zurück
Sömmersdorf
Regisseurin Silvia Kirchhof spricht über ihre Arbeit für die Aufführung von
"Robin Hood" in Sömmersdorf
Künstlerin Silvia Kirchhof bekam den Kulturpreis des Bezirks Unterfranken. In Sömmersdorf inszeniert sie auf der Freilichtbühne "Robin Hood" – mit besonderen Ideen.
Regisseurin Silvia Kirchhof gibt Anweisungen bei den Proben zu Robin Hood auf der Sömmersdorfer Freilichtbühne. 
Foto: Anand Anders | Regisseurin Silvia Kirchhof gibt Anweisungen bei den Proben zu Robin Hood auf der Sömmersdorfer Freilichtbühne. 
Silvia Eidel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:45 Uhr

Vielseitig, kreativ und wandelbar ist die Künstlerin Silvia Kirchhof. Sie leitet das Kleine Stadttheater Gerolzhofen, sie inszeniert als Regisseurin zahlreiche Stücke, sie steht selbst als Schauspielerin, Sängerin und Clownin auf der Bühne. Soeben ist sie für ihr kulturelles Schaffen mit dem Kulturpreis des Bezirks Unterfranken ausgezeichnet worden. Aktuell führt sie Regie beim Abenteuerstück "Robin Hood – eine Legende" auf der Freilichtbühne Sömmersdorf, das an den Wochenenden vom 23. Juli bis 6. August gespielt wird. Sie übernahm im Mai 2021 diese Aufgabe, nachdem die ursprünglich vorgesehenen Regisseure abgesagt hatten.

Frage: Was reizte Sie daran, dieses Projekt in Sömmersdorf zu übernehmen?

Silvia Kirchhof: Jedes Stück, jedes Ensemble und jeder Spielort fordern mich und meine Kreativität von neuem heraus. Ich lerne sehr gerne neue Menschen kennen, bin immer wieder neugierig und freue mich auf jeden wunderbaren Moment und jede Begegnung, die sich gerade durch die intensive Amateurtheaterarbeit entwickelt. Dabei ist der Sömmersdörfer Traditionsverein mit seiner langen Erfahrung eine große Unterstützung. So gerne ich auch selbst auf der Bühne stehe, so gerne gebe ich das, was ich selbst lernen durfte, an andere weiter. Und jede neue Bühne ist eine eigene Herausforderung. Sie bietet neue Möglichkeiten, aber auch Grenzen in der Gestaltung. Der besondere Reiz in Sömmersdorf ist die Größe der Bühne.

Wie setzen Sie Ihre eigenen Vorstellungen bei der Inszenierung um, zumal das Buch und das Bühnenbild des Theaterstücks bereits vorgegeben waren?

Kirchhof: Das ist an sich keine ungewöhnliche Situation. In der Regel liegt ja ein fertiges Bühnenstück vor, welches dann inszeniert wird. Es ist vielleicht für mein bisheriges Arbeiten mit einem Amateurtheater etwas Besonderes, da ich in den letzten Projekten die Stücke immer gemeinsam mit dem Schriftsteller Roman Rausch entwickelt habe. Bei Robin Hood lagen zusätzlich auch schon die Besetzung und das Bühnenbild vor. Aber hier habe ich der bisherigen Arbeit und Erfahrung gut vertrauen können. Natürlich sind durch vorab getätigte Entscheidungen Grenzen in der Inszenierung gesetzt. So hat ein abstraktes Bühnenbild andere Konsequenzen als ein naturalistisches. Aber damit kann ich gut umgehen. Die Inszenierung muss lediglich stimmig sein.

Fotoserie
Die Sömmersdorfer Schauspieler sind Laien, stehen aus Hobby und Leidenschaft auf der Bühne. Wie erarbeiten Sie mit ihnen ihre Rollen?

Kirchhof: Ich gehe bei einem Amateurtheater nicht mit einer starren Idee heran. Ich lasse zunächst einerseits die geschriebene Figur und andererseits die gegenwärtige Person auf mich wirken, betrachte sie ganz genau und entwickle aus dem Charakter der Figuren und der Persönlichkeit der Schauspieler die Rolle. Die Kunst liegt für mich schließlich darin, dass die Spielenden authentisch und glaubwürdig auf der Bühne stehen. Der größte Erfolg ist für mich, wenn man am Ende sagt: Die Besetzung war goldrichtig. Das bedeutet aber nicht, dass eine andere Rollenverteilung nicht auch hätte funktionieren können.

Hauptsächlich spielen die Sömmersdorfer alle fünf Jahre ihre Fränkischen Passionsspiele. Ist ein Abenteuerstück wie "Robin Hood" passend für diese Bühne?

Kirchhof: Robin Hood ist eine große Erzählung, die wegen ihrer Aktualität bis heute lebendig ist. Die Frage nach dem Menschsein und dem Miteinander von arm und (einfluss-)reich wird sowohl hier als auch in der Passion behandelt. Auch eine Passion ist ja kein rein historischer Stoff. Durch das Spiel bekommt sie ihren Kontext in der Gegenwart. Und das gilt auch für die Geschichte von Robin Hood und seinen Kampf für Gerechtigkeit.

Fotoserie
Welche Rolle spielt für Sie die Musik bei "Robin Hood"?

Kirchhof: Musik ist bei meinen Inszenierungen immer wichtig. Sie transportiert und verstärkt Gefühle und Stimmungen. Durch die Lieder werden einzelne Charakter und Archetypen besonders herausgearbeitet. Schön ist es, dass es auch bei dieser Inszenierung Livemusik mit sehr vielen neuen Kompositionen und Texten gibt. So bekommt das Stück neben einer gewissen Leichtigkeit zugleich mehr Tiefe und Inhalt.

Regisseurin Silvia Kirchhof.
Foto: Anand Anders | Regisseurin Silvia Kirchhof.
Sie setzen zum ersten Mal in einem Schauspiel in Sömmersdorf auch einige Videosequenzen im Bühnengeschehen ein. Was versprechen Sie sich davon?

Kirchhof: Hier bringe ich Erfahrungen aus meinen vorherigen Inszenierungen mit. Im "Robin Hood" liegt der Schwerpunkt der Filme auf dem Themenfeld der Kraft und Energie: Ein Pferd in Galopp, ein Falke im Flug und ein scharf abgeschossener Pfeil können so für die Zuschauer intensiver erlebbar gemacht werden. Es handelt sich bei den Filmsequenzen nicht nur um "Einspieler". Ich habe das so konzipiert, dass die Filme in das Bühnengeschehen einfließen und nahtlos übergehen. So sieht man die Spieler und die Tiere auf der Leinwand und im nächsten Augenblick erscheint der Protagonist auf der Bühne. Das ist spannend und teilweise auch sehr lustig.

Ihr Engagement um das Theater war bislang auf Gerolzhofen im südlichen Landkreis Schweinfurt konzentriert. Ist mit Ihrer Regiearbeit in Sömmersdorf im Westen des Landkreises jetzt eine Konkurrenz dazu entstanden?

Kirchhof: Kulturarbeit bedeutet für mich Vernetzung, Miteinander und Vielfalt. Ein Landkreis wie Schweinfurt verträgt sehr gut zwei Orte mit überregionalen Theaterprojekten. Nachdem ich 2021 mit dem Kleinen Stadttheater das Wandeltheater "Herr Vogel" auf die Bühne bringen konnte, hatte ich Raum für die Inszenierung von Robin Hood. Während die Sömmersdorfer zu mir nach Gerolzhofen ins Theater kamen, besuchen jetzt die Gerolzhöfer mit zwei Bussen Robin Hood. Und nach dem Stück heißt für mich immer vor dem Stück. Natürlich habe ich auch jetzt schon weitere Projekte rund um die Eröffnung des Theaterhauses in Gerolzhofen in Vorbereitung. Aber wie gesagt: Das alles ist eine Bereicherung für das kulturelle Leben im Landkreis Schweinfurt.

Robin Hood in Sömmersdorf

Spieltermine: 23. Juli: 18.45 Uhr; 24. Juli: 15 Uhr; 30. Juli: 18.45 Uhr; 31. Juli: 15 Uhr, 5. August: 18.45 Uhr; 6. August: 18.45 Uhr. Kartenvorverkauf: Geschäftsstelle der Fränkischen Passionsspiele, Telefon (09726) 2626, Mail: info@kulturauspassion.de, Montag, Mittwoch, Freitag 9-13 Uhr (nur telefonisch), Freitag 15.30-17.30 Uhr (persönlich und telefonisch); Bürgerbüro im Rathaus Euerbach; Tourist-Info Schweinfurt 360° im Rathaus Schweinfurt; Tourist-Information Gerolzhofen; Reservix Vorverkaufsstellen und online unter www.kulturauspassion.de
Quelle:
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Sömmersdorf
Silvia Eidel
Autor
Freilichttheater
Passionsspiele
Rathaus Schweinfurt
Regisseure
Robin Hood
Silvia Kirchhof
Sömmersdorf
Tourist-Information Gerolzhofen
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top