Art der Transportanbindung.
Die "verlängerte Werkbank": Was hinter dem Begriff steckt
Eine immer größere Rolle bei Schäflein spielt in diesem Zusammenhang der so genannte Value-Added-Service (kurz: VAS). Achim Schäflein bezeichnet diese Service-Leistung als "verlängerte Werkbank". Die neue Niederlassung in Gerolzhofen wird als Industrie- und Dienstleistungszentrum ihren Schwerpunkt eben auf diesen VAS haben.
Was heißt VAS nun konkret? Schäflein stellt auf Wunsch des Kunden nicht nur die fertiggepackten und kommissionierten Einzelteile der Fabrik präzise zum Produktionsbeginn zur Verfügung, sondern übernimmt sogar vorab die Fertigung und Montage einzelner kleinerer Komponenten oder ganzer Baugruppen. Diese von Schäflein bereits vormontierten Produkte werden dann "just in time" für die Weiterbearbeitung beim Kunden angeliefert.
Es ist sogar möglich, dass am Ende der "Werkbank" in der Fabrik die Logistiker von Schäflein noch einmal tätig werden. Letzte kleinere Arbeiten am Produkt – zum Beispiel das Anschließen von landestypischen Netzsteckern oder die Beschriftung in der jeweiligen Landessprache – werden von Schäflein dann wieder im Industrie- und Dienstleistungszentrum vorgenommen, ehe das Produkt verschickt wird.
Welche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sucht der Logistiker?
Schäflein sorgt innerhalb dieser Value-Added-Services – auch bei technisch anspruchsvollen Produkten – selbst für den Einkauf und die Beschaffung der Bauteile, für die Montage und Fertigung, die Qualitätsprüfung und Dokumentation bis hin zur gesamten Lager- und Transportlogistik. Dementsprechend werde Schäflein in Gerolzhofen kompetente Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den unterschiedlichsten Handwerkszweigen benötigen, sagt Achim Schäflein, zudem auch Kaufleute und Fachinformatiker. Es werde selbstverständlich auch die Möglichkeit zum Dualen Studium angeboten. Wer also denkt, es werden nur Lkw- und Gabelstaplerfahrer sowie Lageristen benötigt, der irrt.
Neben Logistik und Technologie soll in Gerolzhofen aber noch ein dritter Pfeiler etabliert werden: die Innovation. "Der Standort wird dazu eine wichtige Rolle spielen – für die Region und für Schäflein", so der Vorstandsvorsitzende. Im Bürogebäude wird nicht nur der Verwaltungsbereich für das tägliche operative Geschäft des Standorts (25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter) angesiedelt. Im weiteren Ausbau werden dort auf 1500 Quadratmetern bis zu 20 zusätzliche Plätze für Forschung und Entwicklung entstehen, einschließlich der Möglichkeit von offenen Co-Working-Spaces für externe Startups.
"Entwicklungshub" in Kooperation mit der Uni Würzburg, der FHWS und Fraunhofer
Schon jetzt werden bei Schäflein Automationstechnologien in großem Umfang eingesetzt. Von automatischen Lagersystemen für Kleinteile, über Durchlauf-Waschanlagen für die Mehrwegbehälter bis hin zu Verpackungsstraßen reicht die Palette. Konkret geht es in Gerolzhofen im "Entwicklungshub" um die Weiterentwicklung dieser Automatisierung (Robotik) und der Digitalisierung. Die Schäflein AG ist hier bereits mit den Firmen Eikona AG (für IT-Lösungen) und der Locit GmbH (für Robotik) gut aufgestellt. Das Ganze läuft als lokale Innovationsschnittstelle in Kooperation mit dem Fraunhofer Institut, der Universität Würzburg und mit der FHWS Würzburg-Schweinfurt.
Wo früher "Wildnis" und Natur waren erstrecken sich heute riesige Asphaltflächen, die Ortsränder sind zerfasert und gehen fast schon ineinander über und überall nur Flächenversiegelung und billige Betonfertigteil- und Trapezblechbauten, die alles verschandeln und die letzten Rückzugsräume für Fauna und Flora zerstören.
Und unter anderem hat man in der Logistik sehr viel Stress und Zeitdruck. Ist eine undankbare Branche so wie das Gesundheitswesen
Solange das mit dem Beamen nicht so richtig klappt, wird wohl der LKW Verkehr zunehmen.
Der Bahnanschluss wäre auch aus dem Grund nicht so blöd gewesen.
Eine etwas differenzierte Berichterstattung ohne Marketingsprech wäre auch begrüßenswert.
„VAS die verlängerte Werkbank – von Schäflein bereits vormontierten Produkte werden dann "just in time" für die Weiterbearbeitung beim Kunden angeliefert.“
Also das heißt, das Stückgut wird nicht bloß von A nach B gefahren, sondern von A nach Geo, dann wird das wieder von Geo nach B gefahren. Und das alles mit dualem Studium, mit Kaufleuten und Fachinformatiker, offenen Co-Working-Spaces für externe Startups, sogar die FH ist mit dabei, da kann man wirklich nichts mehr dagegen sagen. Danke Herr Bürgermeister, jetzt wissen die Bürger in Gerolzhofen endlich wo es mit Gerolzhofen hingehen soll.
Die künftigen Generationen werden meiner Befürchtung nach in einer Wüste aus Gewerbegebieten und Solarparks, gesichtslosen Städten und Dörfern, die Städte sein wollen leben müssen - aber dennoch nichts vermissen, weil sie die alte Schönheit nie gekannt haben.
Vor einer Zukunft die möglicherweise eine Mischung aus "Metropolis" und "Soylent Green" sein wird, graut mir schon heute.
https://www.murnau-stiftung.de/movie/106
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