Seit 90 Jahren gibt es in Sömmersdorf die Passion. Alle fünf Jahre bringt das 700-Seelen-Dorf die Geschichte vom Leiden und Sterben des Jesus von Nazareth auf die Freilichtbühne. 2024 ist es wieder soweit. Am Sonntagabend wurden in der Robert-Seemann-Halle 400 Rollen für das Bühnenschauspiel vergeben. Eine große Inszenierung mit viel Spannung – und mit viel Emotion. Doch diesmal wird die Vorfreude auf das große Ereignis getrübt.
Anwohnerinnen und Anwohner am Festspielgelände wollen die Passionsspiele nicht mehr in dem Umfang wie 2018 hinnehmen. Sie haben beim Verwaltungsgericht Würzburg Klage gegen den Genehmigungsbescheid der Gemeinde Euerbach eingereicht. Als Bürgermeisterin Simone Seufert diese "neue Botschaft" am Sonntagabend in der bis auf den letzten Platz besetzten Halle verkündet, herrscht erst einmal beklemmende Stille. Seufert wiederholt es deshalb noch einmal: "Die Klage richtet sich gegen die Durchführung der Passion 2024."
Kompromiss abgelehnt
"Das stimmt nicht", sagt Klaus Markert, der Sprecher der Anwohnerinnen und Anwohner, im Gespräch mit dieser Redaktion. "Wir klagen nicht gegen die Passionsspiele, sondern dagegen, dass die Gemeinde mehr als 18 Veranstaltungen mit erhöhten Lärmwerten genehmigt." Denn neben den 18 Aufführungen gebe es ja noch die Generalproben, die in gleicher Lautstärke erfolgen. Auch die vielen anderen Proben fänden keine Berücksichtigung, moniert Markert. Beim letzten Mal seien es über 40 teils achtstündige Veranstaltungen gewesen. Aus seiner Sicht sind die Proben mit den Vorstellungen gleichzusetzen und unterliegen deshalb den Immissionsschutzrichtwerten. Das habe das Landratsamt 2019 bestätigt, sagt Markert.
Er verweist zudem auf das vom Landratsamt Schweinfurt 2015 genehmigte Nutzungskonzept für die Freilichtbühne, wonach im Passionsjahr sowieso nur 16 Vorstellungen erlaubt seien.
Die Kläger hatten im Vorfeld den Kompromiss angeboten, die Passionsspiele mit 18 Aufführungen und allen dazu notwendigen Proben zu akzeptieren, wenn in den Jahren dazwischen Ruhe auf der Bühne herrscht. Darauf war der Passionsspielverein aber nicht eingegangen. "Das ist für uns kein Kompromiss, wenn wir sonst gar nichts mehr machen dürfen", sagt Johannes Gessner, einer der drei Vorstände im Passionsspielverein.
Mediation wurde abgebrochen
Auch von den Behörden fühlen sich die Anwohnerinnen und Anwohner mit ihrem Wunsch nach mehr Ruhe nicht gehört. Bereits 2022 hatten sie Klage beim Verwaltungsgericht (VG) Würzburg wegen "unzumutbarer Lärmbelästigung" eingereicht. Diese richtete sich gegen das Landratsamt Schweinfurt, das den Betrieb der an ihrem Wohngebiet angrenzenden Spielstätte genehmigt hat. Das Verfahren wurde ausgesetzt, weil außergerichtlich nach einer einvernehmlichen Lösung gesucht werden sollte. Das gelang nicht. Vor einer Woche brachen die Kläger die Mediation deshalb ab.
Dass die Anwohnerinnen und Anwohner nun zusätzlich noch die Gemeinde verklagen, macht Bürgermeisterin Simone Seufert "schmerzlich" betroffen. Die Passion sei das Herzstück von Sömmersdorf. Die Gemeinde habe einen 21-seitigen Bescheid erlassen, in dem Vieles zum Schutz der Anwohner Berücksichtigung gefunden habe.
"Damit haben wir nicht gerechnet", zeigt sich auch Vorsitzender Gessner erschüttert. Fügt aber gleich hinzu: "Wir haben keine Angst vor dieser Klage, die Passionsspiele werden stattfinden." Denn aus Sicht des Passionsspielvereins ist der Genehmigungsbescheid der Gemeinde "wasserdicht". Einen Plan B gibt es deshalb nicht.
Was genau im Genehmigungsbescheid der Gemeinde steht, wird an diesem Abend nicht gesagt. Auf Nachfrage bleibt Bürgermeisterin Simone Seufert vage: "Die Gemeinde genehmigt die Durchführung von 18 Vorstellungen wie 2018." Und es würden Nebenbestimmungen zum Schutz der Anwohnerinnen und Anwohner gemacht. Als Beispiel nennt sie das Catering im Anschluss an die Aufführungen. Die Bewirtung der Gäste dürfe nur bis 0.30 Uhr erfolgen. "Und bis 1 Uhr muss das Gelände geräumt sein."
Aus Seuferts Sicht gibt es sehr viele Verbesserungen für die Anwohnerinnen und Anwohner. Die Rathauschefin zeigt sich deshalb kämpferisch: "Aufgeben ist keine Option." Die Gemeinde werde alles tun, "damit wir 2024 eine wunderbare Passion haben".
Nun fällt das auf die Füße, denn… wer schon mal vor Ort war, darf sich nicht wundern, dass da nicht jeder Anwohner kompromisslos mitgeht.
Gerade wenn die Wortführer / Befürworter nicht mittelbare oder unmittelbare Anlieger sind.
Ich wohne auch in der Nähe unserer Mehrzweckhalle, aber nachdem ein externer da Veranstaltungen abziehen wollte, ist die Nachbarschaft aufgest
Mittlerweile ist den Anwohnern ja scheinbar die Passion zu viel... In Sömmersdorf wird in der Regel niemand ausgegrenzt, gerade die Passion verbindet viele Bewohner und neu Zugezogene! Wer sich aber mit mehr als 2/3 des Dorfes anlegt und nicht kompromissbereit ist grenzt sich selbst aus, pech!
Geschr.v. Christoph Selzam
Im Übrigen würde ich erwarten, dass der Verein auf die Anwohner zugeht, denn der ist ja der Veranstalter. Am Ende wird es nur Verlierer geben, das sollte auch der Verein bedenken.
Weitere Regelungen wurden bisher von der Gemeinde nie erlassen. Das bedeutet, dass in der Mittagszeit keine besonderen Regelungen gültig sind.
Liebe Frau Seufert, machen sie ihren Job, verbinden statt trennen ist das Credo!
Ein Überdenken des maßgeblichen Anteils des hiesigen Landratsamtes an diesem Dilemma, unter der Führung Herrn Töppers, könnte zu einer dauerhaften Befriedung sicherlich beitragen.
Was es braucht, ist etwas mehr Demut und Verständnis für die Belange aller Beteiligten.
Offener Brief an die Euerbacher Bürgermeisterin Seufert,
Und wieder setzen sie sich, Frau Bürgermeisterin Seufert für den Mainstream ein, für die Mehrheit. Sie vergessen erneut, dass Verbinden besser ist als Spalten.
Ihre spaltenden Aussagen sind nicht nur die, die sie in Bezug auf die aktuelle Diskussion zum Thema Passionsspiele tätigen. Nein, auch Themen wie der Umgang mit Asylsuchenden oder die Umsetzung der Barrierefreiheit, werden von ihnen nicht angemessen behandelt. Wenn es sich hierbei aus ihrer Sicht, nur um Minderheiten handelt, so können auch diese von ihnen einen respektvollen Umgang erwarten. Mit Aussagen wie, »nicht rumlungern, kein Alkohol«, (Mainpost vom 25.10.23), schütten sie Öl ins Feuer, sie verstärken Ängste.
Aussagen, in denen sie ihre Verantwortung auf die ferne Regierung in Berlin schieben (ebenfalls Mainpost vom 25.10.23), verstärken die Ressentiments gegenüber den Flüchtenden.
Immer mehr!!
Immer größer!!!
Immer lauter!!!
Was hat das mit Tradition zu tun??
Sie sollten sachlich bleiben!
Aber das ist in der verfahrenen Situation nicht mehr möglich!
Das Frll der Kläger rund um Markert ist dick wie Stahl! Und was der Ort denkt und die Gesellschaft auch!
Es interessiert nur das Ego und sich selbst. Tolle Voraussetzungen!
Wenn alles so laut und schlimm ist, warum zieht man denn nicht weg?
Sind bestimmt günstig zu haben.