
Dass an der Friedrich-Fischer-Schule (FOS/BOS) in Schweinfurt dringend Baumaßnahmen nötig sind, um die aktuell 758 Schülerinnen und Schüler adäquat unterzubringen, ist seit Längerem bekannt. Auch die Kritik am Zustand des sogenannten Ofra-Baus ist in Schweinfurt kein Geheimnis. So war die Raumsituation in der Vergangenheit immer wieder vorherrschendes Thema der Zweckverbandsversammlung Fachoberschule-Berufsoberschule – zuletzt im Sommer dieses Jahres.
Damals hatten die Verbandsmitglieder mehrheitlich beschlossen, der Stadt Schweinfurt die Planung eines neuen Schulgebäudes auf dem Schulgelände der FOS/BOS zu empfehlen. Außerdem solle der Anbau der nahegelegenen Wilhelm-Sattler-Schule um ein Stockwerk erweitert werden, das dann sowohl von der Schule selbst als auch temporär von Schülerinnen und Schülern der FOS/BOS genutzt werden könnte.
Grund für das neue Raumkonzept war die Verzögerung des ursprünglich für das Schuljahr 2025/26 geplanten Bezugs der Körner-Grundschule. Wegen der steigenden Zahl an Schülerinnen und Schülern in Schweinfurter Grundschulen wird dieser nun voraussichtlich erst nach 2030 möglich sein. Welche Lösung für die Raumproblematik letztendlich auf den Weg gebracht werden soll, war Thema der jüngsten Verbandsversammlung.
Für den Neubau in der St.-Kilian-Straße müsste der Baumbestand weichen
Für einen Neubau auf dem Schulgelände der FOS/BOS seien mehrere Möglichkeiten geprüft worden, so Geschäftsleiter René Gutermann. Eine Möglichkeit wäre der Neubau des Ofra-Baus an selber Stelle in der Goethestraße. In diesem Fall stelle sich jedoch die Frage, wo die Schülerinnen und Schüler während der Abriss- und Bauphase untergebracht werden sollen, gab Gutermann zu bedenken.
Möglichkeit zwei wäre ein Neubau auf der bisher unbebauten Fläche entlang der St.-Kilian-Straße. "Das hätte den Vorteil, dass wir während der Bauphase den Ofra-Bau mit seinen 15 allgemeinen Unterrichtsräumen weiter nutzen könnten", so Gutermann.

Dennoch empfehle die Verwaltung Variante eins: den Abriss und Neubau des Ofra-Baus an Ort und Stelle. "Ganz einfach deshalb, weil wir damit eine städtebaulich äußerst unzufriedenstellende Lösung, einen Bau in der St.-Kilian-Straße, vermeiden könnten, die wir dann jahre-, jahrzehntelang, wenn nicht sogar für die Ewigkeit hätten", begründete Gutermann den Beschlussvorschlag. Ein Grund sei unter anderem, dass dem Neubau in der St.-Kilian-Straße Teile des Baumbestandes weichen müssten.
"Kleine" oder "große" Lösung für den Standort FOS/BOS?
Außerdem stand eine Entscheidung zwischen der sogenannten "kleinen Lösung" und der "großen Lösung" an. Die kleine Lösung beinhalte eine dauerhafte Weiternutzung der Räumlichkeiten am Schelmsrasen und damit einen entsprechend kleineren Neubau mit 15 allgemeinen Unterrichtsräumen am Standort FOS/BOS, so Gutermann. Die große Lösung hingegen sehe einen größeren Neubau mit 24 Unterrichtsräumen und damit die Aufgabe des Standorts Schelmsrasen vor.
An Investitionskosten seien nach Schätzungen des städtischen Stadtentwicklungs- und Hochbauamts, nach Abzug der zu erwartenden Förderung von 75 Prozent, von rund 8,6 Millionen Euro für die große und rund 5,4 Millionen Euro für die kleine Lösung zu erwarten. Bei der kleinen Lösung kämen jedoch weiterhin die Mietkosten für den Schelmsrasen von jährlich etwa 113.000 Euro sowie höhere Betriebskosten im Vergleich zu einem besser gedämmten Neubau hinzu, gab René Gutermann zu Bedenken.
Obwohl die große Lösung kostenintensiver sei, spreche sich die Verwaltung des Zweckverbandes für sie aus, so Gutermann: "Weil wir endlich eine vernünftige und dauerhafte Lösung für die FOS/BOS wollen und die Zeit der Außenstellen wie Üchtelhausen, Dittelbrunn, Schelmsrasen endlich vorbei sein soll." Der Beschlussvorschlag für die große Lösung mit Ersatzneubau an Stelle des bisherigen Ofra-Baus wurde von den Verbandsmitgliedern einstimmig angenommen.
Berufsschule II als Ausweichmöglichkeit während Bauphase
Untergebracht werden sollen die Schülerinnen und Schüler zwischenzeitlich in der Ludwig-Erhard-Berufsschule (BS II), da für Container auf dem Schulhof kein Platz sei. Hier seien auch ausreichend Kapazitäten für zwei Unterrichtsräume für die Wilhelm-Sattler-Schule, wodurch eine etwa 3,3 Millionen teure Aufstockung dieser vermieden werden könnte, so Gutermann.
Vorgesehen sei nun im kommenden Jahr mit der Raumbedarfsermittlung zu beginnen, 2025 in die konkrete Planung einzusteigen und im zweiten Halbjahr 2026 mit dem Abbruch des Ofra-Baus zu beginnen. Der Neubau soll Ende 2028 bezugsfertig sein. Verbandsmitglied Michael Geck äußerte Bedenken, dass eventuell erneut nicht zeitnah in die Planungsphase eingestiegen werde. "Wir sind schon im Sommer davon ausgegangen, dass es unverzüglich losgeht", so Geck.
Ein früherer Baubeginn sei laut Gutermann jedoch nicht möglich. "Dieser Zeitrahmen ist abgestimmt mit unseren Bauleuten, der ist nicht zu beschleunigen. Außerdem bedarf es des Personals im Stadtplanungsamt, das steht vorher gar nicht zur Verfügung", so Gutermann. Zudem wolle man die Stadt im Jahr 2024, für das die Planungskosten bereits ausgereizt seien, nicht über die Maßen finanziell belasten.