zurück
Donnersdorf
Widerstand gegen Windkraft: Wegfall der 10H-Regelung sorgt für Turbulenzen im Dreiländereck
Neben altbekannter Kritik geht es nun auch um planerische Einschränkungen. Eine Infoveranstaltung in Donnersdorf drehte sich um das Windvorranggebiet WK 19.
Reges Bürgerinteresse: Eine Informationsveranstaltung sollte über die Chancen und Risiken eines Windparks im Vorranggebiet 'WK19' aufklären.
Foto: Uwe Eichler | Reges Bürgerinteresse: Eine Informationsveranstaltung sollte über die Chancen und Risiken eines Windparks im Vorranggebiet "WK19" aufklären.
Uwe Eichler
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:23 Uhr

Windräder rotieren noch keine im Vorranggebiet WK 19 am "Dreiländereck" Donnersdorf-Grettstadt-Theres. Für Wirbel war dennoch gesorgt bei einer Infoveranstaltung in der Donnersdorfer Sporthalle. Eingeladen hatten die betroffenen Gemeinden. Dirk Vetter von der Freiburger Beratungsfirma endura kommunal referierte und moderierte.

Laut Veranstaltern gibt es noch keine konkreten Pläne, am möglichen Windpark zwischen Obereuerheim, Pusselsheim und Dampfach. Man spreche auch nicht für einen Projektanten. Es sollte eine Vorabinformation über "Chancen und Risiken" werden, nachdem im November die bayerische 10H-Regelung stark gelockert worden ist. Statt der zehnfachen Windradhöhe als Abstand zur Wohnbebauung gilt eine komplizierte Neuregelung, in der Regel tausend Meter Mindestabstand. In bereits vorhandenen Vorranggebieten sollen ab Juni 800 Meter Distanz zulässig sein. Endura kommunal berät die Kommunen beim "Flächenpooling", der Suche nach sozial- wie anwohnerverträglichen Standorten.

Widerstand gegen Windkraft: Wegfall der 10H-Regelung sorgt für Turbulenzen im Dreiländereck

Das Bürgerinteresse war groß. Die 300 Stühle werden alle benötigt, wie Bürgermeister Klaus Schenk zur Begrüßung feststellte. Bei Donnersdorf sei das Gebiet "WK 19" fehl am Platz, wiederholte der Rathauschef seine Position: "Ich weiß, dass wir die Energiewende brauchen. Aber muss alles in Franken passieren?"

Grettstadts Bürgermeister Jens Machnow kündigte an, einen Windpark nicht "proaktiv" vorantreiben zu wollen. Auch er befürchtet Einschränkungen in der Gemeindeentwicklung. Wenn, dann müsse die Wertschöpfung bürgerfreundlich vor Ort bleiben.

"Die Bürgermeister laufen immer barfuß der Politik und der Blasmusik hinterher", so formulierte es Matthias Schneider. Der Amtskollege aus Theres sprach sich ebenfalls gegen ortsfremde Investoren aus: "Heuschrecken brauchen wir nicht."

Von 1164 bayerischen Windrädern stehen 840 in Franken

Der Abend begann mit Kurzvorträgen. Stefanie Mattern referierte seitens des regionalen Planungsverbands Main-Rhön über die Ausschluss-Kriterien, mit der seit 2010 Windkraftflächen im Gebiet Main-Rhön festgelegt werden. Dort sind bereits 1,7 Prozent der Flächen für Windräder ausgewiesen. In ganz Bayern sollen es 1,8 Prozent werden. Matthias Hohmann (Landratsamt Haßberge) berichtete von "anspruchsvollen" Genehmigungsverfahren vor dem Hintergrund demokratischer Entscheidungen und dem Klimaschutzziel, zwei Grad Erderwärmung zu verhindern.

Bayerns 10H-Regelung ist gekippt: Dirk Vetter von der Beratungsfirma endura kommunal (links) und die Bürgermeister der Anrainer-Gemeinden, Matthias Schneider, Klaus Schenk und Jens Machnow, hatten zum Infoabend eingeladen.
Foto: Uwe Eichler | Bayerns 10H-Regelung ist gekippt: Dirk Vetter von der Beratungsfirma endura kommunal (links) und die Bürgermeister der Anrainer-Gemeinden, Matthias Schneider, Klaus Schenk und Jens Machnow, hatten zum Infoabend ...

Wolfgang Roth vertrat die Gruppe für bürgerfreundliche Windkraft Pusselsheim/Obereuerheim. Man sei nicht gegen Windkraft, sondern gegen Standorte in Verdichtungs- und Wachstumsräumen wie dem Maintal, so Roth. Von 1164 bayerischen Windrädern stünden 840 in Franken, davon 45 im Raum Schweinfurt. Seinem Heimatort Obereuerheim drohe Umzingelung durch Windkraft, A70, Funkmast. Lärm von bis zu 45 Dezibel, Infraschall, Schattenwurf und die jahrzehntelange Verhinderung weiterer Wohnflächen sprächen gegen den Bau. Inklusive Rotorblätter drohten fast 250 Meter hohe Anlagen, die den Zabelstein optisch überragen würden, sagte er.

Mitstreiter Helmut Rösner verwies auf die gestoppten Planungen für ein Pusselsheimer Siedlungsgebiet. Privatleute würden selbst in Bestandsgebieten in Bauvorhaben beeinträchtigt. Es werde nicht bei WK19 bleiben und Erweiterungen geben, zu Lasten anderer Dörfer. Man wolle junge Familien in der Heimat halten, sagte Rösner. Gutachter Christian Eulitz sah das Problem Infraschall als vernachlässigbar an, Lärm gelte ab 60 Dezibel als gesundheitsschädlich. Benjamin Geßlein (ÜZ Mainfranken) skizzierte Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung bei den Gewinnen.

Mehr Mitsprache gefordert

In der Fragerunde ging es um altbekannte Windrad-Streitthemen: nächtliches Blinken, Schattenwurf, Speichertechnik, Stromüberschüsse. Die Kritiker sahen eine Ungleichbehandlung gegenüber dem windradarmen Süden und forderten mehr Mitsprache. Ein Pusselsheimer monierte, dass er durch den 10H-Wegfall in eigenen Bauplänen eingeschränkt werde. Fundamentalkritik kam von AfD-Kreis- und Bezirksrat Alfred Schmitt. Die relativ geringe Energiedichte "gigantischer" Windräder stehe in keinem Verhältnis zum Materialaufwand. Das Kleinklima werde durch Luftverwirbelungen negativ beeinflusst, sagte Parteikollege Bernd Schuhmann. Schmitt wiederum äußerte "Verwunderung", dass Sprecher von Bürgerbewegungen grundsätzlich mit Windkraftnutzung einverstanden seien.

Es gab auch positive Stimmen, die einen energischeren Beitrag zur Energiewende forderten, inklusive Dach-PV. "Ich verstehe nicht, wo die Informationen herkommen", widersprach ein Befürworter den Windradkritikern, als Mitarbeiter der umsatzstarken Schweinfurter Wälzlager-Industrie. Blinkende Räder würden nicht mehr neu gebaut, die möglichen 30 Minuten Schattenwurf täglich seien ein theoretischer Maximalwert.

Gerhard Eck sah als CSU-Landtagsabgeordneter vor allem die planerischen Einschränkungen in einer 800-Meter-Zone als Problem. Die Frage der Anrainer sei: "Kann ich hineinplanen?" Es gehe darum, Verhinderungsplanungen auszuschließen, sagte Stefanie Mattern für den Planungsverband. Der eine oder andere Fragesteller fühlte sich am Ende kurz abgehandelt. Bei einer Informationsveranstaltung dürfe es kein Abwürgen von Fragen geben, forderte Eck. Gelegentlich kochten ein paar Emotionen hoch, der Grundton blieb allerdings sachlich. Zuletzt folgten lebhafte Einzeldiskussionen, im Saal und an mehreren Thementischen.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Donnersdorf
Schweinfurt
Grettstadt
Theres
Uwe Eichler
Bauprojekte
Franken (Bayern)
Gerhard Eck
Klaus Schenk
Kritiker
Matthias Schneider
Schweinfurt Umwelt
Windparks
Windräder
Wolfgang Roth
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • M. S.
    Es ist ganz einfach. Steckt den Betreibern der WKA nicht soviel Geld in den Rachen.
    Verteilt es lieber an die Anwohner der WKAs.
    Wer z.B. 5 km im Umkreis eines WKA wohnt muss keinen Strom bezahlen das zählt natürlich nur für Privathaushalte.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • D. E.
    Immer mehr Windparks bieten eine Bürgerbeteiligung ("Bürgerwind") an. Ist freiwillig und wird reichlich von der regionalen Bevölkerung genutzt.
    Mit dem EEG 2021 können betroffene Gemeinden vom Anbieter eine Abgabe on 0,2 ct/kWh (etwa 1,5 Millionen Euro pro Jahr für eine WKA) verlangen. Was die Gemeinden mit dem Geld machen liegt in deren Verantwortung.

    https://www.pv-magazine.de/2022/11/17/rwe-zahlt-kommunen-ab-2023-fuer-seine-neuen-und-bestehenden-solarparks-02-cent-pro-kilowattstunde/
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • D. P.
    Hat in der Zwischenzeit wer die 800 Windräder gefunden, die Söder versprochen hat?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • D. E.
    Söder ist noch mit den 10.000 versprochenen Wohnungen der BayernHeim beschäftigt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • D. E.
    Der Kommentar wurde doppelt abgegeben.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • H. E.
    Wo sind denn die Grünen? Warum spricht sich keiner dafür aus? Die Möglichkeit WK's zu bauen ist doch da?
    Wo ist Rottmann? Wo ist Knoblach? Usw? Wo sind die ganzen ungelernten Kräfte?

    Theoretisch bleiben und mal schön Nebelkerzen werfen und die Schuld bei anderen suchen!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • D. P.
    Apropos Nebelkerzen: Die bayrische Landesregierung hat mittlerweile eingeräumt, dass 10H (eingeführt unter Seehofer) maßgeblich dafür gesorgt hat, dass der Ausbau zum Erliegen gekommen ist. Bewegung kam erst nach Druck durch das Wirtschaftsministerium (Habeck) in die Sache. Söder hat 800 Windräder versprochen. 2022 wurden davon 14 Stück gebaut. Wer der Mund so voll nimmt, muss auch liefern.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • H. E.
    Mich würde die Haltung der Grünen, allen voran der so hochgelobten Abgeordneten interessieren. Geben Die diese Stimmung an die Führung nach Berlin brav weiter, damit Dir das Bayernbashing weitergehen kann?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Die Partei für Franken bemängelt seit Jahren den Umstand, dass der überwiegende Teil der landschaftsdominierenden Windräder in Franken aufgestellt wird. Dabei hat selbst ein modernes Windrad auf die Landschaft des Voralpenlandes weniger negativen Einfluss, als auf etwa die unterfränkischen Rahmenhöhen von Rhön und Steigerwald. 250 m sind vor dem Hintergrund einer Reliefhöhe von 200 m (Steigerwald) oder 500 m (Rhön) ganz was anderes als im Alpenvorland mit 1500 m. Da geht es auch um den Wiedererkennungswert der Heimat. Aber was juckt den Baiern schon die Region nördlich der Donau. Und die Franken sind seit jeher zu obrigkeitshörig, um für das eigene Wohl und regionale Gerechtigkeit aufzumucken. Im Übrigen verhindern Windräder nicht automatisch den CO2-Ausstoß im notwendigen Maß - das funktioniert nur über dringend erforderliche Einschränkungen, etwa durch ein Tempolimit oder eine längst überfällige Besteuerung von Kerosin.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • D. E.
    Sie haben Recht, Erneuerbare Energien und auch Sparen reduzieren den CO2-Ausstoß

    "Im Jahr 2021 vermieden erneuerbare Energien 217 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente. Seit dem Jahr 2000 ist dieser Wert fast um das Fünffache gestiegen"
    https://www.umweltbundesamt.de/daten/energie/erneuerbare-energien-vermiedene-treibhausgase
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • H. H.
    Ich finde es immer "witzig"

    wenn die Leute bedenkenlos für jeden Schnickschnack vom SUV über den Wäschetrockner bis zum XXL-Fernseher jede Menge Geld ausgeben, aber sich selber einen Stromspeicher mit sagen wir 10 kWh installieren lassen ist teurer Nonsens, da meckern wir lieber über die fehlenden Speicher... hm, aber ein Auto ohne Kraftstofftank will sich doch auch niemand zulegen, nachdem ja nicht überall zu jeder Zeit Kraftstoff in der benötigten Qualität vom Himmel regnet, oder?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Wir zahlen bereits viel Geld für den Netzausbau, haben dabei sehr teuren Strom und dann soll ich noch für 7000 Euro einen Speicher kaufen, den ich vermutlich auch nur im Sommer vollbekomme mit der eigenen PV-Anlage? Warum werden die Windkraftbetriebe nicht verpflichtet zu jedem Windrad einen Speicher mit 500kw zu bauen?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • D. P.
    Welchen Netzausbau?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • D. E.
    Werden Sie nicht ungeduldig
    https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1078876/umfrage/anzahl-installierter-solarstromspeichern-in-deutschland/

    2022 ist die Anzahl der Haushalte mit Stromspeicher auf etwa 700.000 gestiegen. Das ist eine Zunahme von etwa 70% gegenüber 2021.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • D. E.
    " aber ein Auto ohne Kraftstofftank will sich doch auch niemand zulegen, nachdem ja nicht überall zu jeder Zeit Kraftstoff in der benötigten Qualität vom Himmel regnet,"

    Kraftstoff ist noch nie vom Himmel geregnet und bezüglich Verfügbarkeit von Benzin/Diesel hat es in Deutschland noch nie Probleme gegeben.
    Der Grund für einen Kraftstofftank ist die Mobilität des Autos. Wenn das Problem mit dem langen Zapfschlauch während der Fahrt gelöst ist, wird die Autoindustrie auf die zusätzlichen Kosten und Platzbedarf für einen Kraftstofftank verzichten.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • M. E.
    @mainpostl: Doch, es regnete schon Kraftstoff vom Himmel! Vor nicht allzu langer Zeit über GEO und Steigerwald, abgelassen aus einem Flugzeug. Tonnenweise Kerosin, zumindest keine Steuerverschwendung!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • D. E.
    Hab ich nicht gewusst, das schon erste Tankversuche für Autos während der Fahrt laufen. Gibt es schon Ergebnisse wie das funktioniert hat? Effektivität?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • P. S.
    Es ist katastrophal, wenn in einer sowieso schon trockenen Gegend massenhaft Windräder aufgestellt werden und damit die Gefahr besteht, dass die Trockenheit potenziert wird. Es gibt ernstzunehmende Hinweise darauf, dass es dort wo Windräder stehen trockener wird, weil die Luftströme verändert werden. Aber das interessiert ja die Weltretter nicht, die wollen die Welt retten und nicht das kleine Unterfranken. Vielleicht wollen sie auch nur ihren Geldbeutel dicker machen? z.B.: https://www.agrarheute.com/management/agribusiness/studie-windraeder-beeinflussen-mikroklima-558040
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • D. P.
    Doch, das interessiert uns und wurde bereits hinlänglich durchgekaut:

    https://www.spektrum.de/news/energiewende-beeinflussen-wind-und-solarparks-das-klima/1993738
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • D. E.
    Gehört zu den Windkraft-Mythen

    https://energiewende.eu/windkraft-mikroklima/
    "Die Autoren gehen selbst davon aus, dass der lokale Erwärmungseffekt von den langfristigen positiven Effekten der CO2-Reduktion überkompensiert wird "

    PS: Wollen Sie womöglich der Landwirtschaft auch noch die Frostschutzberegnung verbieten?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten