
Im Umkreis von Gerolzhofen gibt es fünf Vorrang- oder Vorbehaltsgebiete für Windenergieanlagen (WEA). Diese Windkraftgebiete (WK) hat der Regionale Planungsverband vor zehn Jahren im Regionalplan Main-Rhön festgelegt, der aktuell überarbeitet bzw. ergänzt wird.
Ein Überblick soll zeigen, wie weit für diese WK etwaige Windkraft-Vorhaben bereits gediehen sind. Wo dürften sich – nach heutigen Kenntnisstand – in Sichtweite von Gerolzhofen in wenigen Jahren Windräder drehen?
1. WK 19 (Westlich Dampfach)
Das Vorranggebiet zwischen Pusselsheim, Obereuerheim und Horhausen berührt die Gemarkung von drei Gemeinden: Donnersdorf, Grettstadt und Theres (Lkr. Haßberge). Anfang vergangenen Jahres hatte es in den Anrainer-Orten, vor allem in Pusselsheim, einige Aufregung gegeben, weil Windkraft-Investoren angeblich bereits versucht hätten, sich Grundstücke zu sichern. Zudem kann ein geplantes Baugebiet in Pusselsheim wegen einzuhaltender Abstände zum WK 19 nicht wie von der Gemeinde Donnersdorf vorgesehen entstehen.
Nichts Genaues weiß man nicht – auf diesen etwas saloppen Nenner lässt sich der Kenntnisstand der Bürgermeister der drei betroffenen Gemeinden bringen. Klaus Schenk (Donnersdorf) sagt: Es sei einiges "im Fluss", er könne aber nichts Konkretes mitteilen. Matthias Schneider (Theres) bestätigt dies und ergänzt, man sei mit der ÜZ Mainfranken "im Austausch" über ein mögliches Windkraft-Projekt. Dem Landratsamt Schweinfurt liegen keine Genehmigungsanträge oder Kenntnisse zu entsprechenden Vorplanungen vor, heißt es dort.
Die Gemeinden arbeiteten laut der Bürgermeister weiter gemeinsam an einem Flächenpooling, das alle Grundbesitzer unter ein Dach bringen soll. So könnten die Gemeinden und Grundbesitzer gegenüber Investoren geschlossen agieren. Man wolle gewappnet sein, meint Bürgermeister Jens Machnow (Grettstadt) – was in seinem Fall leichter möglich ist, als in den beiden anderen Gemeinden. Denn die Gemeinde Grettstadt besitzt bei Obereuerheim einen großen Teil der Flächen im WK 19. Bei Pusselsheim und Horhausen ist der Anteil von Privatgrundbesitzern deutlich größer. Dort könnten sich Investoren also leichter Grundstücke mit Einzelverträgen sichern, falls sie sich mit den Besitzern bei den Pachtgebühren einig werden, wie im WK 20 und 61 geschehen.

2. WK 20 (Westlich Traustadt)
Das Wiesbadener Unternehmen ABO Energy plant, im kleinen Vorranggebiet westlich von Traustadt in einem "Windpark Vögnitz" drei WEA zu errichten. Diese Pläne hat das Unternehmen, das auch im WK 61 (siehe unten) aktiv ist, im Mai 2023 dem Sulzheimer Gemeinderat vorgestellt. Zwischenzeitlich haben sich die Pläne fortentwickelt. Eine Unternehmenssprecherin bestätigt auf Nachfrage dieser Redaktion, dass ABO Energy im Juni dieses Jahres einen Genehmigungsantrag beim Landratsamt Schweinfurt eingereicht hat. Derzeit würden in Rücksprache mit der Behörde weitere Unterlagen erstellt. Die Kreisbehörde bestätigt dies. Bis wann über den Genehmigungsantrag entschieden wird, ließe sich derzeit nicht sagen.
Die für den Bau der WEA benötigten "wesentlichen Grundstücke haben wir gesichert", teilt das Unternehmen weiter mit. Es rechnet damit, dass die geplanten WEA, drei Windräder, mit einer Gesamthöhe von je 267 Metern (Nabenhöhe: 179 Meter; Rotordurchmesser: 175 Meter), frühestens im Jahr 2027 in Betrieb gehen könnten. Die drei 6,8-Megawatt-Anlagen sollen laut Prognose des Unternehmens jährlich 42 Millionen Kilowattstunden Strom produzieren, was einem Durchschnittsverbrauch von circa 25.000 Menschen entspräche.
Die Gemeinde Sulzheim sei an der Planung nicht beteiligt, sagt Bürgermeister Jürgen Schwab. ABO Energy zufolge soll der Gemeinde jedoch eine Website (www.windpark-voegnitz.de) zur Prüfung vorgelegt werden, mit der das Unternehmen die Öffentlichkeit in Kürze über sein Vorhaben informieren möchte. Zusätzlich soll es im ersten Halbjahr 2025 eine Infomesse für Bürger geben. "Dann ist unser Antrag voraussichtlich vollständig, und wir können die Öffentlichkeit umfassend informieren", teilt ABO Energy mit.

3. WK 21 (Südlich Brünnstadt)
Das vergleichsweise kleine Vorranggebiet zwischen Frankenwinheim, Brünnstadt und Zeilitzheim ist das einzige im Raum Gerolzhofen, in dem bereits WEA stehen. Die drei Anlagen mit einer Nabenhöhe von 143 Meter drehen sich dort seit gut zehn Jahren. Mit einer elektrischen Nennleistung von je 3,2 Megawatt können die WEA rechnerisch 7170 Durchschnittshaushalte mit Strom versorgen.
4. WK 60 (Westlich Donnersdorf)
Vom Donnersdorfer Bürgermeister Klaus Schenk ist zu dem zwischen Kleinrheinfeld und Donnersdorf gelegenen Vorbehaltsgebiet nur zu erfahren, dass dort – wie auch im WK 19 – "einiges im Fluss" sei. Konkretere Informationen zu möglichen Investoren-Plänen sind von ihm auf Nachfrage nicht zu erfahren. Dem Landratsamt Schweinfurt liegen für dort keine Genehmigungsanträge oder anderweitige Informationen hinsichtlich möglicher Windkraftvorhaben vor, heißt es dort auf Nachfrage.
Eines steht zumindest fest: ABO Energy, das im Raum Gerolzhofen in drei von fünf Windkraftgebieten aktiv ist, plant eigenen Angaben nach weder im WK 60 noch im WK 19 den Bau von WEA.
5. WK 61 (Am Krainberg)
Gegen die im Frühjahr 2024 öffentlich gewordenen Pläne von ABO Energy, im WK 61 zwischen Lülsfeld, Frankenwinheim und Gerolzhofen vier WEA (Gesamthöhe: je 267 Meter) zu errichten, regt sich Widerstand unter Anwohnern aus den Baugebieten am Nützelbach in Gerolzhofen. Diese haben angekündigt, das Vorhaben juristisch prüfen zu lassen – mit dem Ziel, das Vorhaben zu stoppen.
Die Aussichten auf einen Erfolg sind ungewiss. Denn der Investor ist sich eigenen Angaben nach mit den Besitzerinnen und Besitzern der entscheidenden Grundstücke vertragseinig. Recherchen dieser Redaktion ergaben, dass das Unternehmen für geplante 30 Jahre Laufzeit der WEA ein Mindestnutzungsentgelt von insgesamt mindestens 18,2 Millionen Euro einkalkuliert. Alle geltenden Vorgaben für das Errichten der WEA würden eingehalten, insbesondere auch die vorgeschriebenen Abstände zu Wohngebieten. Diese betragen, wie jüngst bekannt wurde, zum geplanten Baugebiet "Am Nützelbach III" in Gerolzhofen nur 700 Meter.

Den erwarteten Stromertrag aus dem Windpark "Geiersberg" beziffert ABO Energy mit jährlich rund 59 Millionen Kilowattstunden, was rechnerisch ausreichen würde, 35.000 Menschen zu versorgen. Den Genehmigungsantrag möchte der Investor voraussichtlich im ersten Halbjahr 2025 einreichen. Bau und Inbetriebnahme der vier WEA sind für das Jahr 2028 geplant.