
Ein "großer Wurf", eine "herausragende Verbesserung", der "modernste Verkehrsverbund Bayerns", eine Entwicklung, die beweist, dass "der Slogan 'Schweinfurt findet Stadt' berechtigt ist" – alles Aussagen unter anderem von Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) oder Stadtwerke-Chef Thomas Kästner über den neuen Verkehrsverbund Mainfranken und die seit 1. Januar damit verbundenen Änderungen im Stadtbusverkehr in Schweinfurt.
Aussagen, die natürlich auf das große Ganze bezogen stimmen. Aussagen, die die Latte aber auch sehr hoch hängen. Aussagen, an denen man ebenso völlig zu Recht gemessen wird, wenn etwas auf Anhieb nicht so läuft. Und genau das ist ein Teil des Problems in der Diskussion über die Veränderungen im Schweinfurter ÖPNV. Die einen haben den Anspruch, alles müsse sofort perfekt sein. Die anderen halten Kritiker per se für kleingeistig. Beides ist der falsche Ansatz.
Tatsächlich gab es in den vergangenen Jahren kaum ein Thema, das so viele Reaktionen bei den Betroffenen hervorgerufen hat. Viele positive, natürlich, aber durchaus auch eine Menge negative. Klar ist: Die Stadtwerke sind ganz offensichtlich nicht beratungsresistent, haben auf die Kritik in vielen Bereichen schnell reagiert – beim Schülerverkehr, bei den Haltestellen, beim Sozialticket.
Die Diskussion im Stadtrat wurde gleichwohl zu Recht kritisch geführt, denn das, was alles nicht gut lief, in den vergangenen vier Wochen, muss diskutiert werden. Sie zeigte aber im Mikrokosmos Schweinfurt die großen Themen unserer Gesellschaft. Denn einander zuhören und sowohl die Argumente der Kritiker annehmen als auch die Aussagen der Befürworter abzuwägen für die eigene Meinungsbildung, ist in diesem Stadtrat schwierig.
Befürworter sind nicht blauäugig, weil sie diese Neuerungen gut finden, wie Kritiker nicht automatisch polemisch sind, weil sie manches skeptisch sehen. Es ist im Übrigen albern, immer dann, wenn unliebsame Meinungen mutmaßlich zu ausführlich geäußert werden, diese mit Anträgen zur Geschäftsordnung unterbinden zu wollen und Debatten damit abzuwürgen.
Die Einführung/Umstellung auf ein bargeldloses Bezahlsystem lässt sich zwar noch nachvollziehen, ist aber auch alles Andere als "rund" gelaufen.
Darüber hinaus müssten aus meiner Sicht im Bereich der großen Ein- und Ausstiegs-Bereiche der Busse (also in der Mitte bzw. hinten) jeweils zwei Validatoren bzw. Terminals vorhanden sein, um das Ein- und Aus-Checken bei größeren "Fahrgast-Ansammlungen" deutlich zu beschleunigen.
Sicherlich gibt es auch noch weitere Kritikpunkte, die so einen Kommentar jedoch "sprengen" würden.
Unter dem Strich ist nach meiner Meinung die "Groß-Umstellung" zum 01.01.2025 eine unausgereifte "Verschlimm-Besserung" sondergleichen!