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Kreis Schweinfurt
Pilotprojekt in Gerolzhofen: Bei Anruf kommt der Bus!
Ein neues System, einen Bus nach Bedarf bestellen zu können, probiert der Landkreis Schweinfurt im Raum Gerolzhofen aus. Welche Vorteile sich das Landratsamt verspricht.
So könnte einer der Kleinbusse aussehen, die Fahrgäste ab 2023 im Raum Gerolzhofen bei Bedarf anfordern können. Der Landkreis hat sich für ein Pilotprojekt entschieden.
Foto: Arkadius Guzy | So könnte einer der Kleinbusse aussehen, die Fahrgäste ab 2023 im Raum Gerolzhofen bei Bedarf anfordern können. Der Landkreis hat sich für ein Pilotprojekt entschieden.
Josef Schäfer
 |  aktualisiert: 16.02.2024 15:40 Uhr

Wenn man in Hundelshausen wohnt, um 14 Uhr einen Arzttermin in Gerolzhofen hat und den Ort mit einem Linienbus erreichen will, hat man ein Zeitproblem. Denn der letzte Bus, um den Termin rechtzeitig wahrnehmen können, fährt am Vormittag. Bis zur Sprechstunde muss man sich in Gerolzhofen irgendwie die Zeit vertreiben.

Eine Verbesserung plant der Landkreis: Er führt ab Mai 2023 einen so genannten Bedarfsverkehr (On-Demand-Betrieb) ein. Das heißt: benötigt man einen Bus, kann man ihn binnen 60 bis 90 Minuten bestellen. Er bringt einen zum Ziel oder zu nächsten Haltestelle eines Linienbusses. Dem hat der Kreistagsausschuss für Kreisentwicklung zugestimmt.

Pilotprojekt ab 2023

Zunächst ist das Angebot als Pilotprojekt angelegt. In Anspruch nehmen können es Einwohner südlich der gedachten Linie Heidenfeld-Donnersdorf, also vornehmlich aus dem Gebiet der Verwaltungsgemeinschaft Gerolzhofen. Aber auch der nördliche Landkreis Kitzingen macht mit. Wie funktioniert der Bedarfsverkehr? Benötig man einen Bus, kann man ihn per Telefon, Internet oder Handy-App bestellen. Dann fährt er einen zum gewünschten Ort oder zu einer Haltestelle eines Linienbusses, wenn in Kürze dort einer hält.

Letztlich gleicht es einem Taxi zum ÖPNV-Tarif, wenngleich aus rechtlichen Gründen ein Abholen an der Haustür nicht möglich ist, wie der Nahverkehrsbeauftragte Michael Graber dem Ausschuss erläuterte. Der Bus nimmt den Fahrgast an offiziellen Haltestellen oder vereinbarten Treffpunkten auf.

Der Landkreis verspricht sich von dem mit jährlich 134 000 Euro bezuschussten System, dass mehr Personen als bisher am Linienverkehr teilnehmen (vor allem Senioren) und, dass mancher Pendler vom Auto auf den Bus umsteigt. Denn auch Dauerbuchungen sollen möglich sein. Einzige Einschränkung: Fährt auf der gleichen Strecke binnen 30 Minuten ein Linienbus, ist die Fahrt nach Bedarf nicht möglich. Mit 152 Fahrgästen pro Tag rechnet Graber: "Das hört sich wenig an, aber genau dafür ist das System da: um abseits liegende Orte für den ÖPNV zu erschließen." Benötig werden insgesamt fünf Kleinbusse.

Unternehmen haben Interesse

Graber ist optimistisch, dass das Projekt im Mai 2023 eingeführt werden kann; wegen langer Ausschreibungsfristen sei es früher nicht möglich. Auf dem Markt gebe es bereits Dienstleister wie etwa Callcenter, die die Buchungen abwickeln könnten. Ebenso hätten bereits regionale Transportunternehmen, unter anderem mehrere Taxi-Unternehmen, ihr Interesse signalisiert.

Das On-Demand-System ist Teil einer umfassenden Reform des Öffentlichen Nahverkehrs im Landkreis Schweinfurt. Endziel ist die Aufnahme des kompletten nördlichen Unterfrankens in den Verkehrsverbund Mainfranken. Der erste spürbare Schritt wird im September 2021 vollzogen: Dann schwenkt der Landkreis generell vom Strecken- auf den Wabentarif um.

Anders als der früherer Rufbus

Es gab bereits 2016/17 einen erfolglosen Versuch, ein Bedarfssytem zu installieren: In der Gemeinde Werneck war auf mehreren Linien ein Rufbus unterwegs. Allerdings hatte er einen festen Fahrplan und eine feste Strecke, setzte sich aber nur in Bewegung, wenn er angefordert wurde. Der Unterschied zum neuen System: Es gibt keinen Fahrplan und keine festgelegte Strecke, sondern die Busse können sich im definierten Gebiet weitgehend frei bewegen, sind also flexibler einsetzbar.

Einhelliges Lob gab es von den Kreistagsmitgliedern im Ausschuss. Der Tenor: Das System sei ein zusätzliches Element, um möglichst vielen Menschen die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen.

Defizit beim Mainfrankenshuttle

Auswirkungen hat das System auch auf den Mainfrankenshuttle, der an Wochenenden und Feiertagen unter anderem die Gemeinden Kolitzheim, Dingolshausen, Frankenwinheim und Gerolzhofen bedient – als Service für Touristen und Ausflügler. 2020 brach angesichts der Pandemie die Fahrgastzahl massiv ein: Statt 2000 fuhren nur gut 400 Menschen mit. Dennoch befürwortete der Landkreis, auch 2021 und 2022 das Defizit mit etwa 12 000 Euro mitzutragen. Ab 2023 soll es den Shuttle nicht mehr geben, weil dann der neue Bedarfsverkehr das Angebot übernimmt.

 
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