Was Markus Schön, Vorstandsvorsitzender des Bürowaren-Onlinehändlers buero.de, vergangene Woche im Interview gegenüber dieser Redaktion verkündete, klang fast zu schön, um wahr zu sein: 47 Filialen des insolventen Galeria-Konzerns möchte das Unternehmen übernehmen und als Vollsortimenter weiterführen. Ausgewählt haben Schön und seine Analysten dafür explizit mittelgroße Städte wie Schweinfurt und Aschaffenburg, in denen sie die Kaufhäuser als Zugpferde des innerstädtischen Einzelhandels erhalten und gleichzeitig zu neuer Blüte führen wollen.
Und damit nicht genug: Entgegen der Tendenz des letzten Insolvenzverfahrens, bei dem Galeria Karstadt Kaufhof die Kostenstruktur durch den Abbau von Personal zu verbessern suchte, spricht Schön allen knapp 6000 Angestellten eine Jobgarantie aus. Betriebsbedingte Kündigungen sind für den 48-jährigen Unternehmer aus dem nordrhein-westfälischen Detmold kein Thema und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kaufhäuser "ihr größter Schatz".
Verdi- und Betriebsratsfunktionäre äußern sich skeptisch
Bekenntnisse, von denen man annehmen würde, dass sie von Gewerkschafts- und Betriebsratsseite mit Freudensprüngen oder zumindest Wohlwollen aufgenommen werden müssten. Doch Peter König, Verdi-Gewerkschaftssekretär für den Fachbereich Handel im Bezirk Würzburg/Aschaffenburg, und Matthias Hahn, Betriebsratsvorsitzender der Galeria-Filiale in Schweinfurt, eint gegenüber Schön und buero.de vor allem eines: Skepsis.
"Der ist wie der Phoenix aus der Asche erschienen und vorher niemandem ein Begriff gewesen", bringt es Hahn auf den Punkt und verbucht das Angebot des Investors als eine von vielen Spekulationen um die Zukunft des Schweinfurter Kaufhauses, zu denen er sich vor konkreten Aussagen des zuständigen Insolvenzverwalters Arndt Geiwitz nicht weiter äußern möchte.
René Benko soll investieren und scheint dazu bereit
Auch Peter König ist die Offerte des nordrhein-westfälischen Onlinehändlers suspekt: "Mir liegen keine Informationen hierzu vor und ich habe keine Einblicke in diese Firma". Der Gewerkschaftssekretär geht davon aus, dass sich der Entscheidungsprozess über die Zukunft der 131 Galeria-Filialen noch einige Wochen hinziehen wird und betont die Verantwortung des aktuellen Galeria-Eigners René Benko, "das notwendige Geld für die Zukunft des Unternehmens bereitzustellen."
Ein Schritt, zu dem dieser laut der jüngsten Pressemitteilung vonseiten Galeria Karstadt Kaufhof offenbar bereit ist. Galeria Karstadt Kaufhof plane neben der "deutlichen Reduktion der Filial-Struktur" demnach einen "massiven Umbau seiner Warenhäuser sowie die Umsetzung eines modernen Warenhaus-Konzepts". Dies sei verbunden „mit der Zusage sehr hoher Investitionen durch den Eigentümer“.
Insolvenzverwalter fordert von Kaufhausvermietern Engagement und Entgegenkommen
Bei der möglichen Schließung von Standorten nimmt Insolvenzverwalter Geiwitz in der Mitteilung aber auch die Vermieterinnen und Vermieter in die Pflicht und fordert "Engagement und Entgegenkommen" in Sachen Miete, energetischer Sanierung sowie Modernisierungs- und Baumaßnahmen. Dies habe direkten Einfluss auf die Entscheidung für oder wider den Erhalt der einzelnen Filialen, die "im Laufe des Januars des kommenden Jahres" getroffen werden soll.
Gegenüber Investoren wie Schön äußert Geiwitz die Bereitschaft zu "zeitnahen Gesprächen". Seriösen Interessenten wolle man anschließend Einblick in die Daten des Unternehmens gewähren, woraufhin diese konkrete Angebote abgeben könnten. Ob hinter Schöns Plänen für Schweinfurt und die 46 weiteren Standorte also mehr steckt als nur schöne Worte, wird sich in den nächsten Wochen zeigen.
Zuvor betrieb Herr Schön nur die Schön & Co. GmbH mit dem Geschäftsgegenstand "Vermögensverwaltung, insbesondere Finanzportfolioverwaltung; Beratung von Kapitalverwaltungsgesellschaften, institutionellen und privaten Investoren; Vertrieb von in- und ausländischen Fondsanteilen, insbesondere Anlagevermittlung."
Makler oder Strohmann, das ist hier die Frage.
https://www.northdata.de/Sch%C3%B6n+%26+Co.+GmbH,+Detmold/Amtsgericht+Lemgo+HRB+9934
Es wollen zwar viele Nullinger gefragt werden, am Ende des Tages wird aber der den Zuschlag erhalten, der zahlt.
Gewerkschaften und Betriebsrat lassen immer nur zahlen. Und zwar die anderen….
Interessant finde ich diesen Bericht aus 2019 in der Neuen Westfälischen: https://www.nw.de/nachrichten/wirtschaft/22641591_Markus-Schoen-uebernimmt-Vermoegensverwalter-Aurecon.html
Da wird nämlich von Schön für seine Vermögensverwaltung als Umsatzziel für 2020 ein Umsatz im unteren, siebenstelligen Bereich angegeben, also wohl irgendwas von 1-5 Millionen Euro. Erreichen wollte er das mit sechs Mitarbeitern.
Da ist in der Tat schon Skepsis angebracht, woher das Geld denn stammen soll.
Bilanzsumme € 444.013,11 und Bilanzgewinn € 60.525,37