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Schweinfurt
"Queere Menschen gibt es nicht nur einmal im Jahr": Was beim ersten CSD in Schweinfurt geplant ist
In vielen Städten wird beim Christopher Street Day die Sichtbarkeit queerer Menschen gefeiert. Das soll es nun auch in Schweinfurt geben. Was geplant ist.
Jedes Jahr gehen, wie hier in Nürnberg, weltweit Menschen bei CSD-Veranstaltungen für Vielfalt und die Rechte queerer Menschen auf die Straße. Eine ähnliche Veranstaltung soll es bald auch in Schweinfurt geben.
Foto: Daniel Karmann, dpa | Jedes Jahr gehen, wie hier in Nürnberg, weltweit Menschen bei CSD-Veranstaltungen für Vielfalt und die Rechte queerer Menschen auf die Straße. Eine ähnliche Veranstaltung soll es bald auch in Schweinfurt geben.
Désirée Schneider
 |  aktualisiert: 10.07.2024 16:13 Uhr

In vielen deutschen Städten wird es jedes Jahr rund um den Christopher Street Day (CSD) bunt in den Straßen. Bundesweit versammeln sich Menschen bei Umzügen und Demonstrationen, um ein Zeichen zu setzen für Vielfalt, Toleranz und die Solidarität mit queeren Menschen. Auch in Unterfranken bekennen viele Menschen Farbe. So feierten erst vor wenigen Tagen beim CSD in Würzburg rund 2700 Menschen unter der Regenbogen-Flagge.

In Schweinfurt gab es eine vergleichbare Veranstaltung bislang nicht. Das soll sich in diesem Jahr jedoch ändern. Der Verein "Queeres UFO e.V.", der bereits seit 2022 einen CSD in Haßfurt veranstaltet, hat angekündigt, Schweinfurt in diesem Jahr in seine Planungen mit einzubeziehen.

Unter dem Titel "Pride am Main – queer vereint" plant der Verein gemeinsam mit "Queer SW" ein Pride-Wochenende (Anmerkung der Redaktion: Pride zu Deutsch Stolz, steht in der Szene für den selbstbewussten und stolzen Umgang mit der eigenen sexuellen und geschlechtlichen Identität), bei dem von Freitag, 19. Juli, bis Sonntag, 21. Juli, sowohl in Schweinfurt als auch in Haßfurt Veranstaltungen stattfinden sollen. Unterstützt wird das Vorhaben von "Schweinfurt ist bunt".

Immer mehr Mitglieder aus dem Raum Schweinfurt

Hintergrund der Entscheidung sei der stete Zuwachs an Mitgliedern aus dem Landkreis Schweinfurt, sagt Vincent Steppert, erster Vorsitzender von Queeres UFO e.V. und Student aus Würzburg. "In letzter Zeit sind im Verein viele Schweinfurterinnen und Schweinfurter dazugekommen. Und von denen meinten viele, dass es doch schade ist, dass es in Schweinfurt nichts in der Art gibt, obwohl die Stadt ja viel größer ist als Haßfurt", sagt der 20-Jährige.

Das habe den Vereinsmitgliedern zu denken gegeben. Immerhin hatten diese bereits kurz nach Vereinsgründung im Sommer 2022 (damals noch unter dem Namen "CSD Haßberge") kurzfristig den ersten CSD in Haßfurt veranstaltet. Dabei soll es nun aber nicht bleiben. Weil sich der Verein künftig nicht nur auf den CSD und die Haßberge beschränken will, gaben die Verantwortlichen vor Kurzem eine Namensänderung bekannt: Queeres UFO steht jetzt für Queeres UnterFrankenOst und soll die regionale Erweiterung deutlich machen.

Lor Then (Schatzmeisterei) und Vorsitzender  Vincent Steppert (von links) vom Verein Queeres UFO e.V. planen gemeinsam mit Queer SW ein Pride-Wochenende in Schweinfurt und Haßfurt.
Foto: Désirée Schneider | Lor Then (Schatzmeisterei) und Vorsitzender  Vincent Steppert (von links) vom Verein Queeres UFO e.V. planen gemeinsam mit Queer SW ein Pride-Wochenende in Schweinfurt und Haßfurt.

Die offenen Treffen und Stammtische, bei denen sich queere Menschen vernetzen und kennenlernen können, finden deswegen mittlerweile auch regelmäßig in Schweinfurt statt. "Auf dem Land hat man es als queere Person manchmal einfach schwer", sagt Steppert, der ursprünglich aus den Haßbergen stammt. "Als ich mich damals als trans geoutet habe, war ich in der Schule plötzlich automatisch die Ansprechperson dafür. Ich habe das gerne gemacht, aber ich wäre das wahrscheinlich auch gewesen, wenn ich es nicht gerne gemacht hätte", sagt er.

Anderen queeren Menschen möchte er diese unfreiwillige Rolle deshalb gerne abnehmen. "Ich selbst hätte mir damals auch sehr gewünscht, dass es in meiner Nähe eine Stelle gibt, wo ich Infos und Erfahrungen von anderen bekomme und mich nicht immer erklären muss", sagt Steppert.

Kein Umzug, dafür Bühnenprogramm, Stände und anschließende Party

Mit Veranstaltungen wie dem Pride-Wochenende will der Verein dem Thema nun auch in der Region zu mehr Sichtbarkeit verhelfen. "Wir wollen die Personen sein, die wir früher gebraucht hätten, die uns ein gutes Vorbild gewesen wären", sagt Lor Then, zuständig für die Schatzmeisterei des Vereins.

Los geht das Pride-Wochenende am Freitagabend mit einem queeren Gottesdienst in der Ritterkapelle in Haßfurt. Am Samstag, 20. Juli, findet dann zwischen 16 und 19.30 Uhr das Fest der Vielfalt auf dem Marktplatz in Schweinfurt statt. Unter dem Namen CSD soll die Veranstaltung hier bewusst nicht laufen, sagt Vincent Steppert. Man wolle vermeiden, Personen, die zwar gerne teilnehmen würden, aber noch nicht zu einem öffentlichen Outing bereit seien, zu verschrecken.

Die Veranstaltung richte sich deshalb explizit an alle von Diskriminierung betroffenen Bevölkerungsgruppen. Vereine und Gruppen seien dazu aufgerufen, das Event mit Infoständen vor Ort zu unterstützen. Auch einen klassischen CSD-Umzug soll es in diesem Jahr in Schweinfurt erst einmal nicht geben.

Bühnenprogramm auf dem Schweinfurter Marktplatz

Stattdessen sei stationär auf dem Marktplatz ein Bühnenprogramm geplant, unter anderem mit Musik, Reden und lokalen Künstlerinnen und Künstlern. Ab 21 Uhr steigt dann im Stattbahnhof die Pride-Party. Der eigentliche Demonstrationszug findet am Sonntag ab 12 Uhr in der Haßfurter Innenstadt statt.

Für die Zukunft erhofft sich der Verein, nicht nur den CSD auch in der Region Schweinfurt zu etablieren, sondern auch vermehrt Bildungsarbeit zu leisten und queeren Menschen zu noch mehr Sichtbarkeit und Akzeptanz zu verhelfen. "Queere Menschen gibt es nicht nur einmal im Jahr. Es wäre schön, als queere Person einfach existieren zu können, ohne sich darüber Gedanken machen zu müssen", sagt Steppert. "Und ohne Angst haben zu müssen, Raum einzunehmen", stimmt Then ihm zu.

 
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