Wer an der A 70 in Fahrtrichtung Bamberg an Gochsheimer Gemarkung vorbeifährt, hat sie sicher schon gesehen: Zwei Freiflächen-Photovoltaikanlagen bei Weyer, die sich insgesamt über 4,4 Hektar Fläche erstrecken. Eine gehört der Unterfränkischen Überlandzentrale Mainfranken (ÜZ), die andere einer Privatperson.
Beide haben sich für das Projekt zusammengetan, das gleichzeitig das letzte auf Gochsheimer Gemarkung sein könnte. 2021 hat sich der Gemeinderat entschieden, keine weiteren Photovoltaikanlagen in der Fläche mehr zu genehmigen. Das Argument: Rücksicht auf die Landwirtschaft. Beim Bund Naturschutz zieht das nicht.
In einer öffentlichen Pressemitteilung bezieht die Kreisgruppe Schweinfurt Stellung zu der Gochsheimer Entscheidung, die vor kurzem wieder aktuell geworden ist. Der Anlass: Zwei weitere Anträge für Freiflächen-Photovoltaikanlagen lagen auf dem Ratstisch. Beide wurden mit Verweis auf die Entscheidung im Vorjahr abgelehnt, die übrigens in nichtöffentlicher Sitzung getroffen worden war. Aus Datenschutzgründen, wie Bürgermeister Manuel Kneuer auf Nachfrage erklärt. Die Anbieter hätten ein Recht darauf, anonym zu bleiben.
Gemeinde wünscht sich mehr Anlagen auf Dächern, ein Konzept gibt es aber nicht
Die jüngste Ablehnung war auch im Amtsblatt der Gemeinde Gochsheim veröffentlicht. Dazu der Zusatz, man wolle Photovoltaik auf Dächer bringen. Dafür zu werben, sei löblich, die Aussage aber mehr als schwammig, kritisiert der Bund Naturschutz. Ein Konzept gebe es offenbar nicht. Und tatsächlich kann Bürgermeister Kneuer auf Nachfrage wenig Konkretes dazu liefern.
Was tut die Gemeinde dafür, mehr Photovoltaik auf die Dächer zu bringen? Kneuer verweist auf das "Integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept", an dem die Gemeinde aktuell arbeite. Innerhalb dieses Konzepts solle auch auf das Thema Photovoltaik eingegangen werden.
Etwas konkreter wird es bei der anstehenden energetischen Sanierung der Grundschule, Bau A. Hier prüfe ein Statiker, ob Photovoltaik-Anlagen auf dem Schulgebäude, dem Hallenbad oder der Großturnhalle angebracht werden könnten. Dass bei der Ausweisung von Gewerbe- und Wohngebieten die Nutzung von Dachflächen für PV-Anlagen berücksichtigt werden solle, wie es im Gemeinderat hieß, bedeutet laut Kneuer lediglich, dass es Nachfragen an Bauherren geben wird. Das Bauamt der Gemeinde werde bei vorliegenden Bauanträgen anfragen, ob eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach angedacht sei. Mehr nicht.
Viel zu wenig, sagt die Kreisgruppe des Bund Naturschutz. Man registriere positiv den Ansatz, dass die Gemeinde Gochsheim die Energiewende unterstützen wolle und für die Nutzung von Dachflächen für Photovoltaik werben möchte, so Erich Waldherr, Referent für Energiefragen bei der Kreisgruppe Schweinfurt. Ausreichen werde das nicht. "Für ein Gelingen der Energiewende ist auch in Gochsheim ein Zubau von weiteren Photovoltaik-Freiflächenanlagen zwingend erforderlich."
Bürgermeister Kneuer: Ein Argument gegen weitere Anlagen ist die Landwirtschaft
Ein wesentliches Argument für die ablehnende Haltung der Gemeinde ist die regionale Landwirtschaft, erklärt Bürgermeister Kneuer. Die habe immer weniger Fläche zur Verfügung. Durch neue Bau- oder Gewerbegebiete und durch Ausgleichsflächen, die geschaffen werden müssten und wiederum Ackerfläche verschwinden ließen.
Damit, so sagt der Bund Naturschutz, verkenne die Gemeinde aber, dass bei einem Misslingen der Energiewende durch die Klimakrise auch auf die Landwirtschaft deutliche größere Probleme zukämen. "Selbstverständlich hat auch der BN bei Solarparks den Flächenverbrauch, den Artenschutz und die Landwirtschaft im Auge und würde mehr PV-Anlagen auf den Dächern in der Gemeinde lieber sehen", so Edo Günther, Vorsitzender der Kreisgruppe Schweinfurt. "Aber die Frage kann nicht lauten PV-Anlagen auf Dächern oder Freiflächen sondern auf Dächern und Freiflächen!" Außerdem: Solarparks ließen sich durchaus mit Artenschutz in Einklang bringen. Agri-PV-Anlagen würden sogar eine parallele landwirtschaftliche Nutzung ermöglichen.
Was der Bund Naturschutz jetzt von Gochsheim will? Nichts weniger, als die Entscheidung zurückzudrehen und die erforderliche Fläche planungsrechtlich zur Verfügung zu stellen.
Warum finden sie es wunderbar, dass Landwirte verloren gehen?? Aus dem Link entnehme ich, dass der Schweinezüchter noch da ist und lebt. In dem angegebenen Artikel der Mainpost steht „Schweinepreise sind im Keller“ und „Zwei Photovoltaikanlagen sichern die Einnahmen“
Dass sich der Betrieb des Schweinezüchters nicht mehr rentiert, liegt an der Agrarpolitik der CSU und des Bauernverbandes (für Großbauern). Das „wachse oder stirb“ ist der Grund. Dass er noch überleben kann, liegt offenbar an den 2 PV-Anlagen.
Ich stimme ihnen zu, dass man versiegelte Flächen, Dach- und Fassadenflächen vorrangig für PV nutzen müsste! Das geschieht aber nicht!! Warum? Das ist der Politik von 16 Jahren GroKo geschuldet! Wenn also ein Landwirt die Landwirtschaft aufgibt (z.B. aus Altergründen) oder mit seinem Grund und Boden höhere Einkünfte als mit Pflanzenanbau erzielen will, was bleibt ihm dann? Er kann z.B. selbst eine PV-Anlage darauf bauen oder die Fläche an einen Investor verpachten. Warum ist die Pacht für PV-Freiflächen höher als das Verpachten an Landwirte? Das hängt mit der Landwirtschaftspolitik von CSU und dem Bauerverband (für Großgrundbesitzer) zusammen. Wir erinnern uns an den Slogan „Wachsen oder Weichen“. Meine Meinung: Die Landwirte bekommen für ihre Erzeugnisse viel zu wenig Geld! Gefühlt weniger als vor 30 Jahren! Der B.U.N.D ist sicherlich nicht daran schuld. Die Haltung der Gemeinde Gochsheim grenzt an Planwirtschaft.
Bei geplantem 2%-einen Flächeanteil für Erneuerbare braucht es unabhängigen Naturschutz.
https://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/viele-auflagen-wenig-erloes-schweinezuechter-aus-poppenhausen-gibt-auf-art-10736798
er hat 2 Anlagen auf Dächern, gibt aber seinen Betrieb auf, da sich sein Betrieb nith mehr lohnt. Und er ist ja nicht der Einzige.
Zudem bitte ich endlich mal um realistische Blicke:
die überdachte Fläche Sachsparkplatz versorgt werbewirksam 700 Haushalte mit Strom. Gochsheim hat 2.900 Haushalte (Mainpostartikel https://tinyurl.com/ycknftay)
Gestern im Radio wurde von den Stürmen geschwärmt: 60% Mehrleistung bei Windenergie als geplant. Ich glaube, da hieß es auch nur, dass das das gerade mal 2.000 Haushalte "Jahresstrom" ausgemacht hätte.
Wenn man das mal hochrechnet - der Flächenfraß für eine deutsche/weltweite "Energiewende" ist ein n Wahnsinn - unabhängig von Rohstofffragen, Entsorgung,... Das Ganze geht nur mit Augenmaß