Es ist wieder so weit: Nach sechs Jahren gibt es heuer wieder die Passion Christi auf der Sömmersdorfer Freilichtbühne. Schon seit Monaten wird fleißig hinter geschlossenen Türen in der Robert-Seemann-Halle geprobt. Am Ostersamstag gab es dann die erste Außenprobe, mit 350 Menschen auf der Bühne. Bis zur Premiere am 23. Juni will der Theaterverein nun regelmäßig live auf der Bühne proben.
Wie ein Damoklesschwert aber schweben über allen Aktivitäten des Passionsspielvereins zwei Klagen, die Anwohnerinnen und Anwohner des Passionsspielgeländes beim Verwaltungsgericht Würzburg wegen der Lärmbelastungen eingereicht haben. Die eine Klage richtet sich gegen das Landratsamt Schweinfurt. Die Behörde soll verpflichtet werden, baurechtlich gegen den Passionsspielverein einzuschreiten, weil das Ausmaß der Nutzung der Freilichtbühne nicht durch die im Jahr 2012 erteilte Baugenehmigung gedeckt ist.
Die zweite Klage geht gegen die Gemeinde Euerbach und betrifft den Genehmigungsbescheid für die Durchführung der Passion 2024. Unter anderem monieren die Kläger, dass die Gemeinde zusätzlich zu den 18 Spieltagen auch mehrere Generalproben mit erhöhten Lärmwerten und Catering im Anschluss an die Aufführungen bis nach Mitternacht genehmigt hat.
Weder über die eine, noch über die andere Klage hat das Verwaltungsgericht bislang entschieden. Auf Nachfrage dieser Redaktion heißt es: Das Verfahren gegen die "gemeindliche Erlaubnis zum Veranstalten von öffentlichen Vergnügungen", gemeint sind die Passionsspiele 2024, sei noch nicht entscheidungsreif. Die Beteiligten würden noch Schriftsätze austauschen.
Und beim anderen Verfahren, der Klage auf bauaufsichtliches Einschreiten, will das Gericht erst den vom Landratsamt Schweinfurt angekündigten Erlass einer neuen Baugenehmigung abwarten. Der Passionsspielverein hat nämlich aufgrund der Klage bei der Behörde ein neues Betriebs- und Nutzungskonzept für das Passionsspielgelände eingereicht. Wird das genehmigt, habe sich die Klage möglicherweise erledigt, so das VG.
Worum geht es bei dem neuen Nutzungskonzept?
Bisher waren lediglich 16 bzw. im Passionsjahr 18 "Seltene Ereignisse" auf der Freilichtbühne genehmigt. Als "Seltene Ereignisse" werden Veranstaltungen bezeichnet, bei denen mit einer besonderen Lautstärke oder mit einem Beschallungsende erst nach 22 Uhr gerechnet wird. Proben und sonstige Veranstaltungen wie Versammlungen oder Gottesdienste auf der Bühne waren bisher überhaupt nicht im Genehmigungsbescheid verankert. Mit dem neuen Betriebs- und Nutzungskonzept sollen solche Veranstaltungen nun rechtssicher gemacht und ein sogenannter Regelbetrieb genehmigt werden.
Welche Veranstaltungen fallen unter den Regelbetrieb?
Sämtliche Veranstaltungen, irrelevant welcher Art, die die Immissionsrichtwerte einhalten, sind dem Regelbetrieb zuzuordnen. Anders als bei der Baugenehmigung im Jahr 2012, als die Sportanlagenlärmschutzverordnung des Bundesimmissionsschutzgesetzes (BImSch) noch Grundlage war, wird jetzt zur Beurteilung aber die Freizeitlärmrichtlinie herangezogen.
Welchen Unterschied macht das?
Bei der Freizeitlärmrichtlinie sind zum Beispiel die Werte für die Ruhezeiten bei Freizeitanlagen an Sonn- und Feiertagen ganztägig einzuhalten, und es gibt weniger Tage im Jahr, an denen eine Überschreitung der Richtwerte in bestimmten Grenzen erlaubt ist. Insgesamt ergibt sich damit bei Freizeitanlagen eine strengere Beurteilung als bei Sportanlagen.
Gelten Proben künftig als seltene Ereignisse oder als Regelbetrieb?
Das hängt ganz davon ab, welche Lautstärke sie haben. Wenn Proben die durch die Freizeitlärmrichtlinie vorgegebenen Immissionsrichtwerte für den Regelbetrieb überschreiten, zählen diese zu den seltenen Veranstaltungen. Laut Landratsamt wird in der neuen Baugenehmigung deshalb auch keine konkrete Anzahl für Proben festgelegt. Es erfolge lediglich eine Beurteilung, wie viele seltene Veranstaltungen im Jahr insgesamt stattfinden dürfen. Es obliegt dann dem Bauherrn, wie er den Betrieb im Detail ausgestaltet. Sprich, wie viele der genehmigten seltenen Veranstaltungen er für Proben im Echtbetrieb opfert.
Wie viele Veranstaltungen dürfen im Regelbetrieb auf der Bühne stattfinden?
Für den Regelbetrieb gibt es keine zahlenmäßige Begrenzung. Theoretisch kann der Passionsspielverein die Bühne an 365 Tagen im Jahr bespielen, wenn die Immissionsrichtwerte beachtet werden.
Wer überwacht künftig die Einhaltung des Nutzungskonzeptes?
Grundsätzlich sei der jeweilige Bauherr für die Einhaltung der ihm aufgelegten Auflagen verantwortlich, sagt das Landratsamt. Wenn aber der Verdacht bestehe, dass Lärmschutzauflagen nicht eingehalten werden, könne die Behörde bei Vorlage entsprechender Nachweise tätig werden.
Können die Klagen die Durchführung der Passionsspiele 2024 noch gefährden?
Das Landratsamt Schweinfurt sagt: Solange keine neue Baugenehmigung erteilt und auch keine anderslautende Gerichtsentscheidung ergangen ist, sei die diesjährige Passion über den Genehmigungsbescheid der Gemeinde Euerbach geregelt. Da das Landratsamt noch nicht über das neue Nutzungskonzept entschieden hat und das Verwaltungsgericht auf die Entscheidung des Landratsamtes wartet, dürfte der Durchführung der Passion nichts im Wege stehen.
Wann und wie wird das Landratsamt Schweinfurt über das neue Nutzungskonzept entscheiden?
Mit einer Entscheidung sei frühestens im Laufe des Aprils zu rechnen, sagt das Landratsamt. Es könnten allerdings noch weitere gutachterliche Prüfungen notwendig werden, weshalb weder eine Frist noch ein abschließendes Ergebnis der Prüfung genannt werden.
Zuschuss gibt's nur, wenn sich der auch rechnet und rentiert - sprich: Auf der Bühne dauerhaft eine Nutzung stattfindet!
(Lass mich aber gerne korrigieren, wenn mir mein Gedächtnis da einen Streich spielt).
Im Werdenfels gabs vor gar nicht langer Zeit sogar mal einen Fall, da wollte eine Neubürgerin den Dorflehrer gerichtlich verpflichten lassen, den Dialekt in der Klasse ihres Söhnchens zu verbieten. Begründung: er wäre sonst ein Außenseiter - was er dann mitsamt ihr zunächst auch war. Nach zwei Jahen sprach der Knabe dann gottlob aber ganz gut den ortsüblichen Dialekt und war angekommen.