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Gochsheim
Für Demokratie und gegen Rechtsextremismus: Über 800 Menschen bei Kundgebung in Gochsheim
Mehrere hundert Teilnehmende waren am Samstag bei der Kundgebung "Zusammen für Demokratie" in Gochsheim. Was Bürgermeister, Landrat und Veranstalter beeindruckte.
Mehr als 800 Menschen kamen zur Kundgebung 'Zusammen für die Demokratie und gegen Rechtsextremismus' nach Gochsheim und setzten ein beeindruckendes Zeichen, dass auch im ländlichen Raum die Menschen für die Demokratie einstehen.
Foto: Martina Müller | Mehr als 800 Menschen kamen zur Kundgebung "Zusammen für die Demokratie und gegen Rechtsextremismus" nach Gochsheim und setzten ein beeindruckendes Zeichen, dass auch im ländlichen Raum die Menschen für die ...
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 15.07.2024 18:49 Uhr

Als sich vor gut zwei Wochen die Gochsheimer Bürger Thorsten Kneuer, Philipp Spitzner, Alexander Schlereth, Markus Pfister und Manuel Kirchbach entschlossen, in Gochsheim am Plan eine Kundgebung unter dem Motto "Zusammen für die Demokratie und gegen Rechtsextremismus" zu organisieren, hatten sie noch auf rund 300 Teilnehmende gehofft. Es kamen am Samstag mehr als das Doppelte und die laut Spitzner über 800 Besucherinnen und Besucher waren ein beeindruckendes Zeichen, dass auch der ländliche Raum ein deutliches Zeichen gegen Rechtsextremismus setzt.

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"Wir wachen heute auf", freute sich Gochsheims Bürgermeister Manuel Kneuer, der mit allen Gemeinderäten gemeinsam auf der Bühne stand, über die Anwesenheit so vieler Menschen aus der Region. Das mache ihn "stolz", denn es sei ganz besonders wichtig, "sich jeden Tag für Frieden, Freiheit und Demokratie einzusetzen".

Kneuer warnte eindringlich vor der AfD: "Wollen wir einen AfD-Ministerpräsidenten? Wollen wir ein Europa der Rechtspopulisten?" Man müsse verhindern, dass die entsprechenden Politikerinnen und Politiker Macht bekämen, denn "sie versprechen alles, wechseln aber nicht die Politik, sondern das System zum Schlechteren".

Selfie bei der Demo: Diese beiden Teilnehmerinnen waren unter den mehr als 800 Menschen, die am 17. Februar in Gochsheim ein Zeichen für Demokratie und Menschenrechte setzten.
Foto: Martina Müller | Selfie bei der Demo: Diese beiden Teilnehmerinnen waren unter den mehr als 800 Menschen, die am 17. Februar in Gochsheim ein Zeichen für Demokratie und Menschenrechte setzten.

Ganz bewusst waren die Organisatoren im Vorfeld auch auf den Gemeinderat zugegangen, aus dem alle dort vertretenen Fraktionen (CSU/Freie Bürger, Freie Wähler, Grüne und SPD) sich gemeinsam auf dem Podium zeigten. Ein Zeichen, das Kneuer sehr freute. Natürlich diskutiere man intern, sei auch nicht immer einer Meinung: "Aber wir akzeptieren am Ende das Ergebnis der Diskussion, weil wir Demokraten sind."

Vor allem auch im ländichen Raum zeigen, dass Rechtsextremismus keine Option ist

Mit-Organisator Philipp Spitzner betonte, es sei gerade auf dem Land wichtig, zu zeigen, "dass wir mehr sind". Er betonte: "Gegen Rechtsextremismus zu sein, ist nicht linksgrün oder woke. Es ist unsere Pflicht als Demokraten". Ein Satz, für den es viel Beifall aller Gruppen gab. Gerade die Vielfalt der Teilnehmenden in Gochsheim machte diese Kundgebung aus, denn es waren Familien mit Kindern wie junge Menschen und viele ältere Mitbürger vor Ort.

"Gegen Rechtsextremismus zu sein, ist nicht linksgrün oder woke. Es ist unsere Pflicht als Demokraten."
Philipp Spitzner

Es waren genauso viele Plakate mit deutlichen Botschaften gegen Rechtsextremismus und die AfD zu sehen wie Parteifahnen von CSU, Grünen oder der SPD. Es war ganz offensichtlich ein Abbild der gesellschaftlichen Mitte zu sehen.

Eine Mitte, die Spitzners Einschätzung zur AfD insbesondere nach den Recherchen der Redaktionsgemeinschaft Correctiv zu einem Treffen Rechtsextremer in Potsdam im Januar und den Ideen zu einer Remigration von Millionen Menschen mit Migrationshintergrund aus Deutschland heraus, teilte und gleichermaßen abstoßend und schockierend fand. "Spätestens jetzt hat die AfD ihren Schafspelz abgelegt und ihre hässliche Fratze gezeigt", so Spitzner. Dass seit Wochen hunderttausende Menschen in ganz Deutschland dagegen protestierten, sei ermutigend.

Mit dabei bei der Kundgebung in Gochsheim waren natürlich auch die 'Omas gegen Rechts', die in Haßfurt eine neue Gruppe gründeten.
Foto: Martina Müller | Mit dabei bei der Kundgebung in Gochsheim waren natürlich auch die "Omas gegen Rechts", die in Haßfurt eine neue Gruppe gründeten.

Landrat Töpper freut sich über "eindrucksvolles" Zeichen der Bevölkerung

Landrat Florian Töpper (SPD) war auch schon bei der Kundgebung von "Schweinfurt ist bunt" am 27. Januar mit 6500 Teilnehmenden sowie Anfang Februar in Gerolzhofen. Er sah ein "eindrucksvolles" Zeichen der Zivilbevölkerung in Gochsheim und betonte, er werde immer jeder Einladung zu einer solchen Kundgebung folgen und sich an die Seite der Menschen vor Ort stellen, die sich gegen Rechtsextremismus wenden.

Genauso wie er verspreche, dass die Zivilgesellschaft auch immer an der Seite derjenigen stehen werde, die sich vor den AfD-Gedankenspielen fürchten und ausgegrenzt fühlen, weil sie einen Migrationshintergrund haben. Eine Kundgebung wie die in Gochsheim mache ihm "Mut", so Töpper. "Mut, den wir brauchen gegen die Kräfte, die sich breit gemacht haben."

Mehr als 800 Menschen kamen zur Kundgebung in Gochsheim am 17. Februar und setzten ein Zeichen für Demokratie und Menschenrechte.
Foto: Martina Müller | Mehr als 800 Menschen kamen zur Kundgebung in Gochsheim am 17. Februar und setzten ein Zeichen für Demokratie und Menschenrechte.

Die friedliche, etwas mehr als eine Stunde dauernde Veranstaltung war musikalisch umrahmt vom Posaunenchor sowie Peter Müller. Auch die Vertreter der evangelischen und der katholischen Kirche bezogen unter Beifall klar Stellung. Pfarrerin Monika Roth-Stumptner erklärte, für rechte Ideologien, Hass und Spaltung sei kein Platz. Vor allem, wenn man Christ sei und die Bibel ernst nehme, denn das Leben und Handeln Jesus Christus' widerspreche rechtsextremem Gedankengut.  

Der katholische Pfarrer Gregor Mühleck betonte Bezug nehmend auf einen Roman Kafkas, die Gesellschaft sei nicht bereit, "die Tür für Demokratie oder unsere freiheitliche Selbstbestimmung zuschmeißen zu lassen". Toleranz für alle Lebensformen, Kulturen und Religionen führe zu einem friedlichen Zusammenleben.

 
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  • Helga Scherendorn
    Verdächtig ist, wer überhaupt einen Blick zurückwirft. Denn in der Retrospektive lässt sich unter anderem feststellen, dass es noch vor wenigen Jahren überflüssig war, Schilder aufzustellen, die den Bürgern erklären, dass Frauen im Schwimmbad nicht in den Schritt gegriffen werden darf. Auch an das Verbot, im öffentlichen Raum sein großes Geschäft zu erledigen, muss in Städten wie Berlin erst neuerdings erinnert werden.
    Und wieviel mehr einem auffallen kann, wenn man es zulässt! Wir haben uns gewöhnt an Wachdienste in Supermärkten, auf Ämtern und in Schulen. Wir nehmen nur mehr beiläufig zur Kenntnis, wenn wieder einmal Notärzte von erlebnisorientierten Jugendlichen angegriffen werden oder Stahlpoller vor Weihnachtsmärkten hochfahren, um Glühweintrinker vor Dschihad-Truckern zu schützen. Und ja, selbst an die nervige Notwendigkeit, noch im eigenen Treppenhaus alles vom Kinderwagen bis zum Blumentopf anketten zu müssen, gewöhnt man sich irgendwann.
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  • Karl Weeth
    Ihre Sicht auf die Vergangenheit als sicherer und geordneter halte ich für subjektiv. Vieles von dem, was Sie ansprechen, habe ich noch nicht erlebt. Es bedeutet auch nicht zwangsläufig, dass früher alles harmonischer war. Unsere Gesellschaft entwickelt sich und reagiert auf neue Herausforderungen. Die Wahrnehmung von Sicherheit und Risiko verändert sich im Laufe der Zeit. Früher akzeptable Risiken gelten heute möglicherweise als inakzeptabel, was unsere verstärkten Sicherheitsmaßnahmen erklärt. Sogar in der Vergangenheit gab es Regeln, wie das Schild gegen Ausspucken auf den Bode in unserer Kirche zeigt, wenn auch möglicherweise weniger auffällig.
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  • Helga Scherendorn
    Sie können das ausspucken mit großes Geschäft auf der Straße nicht vergleichen? Auch die Sicherheitslage hat sich verändert, oder wollen sie das nicht sehen?
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  • Georg Wohlfart-Mitznegg
    Was mir in diesem Zusammenhang einfällt:
    Vor etlichen Jahren war das Notdurft verrichten noch ein allgemeines Menschenrecht; heute ist diese Art von Geschäft durchaus ein Luxusgut geworden.
    Für Menschen mit Inkontinenz oder chronischer Diarrhoe ist das heute schon teuer, sich im öffentlichen Raum bewegen zu müssen (Verzehrpflicht oder 1€, Drehschranken und Kassenautomaten usw.).
    Und ich frage mich bereits jetzt schon, ob die bevorstehende Bezahlkarte für Geflüchtete (Söder: Härter, Schneller) dann künftig auch in den paar noch vorhandenen öffentlichen Toiletten benutzt werden kann ?
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  • Karl Weeth
    Frau Scherendorn, Sie haben natürlich Recht, dass sich die Voraussetzungen im Laufe der Zeit verändert haben und dass bestimmte Maßnahmen möglicherweise erforderlich sind, um auf diese Veränderungen zu reagieren. Allerdings verdeutlicht das Beispiel des Verbots, auf den Kirchenboden zu spucken, dass Sicherheitsstandards nicht in Stein gemeißelt sind und sich im Laufe der Zeit ändern können. Es zeigt auch, dass das Sicherheitsbedürfnis individuell ist und stark von verschiedenen Faktoren beeinflusst wird, darunter persönliche Erfahrungen und kulturelle Normen. Daraus folgt, dass Maßnahmen angepasst und verbessert werden müssen, um den aktuellen Bedürfnissen und dem Zeitgeist gerecht zu werden. Das bedeutet aber auch, dass vieles von dem, was uns heute wichtig erscheint, morgen vielleicht schon obsolet sein wird.
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  • detlef erhard
    Fehlende Belege.
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  • Klaus Fiederling
    ich finde es auch richtig und sehr sinnvoll, dass noch mehr demos gegen rechtes Spektrum und vorallem gegen die AfD stattfinden müssen. Nach den letzten Umfragewerten gehen die AfD%ja ganz deutlich zurück. Man muß dann auch bei den Wahlen dannach handeln. Was nützen jetzt Demos, wenn man sie wieder wählt und diese in den Bundestag oder in Landtagen einziehen. Ich sehe das Problem nicht in den alten Bundesländern, sondern in dem Bereich der neuen Bundesländer. Dort gibt es halt noch zuviele Anhänger der AfD, obwohl man dort doch lange Jahre den Kommunismus ertragen mußte und die geschlossene Mauer zum Westen dazu. Hoffentlich wacht man bei der nächsten Wahl auf und jagt AfD und Co. aus dem Bundestag. Was aber wird mit Wagenknecht und Maßen??
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  • Manfred Englert
    Nanu, Herr Fiederling, Sie stellen sehr gewagte Fragen und rücken Maaßen und Wagenknecht in ein ganz diffuses Licht!
    Was bezwecken Sie mit solch provokativen Fragen?
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  • Kerstin Gierling
    Hoffentlich finden sich weiterhin viele Nachahmer für solche Veranstaltungen, gerade auch in kleineren Gemeinden.
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  • Barbara Schug
    Bravo, Gochsheimerinnen und Gochsheimer! Gratulation an örtliche Initiatoren, die Geistlichen, den Landrat und den Bürgermeister mit Gemeinderät(inn)en, die durch ihre guten Statements das sehr breite Spektrum der Demokratinnen und Demokraten in unserem Land abbildeten und bei den Teilnehmenden aller Altersgruppen einen Nerv trafen im Aufstehen für unsere demokratischen Werte. Zusätzlich herzliches Lob für die Umrahmung durch den evangelischen Posaunenchor und Peter Müller mit handgemachter Musik und Songs, die eine echte Botschaft vermitteln! Ich war sehr gerne dabei.
    Nicht ganz zu dem gemeinsamen Einsatz gegen Rechtsradikalismus passen will die „Nikolaus-Fey-Straße“ in Gochsheim, unter deren Adresse immer noch die katholische St. Matthias-Kirche grüßt. Nicht nur hat der Dichter Nikolaus Fey von der Nazidiktatur profitiert, sondern nachweislich von Anfang an aktiv mitgewirkt. Es wird sich in Gochsheim doch ein(e) würdigere(r) Namespate/Namenspatin für diese Straße finden lassen!
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  • Frank Widmaier
    ich sag es nochmal: Cancel Culture ist falsch. ich begrüsse das Zusatzschild in Gerolzhofen.

    nur etwas auszulöschen bringt keinen Lerneffekt. wenn man etwas erklärt, bedeutet es , darauf hinzuweisen. es einzuordnen
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  • Barbara Schug
    Mir diesem Argument würde es heute noch Hermann-Göring-Strassen und Adolf-Hitler-Plätze geben.
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  • Steffen Link
    Danke für die Orga,war mit Freude dabei,gerne wieder.
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  • Detlef Erhard
    Schöne Sache, ich denke mal das die Gochsheimer Bürger nun mal 100 Asylbewerber aus dem Ankerzentrum bei sich aufnehmen werden, das wäre ein starkes Zeichen.
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  • Steffen Link
    Sie haben nicht im Geringsten kapiert, warum es bei dieser und vielen weiteren Kundgebungen ging. Somit lasse ich Ihren Kommentar rechts liegen.
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  • Roland Albert
    bleibt auch genauso links liegen..
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  • Steffen Link
    Roland Albert: wenn alle die nicht afd wählen, links sind, dann bin ich das mit größter Freude.
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  • Detlef Erhard
    Setzen Sie mal ein Zeichen und nehmen Sie zwei Flüchtlinge bei sich zu Hause auf, ich garantiere Ihnen Sie haben viel Freude dabei.
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  • Steffen Link
    Detlef Erhard: ham sie welche, oder woher kommt ihr bahnbrechende Kenntnis?
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