Der Streit um die Lärmbelastung durch die Freilichtbühne des Passionsspielvereins Euerbach hat eine neue Eskalationsstufe erreicht: Jetzt gehen betroffene Anwohner vor Gericht. Sie klagen gegen das Landratsamt Schweinfurt, das die Baugenehmigung für das 2018 errichtete Zeltmembrandach erteilt hat – ein mit hohen öffentlichen Fördergeldern verwirklichtes 3,4-Millionen-Euro-Projekt. Sollten sie mit ihrer Klage Erfolg haben, sieht der Vorstand des Passionsspielvereins kaum eine Chance mehr, dass es weitergeht. "Dann ist die Passion so gut wie nicht mehr möglich."
Mit diesem Paukenschlag eröffnete das dreiköpfige Vorstandsgremium die Mitgliederversammlung am Sonntagabend in der proppenvollen Robert-Seemann-Halle. Es war die erste seit der Wahl des neuen Führungstrios mit den Vorständen Norbert Mergenthal, Johannes Gessner und Dieter Mergenthal im November 2019. Corona hat die Vereinsaktivitäten in den vergangenen beiden Jahren ziemlich lahmgelegt.
Ruhe um die Freilichtbühne ist aber nicht eingekehrt. Hinter den Kulissen schwelt weiter der Konflikt mit Anwohnern, die wegen der Emissionsbelastung gegen eine Nutzung der Freilichtbühne außerhalb der Passionsspielzeit vorgehen. Das Leiden Christi wird nur alle fünf Jahre inszeniert. Seit 2003 gibt es in der Zeit dazwischen aber auch Eigenveranstaltungen und Konzerte oder Shows von Fremdanbietern. In diesem Jahr wird das Abenteuerstück "Robin Hood" aufgeführt.
Mobile Lärmschutzwand soll Emissionen mindern
Bei Amtsantritt war der Vorstand noch guter Dinge, einen Kompromiss mit den Anwohnern finden zu können. Es wurden Schallmessungen durchgeführt und ein Schallbegrenzer eingebaut. Der Passionsspielverein ließ ein Sachverständigengutachten erstellen und erklärte sich bereit, zusätzliche Maßnahmen zur Schalleindämmung zu ergreifen. Fachleute suchen noch nach der effektivsten Lösung. Für die Robin-Hood-Aufführung wurde eine mobile Lärmschutzwand angeschafft, die hinter dem Zeltdach aufgestellt wird.
Weil der Passionsspielverein sich weiterhin auf seine gültige Baugenehmigung berief, die auch Konzerte und Theateraufführungen inkludiert, ging die Auseinandersetzung aber weiter. Inzwischen mit rechtsanwaltlicher Begleitung auf beiden Seiten. Die Anwohner forderten das Landratsamt Schweinfurt auf, gegen den Passionsspielverein einzuschreiten. Das habe die Behörde abgelehnt, berichtete Vorsitzender Gessner der Mitgliederversammlung. Stattdessen sei dem Verein ein Maßnahmenkatalog auferlegt worden, wie die Lärmgrenzwerte einzuhalten sind.
Keine Musikshows mehr auf der Freilichtbühne
Die Auflagen sind in den Augen des Vorstands heftig: Musikshows wie das Abba-Musical sind überhaupt nicht mehr zulässig, weil durch das Mitsingen und Mitklatschen des Publikums die erlaubte Lautstärke überschritten würde. Für alle anderen Veranstaltungen gelten starke Beschränkungen zwischen 20 und 22 Uhr. Orchestermusik darf in dieser Zeit nur noch für eine halbe Stunde erklingen und Theater nur eineinhalb Stunden aufgeführt werden.
Auch für die Robert-Seemann-Halle gibt es Auflagen: So dürfen tagsüber nur zwei Fenster geöffnet werden, zwischen 20 und 22 Uhr ist nur noch Pausenlüften erlaubt, ab 22 Uhr müssen alle Fenster zu bleiben. Raucher müssen hinter die Halle, und nach 22 Uhr darf nur noch der Ausgang über den Parkplatz genutzt werden. Das Schlimmste habe man dabei noch abwenden können, so Gessner, nämlich dass jede Veranstaltung in der Halle als besonderes Ereignis gezählt wird. "Dagegen haben wir interveniert." Denn damit wäre faktisch das Sömmersdorfer Vereinsleben ausgelöscht worden. Die Halle wird von allen Vereinen im Dorf genutzt. Ob für Musikkonzerte, Sängertreffen, Faschings- oder Weihnachtsfeiern.
"Wir haben schwer gekämpft, aber die Kröte geschluckt", sagte Vorsitzender Gessner zu den Auflagen. In der Hoffnung, dass Friede einkehren möge. Stattdessen reichten die Anwohner im März nun eine Klage gegen das Landratsamt Schweinfurt beim Verwaltungsgerichtshof ein. Darin werde gefordert, das Gericht möge sicherstellen, dass die Anwohner keinen unzumutbaren Lärmbelästigungen ausgesetzt sind und, dass entsprechend gegen den Passionsspielverein einzuschreiten ist.
Die Mitglieder im Saal machten ihrer Empörung mit lauten Protestrufen Luft. Wie soll es weitergehen? "Wir hoffen, dass es für uns gut ausgeht", sagte Gessner. Sollte das Gericht aber die Forderungen der Anwohner durchsetzen, "ist auch die Passion kaum mehr möglich". Denn mit den 18 Aufführungen ist das erlaubte Potenzial an Veranstaltungen auf der Freilichtbühne im Passionsjahr ausgeschöpft, Proben könnten dort dann nur eingeschränkt erfolgen, ein Komplettdurchlauf wäre gar unmöglich. "Wir sind nicht angriffslustig, aber wir werden kämpfen", verkündete Vorsitzender Norbert Mergenthal unter dem Beifall der Mitglieder.
Mit der Zukunft der Freilichtbühne ist auch der Betrieb der angegliederten Robert-Seemann-Halle verbunden. Das Gebäude ist marode, und die Energiekosten sind enorm. "Hier muss dringend etwas passieren", sagte Gessner. Zur Finanzierung eines Neubaus sind die Einnahmen aus den Veranstaltungen auf der Freilichtbühne nötig.
Neubau bekommt eine Photovoltaikanlage
Auch wenn das millionenschwere Vorhaben frühestens nach den Passionsspielen 2024 in Angriff genommen werden kann, so musste jetzt schon ein Plan erstellt werden, um Fördermöglichkeiten ausloten zu können. Der Neubau soll bis ans Zeltdach heranreichen und in der Höhe darüber hinausragen, um den Schall abzufangen.
Aufs Flachdach kommt eine Photovoltaikanlage, um energetisch autark zu sein. Der Eingang mit Glasfront und großem Foyer ist vom Parkplatz aus an der Nordseite gedacht. Der Saal ist zweigeschossig angelegt, in ähnlicher Größe wie der bestehende. Im Erdgeschoss befinden sich Küche und Sanitäranlagen. Für den Sportverein ist die zweite Ebene vorgesehen, für die Tischtennisspieler die dritte Ebene, die noch Platz für andere Aktivitäten bietet.
Vor der Finanzierung des Projektes steht aber ein großes Fragezeichen. Zum einen weil die Baupreise in die Höhe geschnellt sind, zum anderen weil sich aktuell keine Fördertöpfe dafür auftun. "Das wird eine ganz harte Nuss", befürchtet Vorsitzender Norbert Mergenthal.
Alles Andere wird nur indirekt beschallt
zu freuen klagen Anwohner und wollen ihre Friedhofsruhe.
Ich denke, die bekommen sie früher oder später sowieso.
Gegen die zusätzlichen Veranstaltungen würde ich mich auch wehren
Die Passionsspiele sollten/dürften auf einer Freilichtbühne wie VORGESEHEN zur Aufführung ausreichen und nicht immer nachentschieden werden.
Sie werden feststellen: Das Spielgelände liegt nicht mitten in einem Wohngebiet, sondern am Rand, im Süden und Osten grenzt Wohnbebauung am - im Westen und Norden ist einfach nur freies Feld bzw. Wald!
Und dass man so eine Spielstätte nicht mitten in die freie Flur bauen kann, sollte ja wohl auch jedem einsichtig sein!
Und - mal ganz ehrlich: Wie viele Feste und Feiern haben wir in unseren Gemeinden innerorts - überall?
Da geht's inzwischen doch nur noch darum, seinen Willen durchzudrücken!
Flächenverbrauch
Zerstörung Landschaft
Etc anfängt!
Weil das Unsummen an Erschließung Kost:
Wasserleitung
Abwasser
Telekommunikation und EDV
Zufahrt
Usw