Ein Raum für zwanglose Begegnungen, für Gespräche und gegenseitige Annäherung soll es sein – das neue Begegnungscafé in der Ledward-Kaserne in Schweinfurt. "Es geht hier darum, einen Raum zu öffnen für Leben und Kontakt untereinander, für Begegnungen auf Augenhöhe", sagt Carsten Bräumer, Vorstand des Diakonischen Werkes Schweinfurt, bei der Eröffnung am Mittwoch.
Und die Neugier an dem Konzept war groß: Neben zahlreichen Bewohnerinnen und Bewohnern des Kasernengeländes waren auch Menschen aus der Umgebung im Schweinfurter Kasernenweg zusammengekommen, um die Räume im Erdgeschoss des Gebäudes 212 kennenzulernen.
Einige kennen den großen Raum mit den gefliesten Wänden bereits. "Letztes Jahr hatten wir hier noch die Essensausgabe, als die ersten ukrainischen Geflüchteten nach Schweinfurt gekommen sind", sagt Sarah Zienow, Mitarbeiterin in der Flüchtlings- und Integrationsberatung der Diakonie. "Da sah das hier aber noch ziemlich leer aus", sagt sie und lacht.
Montag und Donnerstag ist das Café für alle geöffnet
Mittlerweile hängen Gemälde an den Wänden, überall stehen Pflanzen. Eine Ecke mit Sofas und mehrere Holztische und Stühle sollen künftig Platz für bis zu 50 Menschen bieten. Entstanden ist das Café auf Initiative der Diakonie Schweinfurt und der Offenen Sozialen Dienste in Kooperation mit der Stadt Schweinfurt. Die Idee dafür stamme aus dem Schweinfurter Mehrgenerationenhaus, das mit seinem Offenen Treff ein ganz ähnliches Konzept verfolgt.
"Im Mehrgenerationenhaus haben wir die Erfahrung gemacht: Wenn man die Sprache lernen will, braucht es Gemütlichkeit. Und wenn man sich kennenlernen und Kulturen zusammenbringen will, braucht man einen Raum, der für alle offensteht und alle anspricht", sagt Zienow. Als eine der Integrationslotsinnen der Diakonie wird sie für die Organisation des Cafés zuständig sein.
Betreiben soll es aber eine Gruppe von Ehrenamtlichen, die sich vor etwa einem Jahr mit Beginn der Essensausgabe zusammengefunden habe. Jeden Montag und Donnerstag von 14 bis 17 Uhr sollen Interessierte hier nun die Möglichkeit haben, in entspannter Atmosphäre bei Kaffee und selbstgebackenem Kuchen mit anderen Besucherinnen und Besuchern in Kontakt zu kommen, sich auszutauschen oder eines der bereitgestellt Gesellschaftsspiele zu spielen.
Dabei richtet sich das Angebot aber nicht nur an Geflüchtete. Es seien explizit alle Menschen aus Schweinfurt und der Region eingeladen, sich hier auf Augenhöhe zu begegnen, betonen die Verantwortlichen.
Bei Kaffee und Kuchen Kulturen sich annähern und Vorurteile abbauen
Oberbürgermeister Sebastian Remelé sieht das Café auch als Ort, um das Bewusstsein für die Geschehnisse in der Ukraine und anderen Krisenregionen der Welt wachzuhalten und einem "Gewöhnungseffekt" entgegenzuwirken: "Das Begegnungscafé ist mitnichten nur für unsere Flüchtlinge da. Hier können auch unsere Bürgerinnen und Bürger mögliche Vorurteile und Unkenntnis abbauen."
Auf viele schöne Begegnungen und Gespräche hofft auch Svetlana Bondarets. Die 63-Jährige ist im März vergangenen Jahres aus ihrer Heimat in der Ukraine nach Schweinfurt geflüchtet. "Das hier ist sehr wichtig", sagt sie. Wenn das Café gut anläuft, würde sie gerne oft Zeit dort verbringen. Denn mit ihrem Deutsch fühlt sich die Rentnerin noch unsicher. Das Café sieht sie als Möglichkeit, das zu ändern. "Ich finde das sehr interessant. Hier können wir viel lernen, viel sprechen und besser Deutsch lernen", sagt sie.
Ähnlich sieht das auch Najibullah Frotan. Der 40-Jährige stammt aus Afghanistan und wohnt auf dem ehemaligen Kasernengelände. Er ist mit einer Gruppe Nachbarn zur Eröffnung gekommen. "Ich finde die Idee toll. Hier können wir die Kultur kennenlernen und über unsere Kultur sprechen. Und ich bin froh, wenn wir das hilft, Englisch und Deutsch zu lernen", sagt er.