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Schweinfurt
Galeria-Filialen in der Region: Warum Investor Schön von buero.de die Filiale in Schweinfurt übernehmen will
47 Filialen möchte der Online-Händler buero.de bundesweit erwerben, darunter die in Schweinfurt und Aschaffenburg. Was plant er und warum passt Würzburg nicht ins Konzept?
Markus Schön, der Vorstandsvorsitzende von buero.de, strebt die Übernahme von 47 Galeria-Filialen an. Darunter auch die Standorte in Schweinfurt und Aschaffenburg.
Foto: Caroline Riccobene | Markus Schön, der Vorstandsvorsitzende von buero.de, strebt die Übernahme von 47 Galeria-Filialen an. Darunter auch die Standorte in Schweinfurt und Aschaffenburg.
Simon Hörnig
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:20 Uhr

Nach der erneuten Insolvenz von Galeria Karstadt Kaufhof kursiert im Internet eine Liste mit 47 Städtenamen, in denen der Online-Händler buero.de angeblich Filialen aufkaufen und vor allem erhalten möchte. Was ist dran an der Liste und den Spekulationen? Im Interview spricht der Vorstandsvorsitzende von buero.de, Markus Schön, über seine Übernahme-Pläne. Und der Unternehmer aus Detmold erklärt, welchen Eindruck er von der Schweinfurter Innenstadt hat und warum der Standort Würzburg nicht in sein Konzept passt.

Frage: Warum will ein Online-Händler wie Sie groß in den stationären Handel einsteigen?

Markus Schön: Das sind zwei Ebenen. Zum einen sehen wir, dass 544 der 1000 größten europäischen Online-Händler auch stationäre Geschäfte betreiben. Zum anderen sind wir am Thema Galeria schon lange Zeit dran und haben nach eingehenden Analysen bereits 2010 unser Interesse an Filialen der damals noch eigenständigen Karstadt-Kaufhauskette hinterlegt. Das haben wir dann auch im Zuge der Übernahme von Galeria Karstadt Kaufhof durch die Signa Holding von René Benko im Jahr 2018 noch einmal bekräftigt. Unsere Beschäftigung mit dem Thema ist also nicht neu.

Worauf beruht Ihr großes Interesse?

Schön: Ich bin der Meinung, dass starke Marken in der Innenstadt gemacht werden. Deshalb streben wir auch in den stationären Handel und in die Innenstädte, und zwar in die Innenstädte mittelgroßer Städte, weil wir dort am besten gestalten können.

Wie Schweinfurt und Aschaffenburg.

Schön: Genau.

Was sprach gegen den Standort Würzburg?

Schön: Die Liste der 47 Standorte ist eine Positivliste, bei der wir Maßstäbe angelegt haben, bei denen wir überzeugt sind, diese erfolgreich zu machen. Es geht insbesondere darum, Standorte zu haben, an denen man eine Sogwirkung für die jeweilige Innenstadt erreichen kann und einmalige Einkaufserlebnisse für die Kundinnen und Kunden möglich werden. Hier haben wir bei Würzburg nicht das Potenzial unseres Ansatzes gesehen. Wir hoffen aber, dass es auch für alle Standorte, die für uns nicht interessant sind, ein gutes Konzept gibt, mit dem die Standorte fortgeführt werden können.

Die Galeria Karstadt Kaufhof Filiale in Schweinfurt hat für die Innenstadt eine wichtige Magnetwirkung und fungiert zudem als Verbindungsachse zwischen Innenstadt und Stadtgalerie.
Foto: Simon Hörnig | Die Galeria Karstadt Kaufhof Filiale in Schweinfurt hat für die Innenstadt eine wichtige Magnetwirkung und fungiert zudem als Verbindungsachse zwischen Innenstadt und Stadtgalerie.
Inwieweit waren Sie an die Auswahl der Standorte selbst beteiligt?

Schön: Für die Erstellung der Gesamtliste haben eine Reihe an Mitarbeitenden zugearbeitet, aber der letztliche Beschluss, welche Standorte infrage kommen, musste natürlich durch das Management getroffen werden. Für die Entscheidungsfindung wurden sehr viele Analysen angestellt und harte Fakten gesammelt. Als die Liste dann feststand, habe ich jeden einzelnen Standort auch einmal persönlich besucht, um auch ein "Bauchgefühl" für die Situation vor Ort zu bekommen.

Und welches Gefühl hat Ihnen die Schweinfurter Innenstadt vermittelt?

Schön: Da muss ich jetzt vorsichtig sein. Ich würde sagen, sie hat nicht den Eindruck einer dynamisch-aufstrebenden Innenstadt vermittelt. Das bedeutet aber nicht, dass man das nicht ändern kann, und genau das ist unser Anspruch.

"Die Schweinfurter Innenstadt hat nicht den Eindruck einer dynamisch-aufstrebenden Innenstadt vermittelt."
Investor Markus Schön über Schweinfurt
Branchenexperten sagen, der Betrieb von Warenhäusern ist komplex und herausfordernd. Wieso gehen Sie als Neueinsteiger davon aus, damit erfolgreich sein zu können?

Schön: Ich mag den Begriff "Neueinsteiger" nicht. Wir sind ja schon sehr lange und erfolgreich im Online-Handel tätig. Nach dem Beschluss, dass wir auch im stationären Handel wachsen möchten, haben wir in Frankfurter Raum auch bereits drei Bürohandelsstandorte übernommen. Wir haben also durchaus Expertise und das, was wir uns im Hinblick auf die Galeria-Übernahme vorstellen, ist konzeptionell schon sehr weit.

Was sieht dieses Konzept aus? Welches Warenangebot planen Sie? Büro- und Schulbedarf? 

Schön: Die Kaufhäuser sollen Vollsortimenter bleiben. Das Angebot, das Sie aktuell in den Galeria-Filialen vorfinden, soll es also auch nach unserer Übernahme mit leicht anderen Schwerpunkten so geben.

Ist das so einfach möglich als Anbieter von Schreibwaren plötzlich auch Kleidung in die Produktpalette mit aufzunehmen?

Schön: Kleidung ist ein gutes Beispiel. In Schweinfurt werden etwa 50 Prozent des Umsatzes mit Kleidung und Schuhen generiert. Da gibt es natürlich bestehende Lieferantenbeziehungen, die wir dann übernehmen möchten. Und beim Thema Logistik – also wie transportiere ich eine Ware von A nach B – ist es letztlich egal, ob man Ordner oder Hosen liefern lässt. Da bringen wir selbst viel Know-how mit, aber die langjährigen Mitarbeiter vor Ort natürlich auch.

Das sind bei den 47 Filialen knapp 6000. Werden Sie alle Mitarbeitenden übernehmen?

Schön: Ja. Wir schließen betriebsbedingte Kündigungen aus. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kaufhäuser sind ihr größter Schatz. Sie sind der Faktor, weshalb der Kunde überhaupt dort einkaufen möchte, weil er fachkundige und kompetente Beratung vor Ort wünscht. Darauf bauen wir.

"Wir schließen betriebsbedingte Kündigungen aus."
Markus Schön zur Zukunft der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei einer Übernahme
Die Kaufhäuser, die Sie übernehmen möchten, beschreiben Sie als größtenteils nicht profitabel. Trifft das auch auf die Schweinfurter Filiale zu?

Schön: Dass bei den Kaufhäusern von Galeria Karstadt Kaufhof in der Breite ein Rentabilitätsproblem vorliegt, ist ja offensichtlich, sonst hätte man nicht Insolvenz anmelden müssen. Zu den einzelnen Standorten möchte ich keine Aussage machen, weil dies einem Externen nicht zusteht. Hier geht es um Existenzen und Arbeitsplätze. Wenn man als Investor von vornherein mit dem Finger auf einzelne zeigt und sagt, das läuft nicht gut, ist das keine gute Grundlage für eine Zusammenarbeit. Ich möchte zwischen den Mitarbeitern der 47 Kaufhäuser vielmehr ein Gemeinschaftsgefühl herstellen: Wir alle zusammen ziehen an einem Strang und können damit erfolgreich werden.

Die Profitabilität wollen Sie mit einem "neuen Einkaufserlebnis" herstellen. Was verstehen Sie darunter?

Schön: Solange wir den Zuschlag für die Kaufhäuser noch nicht haben, möchte ich möglichen Wettbewerbern nicht zu viel verraten. Generell möchten wir aber erreichen, dass die Menschen unsere Standorte gerne besuchen. Das geht nur, wenn das Ambiente in Auftreten und Umsetzung zeitgemäß daherkommt.

Haben Sie ein Beispiel?

Schön: Ein Beispiel wären die Umkleidekabinen, die wir mit digitalen Lösungen kombinieren möchten. Man will wissen, ob das Lieblingshemd, das man gerade nicht anhat, zu der Hose passt, die man im Laden anprobiert? Das könnte man sich am Spiegel in der Umkleide dann digital ergänzen lassen. Oder die Hose ist nicht in der richtigen Größe verfügbar? Dann kann man sie vor Ort bestellen und nach Hause, aber auch zu einer weiteren Beratung in die Filiale liefern lassen.

Damit diese Vision Realität wird, muss Galeria an Sie verkaufen. Wie schätzen Sie Ihre Chancen ein?

Schön: Diese Frage kann ich nicht beantworten. Wir haben unser großes Interesse an einem Kauf signalisiert, aber zu einer erfolgreichen Transaktion braucht es auch die Seite, die verkaufen will. Ein Gespräch mit dem Insolvenzverwalter von Galeria wird es in Kürze geben, danach wissen wir mehr.

Markus Schön und buero.de

Der Vorstandsvorsitzende von buero.de ist ausgebildeter Bankkaufmann und studierte berufsbegleitend BWL. Zur Unternehmensgruppe des 48-Jährigen aus dem nordrhein-westfälischen Detmold zählen vier operative Gesellschaften und eine gemeinnützige Stiftung. Markus Schön ist Vorstandsvorsitzender der buero.de Handel AG sowie Geschäftsführer der buero.de Handel Region Mitte GmbH und der Vermögensverwaltung Schön & Co. GmbH.
Das Unternehmen buero.de, das heute online Büro- und Schulbedarf vertreibt, hat seine Anfänge in den 1990er Jahren, 2021 wurde das Unternehmen in eine AG überführt. Als Wachstumsziel gab der Vorstandsvorsitzende gegenüber der Fachzeitschrift BusinessPartner PBS an, den Umsatz von buero.de in den kommenden Jahren auf 250 Millionen Euro steigern zu wollen. Sollte die Übernahme der Galeria-Kaufhäuser gelingen, würde dies das Unternehmen laut Schön jedoch "in eine komplett andere Liga bringen".
Quelle: Markus Schön | www.northdata.de | www.pbs-business.de 
 
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  • mail@marc-stuermer.de
    Interessant finde ich diesen Bericht aus 2019 in der Neuen Westfälischen: https://www.nw.de/nachrichten/wirtschaft/22641591_Markus-Schoen-uebernimmt-Vermoegensverwalter-Aurecon.html

    Da wird nämlich von Schön für seine Vermögensverwaltung als Umsatzziel für 2020 ein Umsatz im unteren, siebenstelligen Bereich angegeben, also wohl irgendwas von 1-5 Millionen Euro. Erreichen wollte er das mit sechs Mitarbeitern.

    Da ist in der Tat schon Skepsis angebracht, woher das Geld denn für den Kaufhof stammen soll und wie Schön das denn bitte stemmen will.
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  • hans-martin.hoffmann@t-online.de
    Wenn ich mich recht erinnere

    lief das vor der ersten Insolvenz so, dass Immobilien und Kaufhausbetrieb getrennt wurden, dann die Immobiliensparte der Betriebssparte die Miete hochsetzte, und als letztere die Mieten nicht mehr zahlen konnte, war finito. Das Unternehmen war ausgenommen wie eine Weihnachtsgans, ein paar "Manager" hatten einen Haufen Geld kassiert, einer der gar nicht genug kriegen konnte landete im Knast, und ein Haufen Leute standen mit nichts auf der Straße.

    Das Konzept "Warenhaus" wie es früher einmal war funktioniert aufgrund der vielfältigen Konkurrenz nicht mehr und kann in der Form auch nicht wiederbelebt werden. Bleiben unterm Strich Riesenkästen von Häusern, die für welche Umnutzung auch immer erstmal teuer umgebaut/ "saniert" werden müssten. Fazit: ich habe keine Ahnung was sich Herr Schön von dem Deal verspricht und ich bin auch kein Fachmann für Investitionen, aber mir schwant, glücklich werden er und insbesondere seine Teilhaber mit der Aktion nicht werden.
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  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    Das Konzept Warenhaus hat sich eindeutig überlebt, genau wie die Quelle Kataloge vor einigen Jahren. Dass sagen viele Experten und ist auch meine persönlich Meinung, gespeist aus eigener Erfahrung.

    Von jedem ein wenig von allem nichts. So könnte man es umschreiben. Gepaart mit oftmals eher unakttraktiven Preisen und eines allgemein schwächelnden Einzelmarkts und sterbender Innenstädte.

    Das Internet mit seinen Möglichkeiten (Onlineshopping rund um die Uhr mit einer gewaltigen Auswahl und exzellender Onlinerechere was selbst die Fachberatung kaum liefern kann) hat die Welt nicht nur in Schweinfurt verändert.

    Ein Bäcker (besser Backshop), eine Dönerbude , ein Supermarkt, ein Klamottenladen oder ein 99-Cent-Shop kann dem NOCH besser wiederstehen als ein altehrwürdiges Warenhaus.

    Oftmals ist das Warenhaus nur noch dazu dazu, hochpreisige Artikel in Natura zu betrachten um sie dann anderswo online günster zu kaufen. Immerhin sparen sich so viele den umweltschädlichen Rückversand.
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  • p-koch-dettelbach@t-online.de
    Es ist wirklich rätselhaft wie eine Firma die erst vor einem Jahr gegründet wurde diese Investition stemmen will. So viel Geld hat der Herr Schön auch mit seiner Schön & Co. GmbH ganz sicher nicht verdient.
    https://www.northdata.de/Sch%C3%B6n+%26+Co.+GmbH,+Detmold
    /Amtsgericht+Lemgo+HRB+9934
    Wie er ausgerechnet mit Bekleidungshandel besser Geld verdienen will als der Rest der Branche erschließt sich mir auch nicht.
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  • letsgo101
    Das sieht für den Kaufhof in Würzburg sehr schlecht aus. Es gab Zeiten da war der Kaufhof eines der besten Kaufhäuser in Würzburg. Doch das ist leider lange her. Vielleicht sollte man einmal nachforschen an was das liegen kann. Ist es ein schlechtes Management, oder die Parkgebühren in der Stadt, oder die Sicherheit der Käufer in der Fussgängerzone ? Um eine klare Aussage treffen zu können sollte man die Bevölkerung einmal befragen ! Mutmaßliche Aussagen der Stadt oder dem "Würzburg macht Spass" Management bringen so ein Geschäft nicht weiter. Es wäre Schade und auch ganz schlimm für die Stadt wenn dieses Kaufhaus schließen würde. Somit hätte man ja wieder einmal ein gutes und alteingesessenes Geschäft weniger. Würzburg würde bei dem Trend irgendwann aussterben !
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  • mail@marc-stuermer.de
    Es ist doch ganz einfach: das Einzelhandelskonzept Kaufhaus ist in den 90er-Jahren stecken geblieben, hat sich seitdem nicht mehr weiter entwickelt, die Kunden aber schon. Mit anderen Worten: Kaufhäuser wie der Kaufhof sind veraltet, und daher finden sie kaum noch Kunden.

    Und für das veraltete Konzept kann die Stadt Würzburg nichts.
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  • ralf1.bergmann
    Würzburg ist für Marken aus dem verschiedenen Bereichen sehr attraktiv. Aus diesem Grund wird auch der Wegfall der Galeria daran nichts ändern.

    Es wird aus meiner Sicht den Standort sogar verbessern, da In die Galeria nicht zukunftsorientiert investiert wurde. Das Konzept ist seit 10 Jahren überholt.

    Ich gehe sogar einen Schritt weiter und würde das ganze Gebäude abreißen und durch ein neues Konzept ersetzen. Alternativ würde ich entkernen.
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  • letsgo101
    Sie haben sich doch verschrieben "Würzburg ist für Marken aus dem verschiedenen Bereichen sehr attraktiv" ! Würzburg war einmal attraktiv bevor die ganzen Markenläden Würzburg den Rücken gekehrt haben. Jetzt ist Würzburg eher schlechterer Durchschnitt ! Viel Leute bestellen aus dem Internet, die die noch vor Ort kaufen macht man den Einkauf sehr schwer. Man versucht doch dort die Fahrzeuge aus der Stadt fernzuhalten durch schlechte Verkehrsregeln, überteuerte Parkgebühren. Somit wird der Vorortkäufer immer mehr ferngehalten, das wird nicht nur der Kaufhof zu spüren bekommen !
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  • mail@marc-stuermer.de
    Ich wünsche ihm viel Glück, aber bin doch sehr pessimistisch - warum ausgerechnet sollte Herr Schön nun dort erfolgreich sein, wo seit zwei Jahrzehnten schon andere gescheitert sind?

    Er kann schließlich auch nur mit Wasser kochen, und die grundlegenden Probleme des Konzepts Kaufhaus bleiben bestehen.
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