Die schlechte Nachricht: Photo Porst am Schweinfurter Marktplatz ist ein Auslaufmodell. Mitte, Ende Juli wird das Geschäft in der Innenstadt schließen. Die gute Nachricht: Geschäftsinhaber Klaus Pfrang hat einen Nachfolger gefunden: Foto Weber aus Würzburg. Der wird das Geschäft übernehmen und will im August wieder eröffnen. Allerdings an anderer Stelle.
600 Quadratmeter hat das Geschäft am Schweinfurter Marktplatz – nochmal so viel, einen Stock tiefer. Zu groß für die heutige Zeit, sagt Pfrang. Deshalb wird Foto Weber auch nicht hier, sondern in der Rückertstraße 5 einziehen. Ein Ladengeschäft auf 200 Quadratmetern, wo der Nachfolger in Schweinfurt im Prinzip das anbieten wird, was es bei Photo Porst heute gibt.
Das sind vor allem Dienstleistungen, erklärt Pfrang. Das Geschäft hat sich verändert, zumindest im stationären Bereich. Der Verkauf von Technik spielt nicht mehr die Hauptrolle, dafür Service rund um das Thema – vom Bilderrahmen, auch als Auftragsanfertigung mit Sondermaßen, über das Umwandeln und Bearbeiten von analogen Medien ins Digitale, von Beratung über hochwertige Abzüge aus dem eigenen Digitallabor bis in zu Passbildern.
Was für Klaus Pfrang die Stärke des stationären Handels ist
"Wir versuchen dem Kunden das zu bieten, was er braucht", sagt Klaus Pfrang. Genau darin liege die Stärke des stationären Handels: sich auf die Bedürfnisse der Kunden einstellen. Dass dazu auch ein gewisser Trend zurück zur analogen Fotografie und hochwertigen Digitalkameras gehört, ist eher Nebensache, meint Pfrang und verweist an der Stelle auf Webers Geschäft in Würzburg. Dort biete man das Vollsortiment aller gängigen Marken an.
Die Zeiten haben sich geändert, auch für Anbieter wie Photo Porst. Seit 1973 gibt es das Geschäft in Schweinfurt, erst auf 80 Quadratmetern in der Keßlergasse, ab 1986 dann am Marktplatz. Klaus Pfrang war von Anfang an dabei; damals, als Super 8 das große Thema war, Filmen Leidenschaft und Hobby, ebenso wie die Fotografie.
Mauerfall 1989: Schweinfurt wird überrannt, Photo Porst muss wegen Überfüllung schließen
Mit dem Umzug in den großen Laden wurde aus dem Fotogeschäft ein Vollsortimenter für Unterhaltungselektronik – vom Radio über Computer bis zum Fernseher oder eben Fotoapparaten. Das Geschäft lief gut. Dann kam der Mauerfall 1989. Tausende DDR-Bürger strömten ins grenznahe Schweinfurt. Eine Zeit, die Pfrang unvergessen ist: "Wir mussten den Laden zeitweise schließen wegen Überfüllung."
Lastwagenweise habe man Nachlieferungen nach Schweinfurt geordert. Radios, Stereoanlagen, Videorecorder – alles ging weg wie warme Semmeln. 14 Angestellte hatte Photo Porst damals, "heute sind wir zu dritt", sagt Pfrang. 1990 war das noch unvorstellbar, bis Mitte des Jahrzehnts. Dann kam die digitale Revolution. "In vier, fünf Jahren hat sich alles verändert", erinnert sich Pfrang. Die analoge Fotografie war out, digital das neue Medium.
Nach der Insolvenz der Porst AG: Aus dem Geschäftsführer wird ein Selbstständiger
2002 dann der nächste Einschnitt: die Porst AG ging Pleite, wegen Missmanagement, sagt Klaus Pfrang, bis dahin noch Geschäftsführer. Die Aktiengesellschaft wurde zerschlagen, Pfrang machte sich selbstständig, führte den Laden weiter.
Der Wandel ging weiter. Große Elektronikmärkte kamen auf den Markt. 2009 eröffnete die Stadtgalerie in Schweinfurt. Das, sagt Pfrang, "haben wir gemerkt". Weniger Menschen in der Stadt, weniger Umsatz. Aus dem Elektronik-Vollsortimenter wurde wieder ein "reiner Fotoladen", mit Studio und Schulungsbetrieb. Der letzte Fotokurs lief 2023, da war ein weiterer Einschnitt gerade vorbei: die Corona-Pandemie.
Mit Corona wanderten viele Kunden ab – ins Internet
Dass sie auch den Handel hart traf, ist bekannt. Photo Porst war da keine Ausnahme. Und die Folgen sind es auch nicht. Vor Corona verkaufte man hier noch sehr viele Kameras und Zubehör, nach der Pandemie war das vorbei. Die Kundschaft hatte sich in der Phase, als Geschäfte geschlossen oder nur begrenzt geöffnet waren, umorientiert – ins Netz.
Pfrang ist Geschäftsmann, einer, der sich immer wieder auf Neues einstellt, dem sein Job Spaß macht. Wenn er im Juli sein Geschäft schließt und in den Ruhestand geht, ist Pfrang 66. Um seine beiden Mitarbeiterinnen Sonja Kogler und Ivonne Kogler muss er sich keine Sorgen machen. Eine hat bereits einen neuen Job, die andere arbeitet im neuen Geschäft weiter.
Was die Innenstadt von Schweinfurt wirklich brauchen würde
Und Schweinfurt? Was würde sich der Mann, der täglich von Escherndorf nach Schweinfurt gependelt ist und sein ganzes Arbeitsleben hier verbracht hat, für die Stadt wünschen? Mehr Fachgeschäfte, sagt er. Geschäfte, die auf die Bedürfnisse der Kunden eingehen; einen guten Branchenmix.
Mit der Eröffnung der Stadtgalerie habe sich die Innenstadt zurückentwickelt, meint Pfrang und sieht auch die Stadt gefordert, die sich um Neuansiedlungen bemühen müsse. Wenn Handyläden, Apotheken, Imbisse und Restaurants die Hauptrolle spielten, dann sei "das auf Dauer der Tod der Innenstadt".
Es gibt in unserem Land noch eigenständig, denkende Menschen in diesem "mainstream-G ewürge"
Viel schlimmer ist die Abhängigkeit in Sachen Medikamente...
Corona hat gezeigt das der Nachschub ganz schnell versiegen kann. Die Grundsubstanzen kommen alle von Asien. In den Krankenhäusern waren nicht nur das Personal knapp, sondern auch wichtige Medikamente.
Wenn also die EU wie die USA Importzölle erhebt....
Gibt's die wichtigen Medikamente nur noch auf Privatrezept weil keine Kasse die explodierenden Preise mehr zahlen kann....
Willkommen im Kapitalismus....
Den Mitarbeiterinnen Ivonne und Sonja alles gute und Herrn Pfrang einen schönen Ruhestand