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Schweinfurt
Prozess gegen "Go&Change"-Guru vor dem Landgericht Schweinfurt endet nach nur einer Stunde: Kai K. muss zum Zahnarzt
Von der Anklagebank direkt in die Praxis: Akute Zahnschmerzen des Angeklagten verhindern die Verhandlung an diesem Montag. Ein wichtiger Zeuge kommt erneut nicht zu Wort.
Der vierte Verhandlungstag vor dem Landgericht Schweinfurt gegen den Kopf der Gemeinschaft 'Go&Change' an diesem Montag war kurz: Der Angeklagte Kai K. musste zum Zahnarzt gebracht werden.
Foto: Heiko Becker | Der vierte Verhandlungstag vor dem Landgericht Schweinfurt gegen den Kopf der Gemeinschaft "Go&Change" an diesem Montag war kurz: Der Angeklagte Kai K. musste zum Zahnarzt gebracht werden.
Benjamin Stahl
 und  Lisa Marie Waschbusch
 |  aktualisiert: 24.03.2024 02:41 Uhr

Kurzer Prozess am Montagmorgen vor dem Landgericht Schweinfurt: Der vierte Verhandlungstag in dem Verfahren gegen den Kopf der Gemeinschaft "Go&Change" endete nach nur einer Stunde. Sein Mandant habe Zahnschmerzen, teilte Verteidiger Hubertus Werner zu Beginn der Sitzung mit. Kai K. sei "nicht verhandlungsfähig", die Schmerzen seien "unerträglich".

Seit zwei Monaten werde dem 42-Jährigen "eine zahnärztliche Behandlung verwehrt", so Werner. Es klang wie eine erneute Kritik an der forensischen Psychiatrie, in der K. seit Oktober untergebracht ist. Schon am vergangenen Prozesstag hatte die Verteidigung das Verhalten einzelner Mitarbeiter des Bezirkskrankenhauses gegenüber K. moniert und eine Verlegung des Angeklagten in eine andere Einrichtung gefordert. Wie ein Gerichtssprecher zwischenzeitlich gegenüber der Redaktion erklärte, wurde K. nicht verlegt. 

Unterbrechung der Verhandlung: Gericht erkundigt sich über Zahnprobleme

Nun also Zahnschmerzen. Nach dem Antrag der Verteidigung, den Prozesstag direkt zu beenden, unterbrach die Vorsitzende Richterin Claudia Guba die Verhandlung für eine gute halbe Stunde. Währenddessen unterhielt sich K. immer wieder mit Anwalt Werner und blickte – anders als an früheren Verhandlungstagen – häufig Richtung Zuschauerraum, nahm lächelnd Blickkontakt mit seinen Anhängerinnen und Anhängern auf.

Als das fünfköpfige Richtergremium zurückkehrte, berichtete Guba von einem Telefonat mit dem Bezirkskrankenhaus: Man habe ihr bestätigt, dass Kai K. im Dezember eine Zahnbehandlung gehabt habe und eine Folgebehandlung noch ausstehe. Schmerzmittel habe er jedoch zuletzt keine genommen.

Polizei bringt Angeklagten in Zahnarztpraxis

Nach einer weiteren Unterbrechung, in der das Gericht Kontakt mit K.s behandelnder Zahnärztin aufnahm, ließ die Richterin den Angeklagten von der Polizei direkt aus dem Gerichtssaal in die Zahnarztpraxis bringen. Damit war der Prozesstag gegen 10 Uhr bereits zu Ende.

Die Staatsanwaltschaft hätte gerne am Nachmittag weiter verhandelt. Zu riskant für das Gericht, meinte Guba: Vielleicht müsse gebohrt werden oder es sei eine Spritze notwendig. Ob der Angeklagte danach wirklich verhandlungsfähig sei, sei nicht abzusehen.

Was Kai K. vorgeworfen wird

Seit Mitte Februar muss sich der Mann, der in der Gemeinschaft aus Lülsfeld (Lkr. Schweinfurt) den Status eines Gurus genießt, wegen Vergewaltigung und gefährlicher Körperverletzung vor dem Landgericht Schweinfurt verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, eine Frau im Mai 2023 geschlagen, mehrfach vergewaltigt und bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt zu haben. Der 42-Jährige habe ihr damit angebliche Dämonen austreiben wollen, heißt es in der Anklage.

Die junge Frau hat bisher noch nicht ausgesagt. Gleich zu Beginn des Verfahrens hatten die Verteidiger von Kai K. versucht, ihre Glaubwürdigkeit zu mindern. Mehrere Zeuginnen und Zeugen sollten geladen werden, um zu belegen, wie "manipulativ" die Frau sei und dass sie Vergewaltigungsfantasien gehabt habe. Zudem solle ein forensisch-psychiatrisches Glaubwürdigkeitsgutachten zu der 30-Jährigen erstellt werden, hatte die Verteidigung gefordert.

Aussage der Nummer zwei von "Go&Change" platzt erneut

Am Montag hätte mit Felix Krolle, hinter K. die Nummer zwei bei "Go&Change", aussagen sollen. Doch daraus wurde wegen der Zahnschmerzen des Angeklagten nichts. Es ist das zweite Mal, dass Krolles Aussage platzt: Schon am zweiten Prozesstag war er im Zeugenstand. Seine Befragung wurde aber nach wenigen Minuten abgebrochen, weil er auf Fragen des Gerichts zum Drogenkonsum innerhalb der Gemeinschaft nicht antworten und sich einen Anwalt suchen wollte.

Wann Krolle nun zum dritten Mal geladen wird, ist offen. Insgesamt sind 17 Verhandlungstage angesetzt. Der Prozess wird am Montag, 25. März, fortgesetzt.

 
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  • Cornelius Beyer
    Auch ich komme nicht daran vorbei, dass hier verzögert wird und werden soll.
    Das fängt ja bei dem Schachzug von Felix Krolle an, der natürlich antizipieren konnte, dass er zum Drogenkonsum befragt werden würde, schließlich ist er Leitungsperson.
    Da musste der nicht dann die erste Aussage verweigern und damit den Prozesstag platzen lassen, um dann einen Anwalt konsultieren.

    Ich habe nur keine ernstzunehmende Theorie (also nur eine abwegige), wozu diese Verzögerung denn dienen soll?
    Der Kai X sitzt in der Forensik, da ist es sicher nicht gemütlich. Sollte er freigesprochen werden, darf er raus, wird er verurteilt, bleibt er dort oder sitzt im Knast.

    Bei den Kommentaren hier habe ich keine Spur gefunden, die diese Taktik (so es eine ist) erklärt, die Justiz vorführen und Machtkampf finde ich abwegig.
    Mich würde deshalb interessieren ob es da noch andere Vermutungen gibt, die weniger weit hergeholt sind als die, die ich gerade im Kopf habe.
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  • Harald Bach
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • Martin Deeg
    Friedrich Merz ist jedenfalls widerlegt.
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  • Peter Koch
    Je länger der Prozess dauert, um so länger sitzt der Angeklagte in der Forensik. Falls er unschuldig sein sollte könnte er, im Falle des Freispruchs, seine Anwälte verklagen weil sie den Prozess verzögert haben und so sein Leiden verlängert haben. Ob diese Anwälte so weit denken können?
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  • Georg Ries
    Die Komstrukte werden immer abenteuerlicher 😀
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  • Peter Koch
    Das passt doch zu diesem verqueren Guru und seiner Community.
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  • Wie kann unser Rechtsstaat sich nur so vorführen lassen….
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  • Heribert Mennig
    Ich dachte immer, dass sog. Gurus sich selbst heilen können. Hab ich wohl falsch gedacht. Hier einige Tips für die nächsten Verhandlungstage: Blinddarmschmerzen, Ohrschmerzen, Bauchschmerzen, Augenschmerzen, Halsschmerzen, Kopfschmerzen, Prostataprobleme. Das sollte erst mal reichen.
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  • Georg Ries
    Man darf gespannt sein, wem die Schuld an den Zahnschmerzen zugewiesen wird! Staatsanwaltschaft? Richter? 😉🤪
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  • Martin Deeg
    Ist doch egal, der Steuerzahler zahlt ja für den Unfug. Und für einen Presse-Bericht reicht es auch.
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  • Martin Deeg
    Lehrbuchhaft die Justiz zur Farce gemacht: Machtdemonstration und Retourkutschen.

    Tendenz weiter "hochkonflikthaft". Super, Frau Guba .

    Und um die Taten und die Opfer geht es weiter überhaupt nicht....
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