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Sömmersdorf
Robin Hood in Sömmersdorf: Filme ergänzen das Schauspiel auf der Bühne
Im Abenteuerstück "Robin Hood – eine Legende" auf der Sömmersdorfer Freilichtbühne werden erstmals selbst gedrehte Videoclips in die Handlung eingebaut.
Von der Technikkabine aus steuert Tonmeister Joachim Lutz die Geräusche zum Schauspiel und für die Filmsequenzen auf der Bühne.
Foto: Anand Anders | Von der Technikkabine aus steuert Tonmeister Joachim Lutz die Geräusche zum Schauspiel und für die Filmsequenzen auf der Bühne.
Silvia Eidel
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:51 Uhr

Auch wenn Theater vor allem von der Kunst der Darsteller lebt, spielt moderne Technik eine Rolle, zumindest beim Abenteuerstück "Robin Hood – eine Legende" auf der Sömmersdorfer Freilichtbühne. Dort sind es die selbst gedrehten Videoclips, die die Zuschauer auf der großen LED-Wand in der Innenbühne verfolgen können. Geschickt sind die Filmsequenzen in die Handlung eingebaut und werden für manchen Aha-Effekt beim Publikum sorgen.

Wenn ein König Richard mit seinem Gefolge vom Kreuzzug im Heiligen Land zurück nach England reitet, so findet diese Szene nur zum Teil auf der Bühne statt. Vielmehr sieht der Zuschauer auf der Videowand den schnellen Ritt über die Wiesen, bevor die Sömmersdorfer Laien-Schauspieler auf ihren Pferden von der Seite her auf die Freilichtbühne traben – aus Sicherheitsgründen. "Wir wollen aber die Schnelligkeit und Energie der Pferde zeigen, was auf der Bühne nicht möglich ist", erklärt Regisseurin Silvia Kirchhof.

Deshalb veranlasste sie für verschiedene Szenen diverse Filmaufnahmen. Als Videojournalist drehte Marcel Martschoke mit eigenem Equipment die Szenen. "Das ist etwas komplett Neues hier", erklärt der Sömmersdorfer. Er hätte gerne selbst auf der Bühne gestanden, war 2018 bei den Fränkischen Passionsspielen als Petrus dabei. Aber sein beruflich bedingter Umzug nach München verhinderte einen Schauspieleinsatz. "So bin ich wenigstens ein bisschen dabei und kann etwas beisteuern", meint er.

Das Bogenturnier beim 'Robin Hood'-Theaterstück wird mit Videoclips auf der LED-Wand in der Innenbühne kombiniert.
Foto: Anand Anders | Das Bogenturnier beim "Robin Hood"-Theaterstück wird mit Videoclips auf der LED-Wand in der Innenbühne kombiniert.

Martschoke schrieb die Drehkonzepte und begutachtete mit Silvia Kirchhof und Norbert Mergenthal, Mitvorsitzender des Vereins Fränkische Passionsspiele, die geplanten Drehorte: Möglichst unberührter Wald, möglichst freie Landschaft sollte es sein. Mit seiner Kamera drehte er dann an mehreren Wochenenden mit den Laien-Schauspielern. "Erst waren sie skeptisch, aber dann alle begeistert", schildert der 31-Jährige. Manche Szene musste vier-, fünfmal aufgenommen werden, bis sie seinen Vorstellungen entsprach. Für die Videoclips schnitt er dann einzelne Aufnahmen zusammen.

Knifflig war von Anfang an die Frage wie man darstellen könnte, dass Robin Hoods Pfeil immer ins Schwarze trifft. Denn live auf der Bühne kann selbst der beste Bogenschütze nicht immer den goldenen Schuss garantieren. Eine Schlüsselszene des Theaterstücks, ein Bogenturnier, wurde daher in der freien Landschaft gedreht – aus anderer Perspektive als sie die Zuschauer auf der Bühne wahrnehmen können. Das erstaunliche Ergebnis des Wettkampfes wird dem Publikum allerdings nicht nur per Film, sondern auch live auf der Bühne mittels eines Dieners übermittelt. So fügt sich der Film nahtlos in das Schauspiel ein.

Die kurzen Clips übergibt Martschoke an das Team in der Technikkabine, hoch über dem Zuschauerraum. Dort steuert Helfer Günter Nöth nach dem Textbuch und einem genauen Ablaufplan den Einsatz des Filmes. Die digitalisierten Sequenzen werden via Glasfaserkabel zur Innenbühne auf die bewegliche, acht mal fünf Meter große LED-Videowand projiziert.

Immer am Textbuch ist Günter Nöth (rechts) in der Technikkabine, der die Filmsequenzen an den jeweiligen Szenen zuschaltet. Christian Büttner (links) sorgt für die Beleuchtung.
Foto: Silvia Eidel | Immer am Textbuch ist Günter Nöth (rechts) in der Technikkabine, der die Filmsequenzen an den jeweiligen Szenen zuschaltet. Christian Büttner (links) sorgt für die Beleuchtung.

Damit die richtigen Geräusche für die Videosequenzen zur richtigen Zeit auch zu hören sind, muss Tonmeister Joachim Lutz die Steuerung übernehmen, etwa für Hufgeklapper. Er schaltet auch die Mikrophone der Schauspieler für ihren jeweiligen Auftritt zu – eine herausfordernde Aufgabe, die viel Konzentration verlangt. "Ich bin der, der die Einsätze verpasst", feixt der Fachmann von der Grafenrheinfelder Firma Faderworx.

32 Mikrophone sind im Einsatz, aber 52 Schauspieler haben Sprechrollen. Deshalb müssen Mikros nach einem genauen Plan hinter der Bühne durchgetauscht werden. Dabei wechseln sich aus dem ehrenamtlichen Technikteam Christian Büttner, Jonas Kestler und Thomas Schneider ab.

Alle Sömmersdorfer Schauspieler mit Sprechrollen sowie die Sänger, hier Bianka Brückner, werden von Christian Büttner mit Mikrophonen ausgestattet.
Foto: Anand Anders | Alle Sömmersdorfer Schauspieler mit Sprechrollen sowie die Sänger, hier Bianka Brückner, werden von Christian Büttner mit Mikrophonen ausgestattet.

Der Tonmeister muss zudem den Sound des Live-Orchesters auf seinem Steuerpult zu den Szenen zuschieben. "Für die Band haben wir 16 Inputkanäle", erklärt er, für die Instrumente, aber auch für Effekte wie Hall oder Doppelung der Instrumente.

Geballte Technik ist für die Zuschauer auch an den 60 Scheinwerfern an der Überdachung sichtbar. Christian Büttner steuert diese und die Beleuchtung im Dach. Auch wenn die vier Abendvorstellungen aus Lärmschutzgründen früh beginnen, um 18.45 Uhr, soll eine besondere Stimmung erzeugt werden.

Karten gibt es unter www.kulturauspassion.de

 
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