Was manche im Vorfeld befürchtet hatten, ist mittlerweile eingetreten. Seit Tagen warnt die Gewerkschaft IG Metall vor dem Verlust mehrerer tausend Arbeitsplätze bei mehreren Unternehmen in der Schweinfurter Großindustrie. Am Dienstag gab der Automatisierungstechniker Bosch Rexroth in einer Mitteilung nun bekannt, bis spätestens Ende 2028 bis zu 240 Stellen an den Standorten Schweinfurt und Volkach abbauen zu wollen.
Insgesamt 1300 Beschäftigte arbeiten bei Bosch Rexroth in Schweinfurt, weitere 370 im Werksteil Volkach. Laut Unternehmen sind beide Standorte vom Abbau betroffen. Der Stellenrückgang soll sozialverträglich erfolgen.
Ankündigung trifft Belegschaft überraschend
Dass die Nachricht vom Stellenabbau die Belegschaft offenbar unerwartet trifft, geht aus einer gemeinsamen Mittelung des Betriebsrats und der Gewerkschaft IG Metall hervor. "Die Ankündigung des Personalabbaus kommt völlig überraschend", sagt Betriebsratsvorsitzender Sebastian Schierling. Überraschend deshalb, weil das Unternehmen erst kürzlich eine "Wachstumsstrategie" ausgerufen habe, so der Betriebsratsvorsitzende weiter.
Gemeinsam mit der Geschäftsleitung habe man ab 2014 entgegen dem Trend Umsatz und Gewinn des Unternehmens gesteigert. 2022 erwirtschaftete der Konzern weltweit rund sieben Milliarden Euro. Bis 2028 wollte Bosch Rexroth insgesamt zehn Milliarden umsetzen. "Als Lineartechnik sollten wir hier auch unseren Teil bringen", so Schierling. Innerhalb der Belegschaft herrsche deshalb "extreme Betroffenheit" über die aktuelle Entwicklung.
Außerdem habe der Arbeitgeber die Nachricht über die Stellenkürzungen nicht wie üblich im Vorfeld im internen Wirtschaftsausschuss und mit dem Betriebsrat besprochen, sondern das Vorhaben direkt verkündet. "Die Geschäftsleitung hat bereits angekündigt, künftig anders damit umzugehen", sagt Schierling.
Aus Sicht der Arbeitnehmer könne man nun mit dem Aushandlungsprozess beginnen. "Wir befinden uns zu allen Themen im Gespräch mit der Geschäftsleitung, um alternative Lösungen zu Verlagerungen anzubieten." Man setze sich dafür ein, Investitionen und Produktinnovationen voranzutreiben, um so Arbeitsplätze für die Standorte Schweinfurt und Volkach zu sichern.
IG Metall drängt auf Investitionen
Bei der IG Metall sorgt man sich schon seit einiger Zeit um den Industriestandort Schweinfurt. Reiner Gehring, Zweiter Bevollmächtigter der Gewerkschaft in Schweinfurt, bringt die Situation auf den Punkt: "Der angekündigte Personalabbau ist bitter." Auch wenn niemand gekündigt werden solle, würden die Arbeitsplätze durch den Abbau langfristig aus Schweinfurt verschwinden, so Gehring weiter.
Gleichzeitig habe das Unternehmen angekündigt, trotz des Abbaus an den Standorten Schweinfurt und Volkach investieren zu wollen. Wie hoch die Investitionen ausfallen sollen, sei derzeit allerdings nicht bekannt. "Wir werden die neue Situation zusammen mit dem Betriebsrat genau analysieren, bewerten und daraufhin unser weiteres Vorgehen abstimmen", erklärt Gehring.
Die IG Metall weist seit einiger Zeit darauf hin, dass sich der Industriestandort Schweinfurt an einem kritischen Punkt befindet. Nach ihrer Auffassung benötige es dringend neue Investitionen, Produktinnovationen und gute Arbeitsplätze an den Standorten der Region. Darauf wolle man auch bei Bosch Rexroth offensiv hinwirken, kündigte die Gewerkschaft an.
Bosch Rexroth dementiert Gerüchte
Gerüchte, dass Bosch Rexroth die gänzliche Schließung des Werksstandorts in Volkach plane, dementiert das Unternehmen. "Der Werksteil Volkach unterliegt dem gleichen Fortschrittsbedarf wie der Werksteil Schweinfurt. Wenn es gelingt, Flexibilität, Produktivität, Kostenfortschritt und Innovation zu zeigen, dann sind die Perspektiven für den Werksteil Volkach ebenfalls gut", erklärt Unternehmenssprecher Jan Saeger auf Nachfrage dieser Redaktion.
"Die Geschäftsleitung hat sich zum Standort bekannt", bestätigt auch der Betriebsratsvorsitzende Sebastian Schierling. Zwar stünde durchaus ein Teil der Produkte dort zur Diskussion, welche genau, wolle man aber nicht weiter benennen. "Größenordnungen und Investitionen wurden nicht genannt und sollen Inhalt der jetzt anstehenden Gespräche sein", so Schierling.
Der Automatisierungstechniker kämpft laut Mitteilung des Unternehmens derzeit mit einer schwachen Marktdynamik bei gleichzeitig steigendem Wettbewerbs- und Preisdruck. Vor allem im asiatischen Raum konkurriert das Unternehmen mit günstigeren Mitbewerbern.
Ich hoffe persönlich, dass der Betriebsrat hier kompromissbereit ist und sich nicht nur an die Stellen die Abgebaut werden sollen klammert, sondern auch die Chance für den Standort bestmöglich verhandelt.
Dem muss ich widersprechen! Das war schon seit langem absehbar und die Befüchtung hatte ich bereits bei den letzten Streiks geäußert!
Zusätzlich nun die Forderung nach Investitionen zu stellen ist schon frech!
Es ist Aufgabe eines Unternehmens, seine Entscheidungen so zu treffen, dass die Wirtschaftlichkeit gewährleistet ist und am Ende auch was verdient wird. Dann kann ich investieren!
Diese Entscheidung sollte das Unterfpr sich treffen Klubs je nach Möglichkeit auch entsprechend Arbeitsplätze anbieten zu ihren Bedingungen.
Hier muss ein Umdenken Erfolg! Wer international bestehen will/muss, muss sich da auch vergleichen und messen können.
Streiks, Ausstände, teure Arbeitskräfte, Energie, Bürokratie etc. machen den Standort Deutschland unattraktiv!
Und die Gewerkschaften sind selbst schuld, dass sich das Blatt gegen sie wendet weil sie den Bogen überspannt haben und überspannen!