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Oberndorf
Oberndorfs Dauerbaustelle: Während Anwohner sich arrangieren, klagen Geschäftsleute über die Behinderungen
Seit Mai 2024 ist die Oberndorfer Hauptstraße für den Durchgangsverkehr gesperrt. Die Fahrbahn wird erneuert. Das dauert länger als geplant. Eine Halbzeitbilanz.
Die Erneuerung der Oberndorfer Hauptstraße dauert länger als geplant. Die Stadt hat den Termin der Fertigstellung um ein halbes Jahr auf Juli 2025 verschoben.
Foto: Marcel Dinkel | Die Erneuerung der Oberndorfer Hauptstraße dauert länger als geplant. Die Stadt hat den Termin der Fertigstellung um ein halbes Jahr auf Juli 2025 verschoben.
Irene Spiegel
 |  aktualisiert: 14.03.2025 02:39 Uhr

Anfänglich war die Verärgerung groß, inzwischen scheinen sich die Oberndorfer mit ihrer Dauerbaustelle arrangiert zu haben: Schon fast ein Jahr lang ist die Hauptstraße in dem Schweinfurter Stadtteil für den Durchgangsverkehr gesperrt. Fahrbahn und Gehwege des 650 Meter langen Straßenabschnitts zwischen Oberndorfer Weiher und Werkstraße werden erneuert. Eigentlich sollte die Baumaßnahme bis Ende 2024 abgeschlossen sein. Inzwischen wurde der Fertigstellungstermin auf Juli 2025 verschoben.  

"Momentan ist es ziemlich ruhig", sagt Ortssprecherin und SPD-Stadträtin Marianne Prowald, die Aufregung habe sich gelegt. Aktuell seien ihr keine Beschwerden aus der Bevölkerung wegen der verlängerten Bauzeit bekannt. Allerdings: "Die Geschäftsleute jammern." Sie müssen seit Mai vergangenen Jahres mit unschönen und hinderlichen Bauzäunen vor ihren Geschäften leben. Besonders die Sparkasse sei stark beeinträchtigt, weiß Prowald.

Auch für Dienstleister ist die Dauerbaustelle eine Belastung. "Wir haben nach wie vor Probleme, zu unseren Patientinnen und Patienten zu kommen", sagt Gottfried Bindrim, der Leiter der Caritas-Sozialstation St. Josef, die in Oberndorf zahlreiche alte und kranke Menschen betreut. Wegen der Straßensperrung könnten die Pflegekräfte manche Patientinnen und Patienten nur zu Fuß aufsuchen. "Pro Hausbesuch sind das fünf Minuten mehr an Zeit."

Die Sperrung der Oberndorfer Hauptstraße wirkt sich auch auf die umliegenden Straßen aus. Wenn Schichtwechsel in der Großindustrie ist, gibt es laut Bindrim regelmäßig Staus, was längere Fahrzeiten und damit Verspätungen auch andernorts zur Folge hat. "Mittlerweile haben sich die Leute damit arrangiert, sie wissen, dass wir später kommen." Auf den Mehrkosten wegen längerer Arbeitszeiten bleibe die Caritas-Sozialstation aber sitzen.    

"Anlaufschwierigkeiten" und "nicht vorhergesehene Probleme"

Schon vor Baubeginn hatte die Sanierung der Hauptstraße in Oberndorf für viel Diskussionen gesorgt – im Bauausschuss des Schweinfurter Stadtrats und in der Bevölkerung, bei der die Pläne anfänglich auf wenig Gegenliebe stießen. Nach einem zunächst gescheiterten Beschluss war die Umgestaltung dann doch noch auf den Weg gebracht worden. Aber es lief nicht rund.

Gleich beim Start im Mai gab es "Anlaufschwierigkeiten", wie die Pressestelle der Stadt Schweinfurt damals den um knapp zwei Wochen verspäteten Baubeginn erklärte. Während der Bauphase kamen dann "nicht vorhergesehene Probleme" hinzu. Die Leitungen im Untergrund verliefen anders als gedacht. "Die Leitungserneuerungen nehmen deshalb entsprechend Zeit in Anspruch", begründet die Pressestelle die lange Bauzeit. Ein reiner Straßenbau wäre in kürzerer Zeit realisierbar gewesen.    

Zu guter Letzt tauchte Anfang des Jahres beim Buddeln im Untergrund ein alter Brunnen vor dem Haus Nummer 13, dem Künstlerhof, auf. Laut Marianne Prowald handelt es sich um einen historisch wertvollen Brunnen, der auf dem Plan "Geometrischer Grund-Riß über Das Dorff Oberdorff" von 1753 eingezeichnet und als Ziehbrunnen erkennbar ist. Vor der Eingemeindung Oberndorfs im Jahre 1919 habe sich die Bevölkerung mit Wasser aus diesem Brunnen versorgt.

Wiederentdeckter Ziehbrunnen soll wieder hergerichtet werden

Marianne Prowald und Peter Hofmann von der SPD-Fraktion im Stadtrat haben einen Antrag gestellt, den Brunnen nicht nur zu erhalten, sondern wieder so herzurichten, wie er einmal war: als Ziehbrunnen. Er würde sich gut vor dem Künstlerhaus in den bereits erweiterten Fußgängerbereich integrieren und das Erscheinungsbild der Hauptstraße nicht nur verschönern, sondern Oberndorf ein Stück Ortsgeschichte zurückgeben, sagen die beiden Stadträte. Der Brunnen ist mittlerweile abgedeckt und gesichert. 

"Noch keine Erkenntnisse" liegen der Stadt vor, ob aufgrund der baulichen Verzögerungen Mehrkosten entstehen und wer diese trägt. Ursprünglich geschätzt waren einmal vier Millionen Euro Baukosten und eine Beteiligung des Bundes mit 400.000 Euro, da früher die Oberndorfer Hauptstraße eine Bundesstraße war. Weil die Herabstufung bereits 2015 erfolgt ist, war für die Erneuerung der Fahrbahn aber eine Frist bis Ende 2024 gesetzt worden. Die ist längstens überschritten.   

Stellt sich noch die Frage, ob zumindest der neue Fertigstellungstermin Juli 2025 eingehalten werden kann. Dazu sagt die Pressestelle der Stadt: "Nach derzeitigen Kenntnisstand werden die Arbeiten rechtzeitig beendet sein."

Hinweis: Die Oberndorfer Hauptstraße ist nach Angaben der Stadt noch bis Juli 2025 für den Durchgangsverkehr komplett gesperrt. Der Verkehr wird über die Engelbert-Fries-Straße und die Werkstraße umgeleitet. Die Anlieger der Hauptstraße können von der Straße am Feldtor jeweils mit einer Einbahnstraßenregelung in Richtung "Am Oberndorfer Weiher" und Ernst-Sachs-Straße zu ihren Grundstücken gelangen.

 
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  • Hugo Brönner
    Die Stausituation entsteht hauptsächlich wegen der nicht syncron geschalteten Ampeln in der Werkstrasse... meistens ist es so, daß die Werksausfahrtampel Rot ist, wenn die Ampel Werkstrasse/EngelbertFriesstr. Grün ist und somit nur 3 Autos fahren können....
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