"Wir sind ein Unternehmen, das Größe hat": Um Vertrauen in das Konzept für einen "Windpark Vögnitz" bat Kristof Frank im Gemeinderat, als Abteilungsleiter des Wiesbadener Projektentwicklers "ABO Wind". Im Vorbehaltgebiet WK20, nördlich von Vögnitz, sind aktuell drei Windräder in Planung. "ABO Wind" verweist auf mehr als 1000 Mitarbeiter und 33 Anlagen in Bayern, die unter anderem in Schwanfeld und Brünnstadt rotieren.
Die alte 10H-Regelung greift bei Vorranggebieten nicht mehr, nun sind lediglich 800 Meter Abstand zur Wohnbebauung sowie 500 Meter Distanz zu Aussiedlerhöfen Pflicht. Vor einigen Jahren gab es schon einmal einen Anlauf, Frank stellte zusammen mit Projektleiterin Carolin Mahlo das aktuelle Projekt vor. Bis Jahresende sollen Daten bezüglich weiterer Potenzialflächen vorliegen, nördlich von Mönchstockheim.
Regionalplanung entscheidet mit Blick auf Vogelschutz
Denkbar sind noch drei bis sechs weitere Anlagen, sagt Frank, wenn, dann vermutlich östlich der Staatsstraße. Die Regionalplanung wird entscheiden, mit Blick auf den Vogelschutz. Bei den Vögnitzer Rädern ist eine Gesamthöhe von 260 Metern geplant, bei einer derzeit ermittelten Windgeschwindigkeit von 5,5 Metern pro Sekunde. Jede Anlage soll 14,5 Millionen Kilowattstunden jährlich erzeugen, als "Rohertrag". Bis zum Umspannwerk Brünnstadt sind es etwas über acht Kilometer, die Anbindung wird von "ABO Wind" gegenüber dem teuren Eigenbau einer Anlage bevorzugt.
Die Umweltprüfung wurde erleichtert, stellen die Planer fest, aufwendig blieben die Genehmigungsverfahren. Die Räder würden nachts nur noch blinken, wenn sich wirklich ein Flugzeug nähere.
Auch die Bürgerinnen und Bürger sollen durch Pacht und fest verzinste Beteiligungen einen Anteil vom Kuchen erhalten. 90 Prozent der Gewerbesteuer gehen an die Standortkommune, die wird allerdings erst in mehreren Jahren fällig. Dazu kommen Kommunalabgaben an die Nachbargemeinden.
Vor Genehmigung Infoveranstaltung geplant
Vor der Genehmigung, mit der Mitte 2025 gerechnet wird, soll es eine Infoveranstaltung und eine Homepage geben. Mit der Inbetriebnahme rechnet Frank "in Richtung 2027." Das Geschäftsmodell von "ABO Wind" beruht darauf, Anlagen nach dem Bau einem Betreiber zur Verfügung zu stellen. Man habe dabei Interesse an langfristiger Bindung, sagte der Firmenvertreter.
Vor saudischen Ölscheichs brauche sich die Gemeinde nicht zu fürchten, heißt es auf Nachfrage von Dieter Römmert. Es gehe darum, Gelder für den Anlagenbau zur Verfügung zu haben, sagt Frank: "Wir wollen die Energiewende vorantreiben."
Am Ratstisch gab es auch Bedenken, mit Blick auf einen nahen Aussiedlerhof und die eher mäßige Windgeschwindigkeit. Bei Schall und Schattenwurf halte man sich an die Grenzwerte, betonen die Planer. Man plane sicher nichts, was nicht wirtschaftlich wäre. Möglich sei auch der Einstieg einer örtlichen Bürgerenergiegenossenschaft.
Albrecht Dazer stellte eine Kooperation mit der Alitzheimer Bürgersolaranlage in den Raum. Bürgermeister Jürgen Schwab erinnerte daran, dass Bayern Flächenziele in der Region vorgegeben habe, die bis 2027 umgesetzt werden sollen: "Wenn die Flächen nicht erreicht werden, wird bestimmt, wo es hinkommt." Am besten sei es, wenn die Gemeinde das Projekt begleite.
Fest steht auch, dass die Auflagen gelockert worden sind. Ein Denkmal in der Wertigkeit der Bischwinder Kapelle ist laut Projektanten noch kein Ausschlusskriterium. Ein Teil der Windkraft könnte künftig auch zur Herstellung von "grünem" Wasserstoff genutzt werden. "ABO Wind" hat hier ein Modellprojekt in Hessen am Start.